Seit 23. März ruhte bei dem deutschen Kleinwagenhersteller E.Go Mobile in Aachen Rothe Erde die Produktion – nun können sich Belegschaft und Kunden darauf vorbereiten, dass die Bänder bald wieder laufen: Wie das Unternehmen gestern bekannt gab, hat es nach monatelanger Suche nun einen finanzkräftigen Investor gefunden. Am 1. September wird das gesamte Geschäft einschließlich aller Tochtergesellschaften und Mitarbeiter in den Besitz der Investmentgruppe nd Industrial B.V. aus Eindhoven übergehen. Der Gründer und bisherige Mehrheitsaktionär Günther Schuh wechselt in den Verwaltungsrat der neuen „Next e.Go Mobile S.E. Zum neuen Geschäftsführer wurde Ulrich Hermann ernannt, ehemaliges Vorstandsmitglied der Heidelberger Druckmaschinen AG. Hermann war dort bis zu seinem Ausscheiden im Februar für die Digitalisierung zuständig.
Mit der Übernahme durch die niederländische Holding.- und Investmentgesellschaft geht eine monatelange Hängepartie zu Ende. Finanzprobleme hatte es bei dem Hersteller des kleinsten deutschen Elektroautos schon vor Ausbruch der Corona-Krise gegeben. Doch die Seuche sorgte dafür, dass vielversprechende Verhandlungen platzten und Investoren absprangen. Die Folge: Am 2. April musste das Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stellen.
Der Generalbevollmächtigte der e.Go Mobile AG während des Insolvenzverfahren zeigte sich nun entsprechend erleichtert. „eGo Mobile“, erklärte Paul Fink, „war kein klassischer Sanierungsfall, sondern ein gut aufgestelltes Startup, das es geschafft hat, ein neues Auto auf die Straße zu bringen und dem vor allem durch die beispielslose Situation während der Covid-19-Pandemie das Wachstumskapital ausging.“
Kaufpreis bleibt ein Geheimnis
Das Unternehmen war zuletzt mit rund einer Milliarde Euro bewertet worden. Was die Investoren für die Übernahme zahlten, wollte Thomas Poplat, der bei nd Industrial Investments in Eindhoven für Fusionen und Übernahmen verantwortlich ist, nicht verraten. Die Investmentgruppe hält nach eigenen Angaben bislang Anteile an Unternehmen unter anderem der Energie- und Nahrungsmittelbranche, an Modeunternehmen und Immobiliengesellschaften und ist stark in Südosteuropa engagiert. Wie sich e.Go Mobile in das Portfolio fügt, wird man sehen. Sobald die Zulassung als Fahrzeughersteller für die neue Gesellschaft erteilt ist und die Lieferantenverträge umgestellt sind, soll die Fertigung des Elektromobils in Aachen wieder anlaufen. Service und Vertrieb sind bereits wieder aktiv.
Schuh hatte zuletzt geplant, mit Hilfe von Investorengeldern die Produktpalette auszubauen. Der nur 3,35 Meter lange e.Go Life 60 sollte in verschiedenen anderen Varianten angeboten werden, auch ein Mini-SUV und ein Öko-Sportwagen waren geplant. Zu erwarten ist, dass sich die neuen Eigner erst einmal um das Kernprodukt kümmern werden. Von dem waren im vergangenen Jahr 540 Exemplare ausgeliefert worden. Und im laufenden Jahr waren bis zur Produktionsunterbrechung auch nur etwas mehr als 400 Kaufverträge unterzeichnet worden.