E-Scooter gelten als hipp und umweltfreundlich, weil sie Spaß machen, emissionsfrei rollen und Taxifahrten ersetzen. Kritiker halten entgegen, die Herstellung der Batterien setzt mehr CO2 frei als in der kurzen Lebensdauer der Stehroller eingespart wird. Dass ein Roller im Stadtverkehr auf kurzen Strecken eine Alternative zum Auto ist und eine gute Ergänzung zu Bus und Straßenbahn sein kann, ist allerdings unbestritten. Puky, der Hersteller von Kinderfahrzeugen aus Wülfrath, bringt deshalb im Herbst mit dem „Joker'“ einen klassischen, allein mit Körperkraft betriebenen Stehroller aus Aluminium auf den Markt, für eine Zuladung bis zu 100 Kilogramm, mit luftbereiften 16-Zoll-Rädern. Zum platzsparenden Transport und zur kompakten Unterbringung lässt sich der Vorbau per Schnellspannhebel wegklappen. Der Kölner Komiker und ausgewiesene Roller-Experte Wigald Boning hat den Joker (Verkaufspreis: 229,99 Euro) für uns getestet.
Wigald, du bist gerade eine Runde mit dem neuen Tretroller „Joker“ von Puky gefahren – was sagt der Roller-Fachmann?
Puky ist ein traditionsreicher Hersteller für Kinderfahrzeuge. Ich war deshalb sehr gespannt, wie sich jetzt ein Modell für Große fährt. Was mich sofort betört, ist die Leichtigkeit des gesamten Geräts. Es sind ja nur wenige Kilo, und man kann den Roller sehr gut tragen und prima in der Bahn mitnehmen.
Hast du den Roller auch mal gefaltet?
Ja, gefaltet hab’ ich auch. Ich glaube, der Mechanismus erfüllt komplett seinen Zweck. Für mich ist ja besonders wichtig, mein Fahrzeug in diesem Spalt im ICE – zwischen der Glasscheibe am Beginn eines Waggons und der ersten Sitzreihe – zu verstauen. Da müsste das Gefährt genau reinpassen. Damit sind meine Bedürfnisse erfüllt.
Und wie fährt er sich so?
Man steht recht aufrecht, das ist Geschmackssache. Es gibt sicher Leute, die eine leicht sportliche Position bevorzugen. Ansonsten: Ein breites Trittbrett, man fühlt sich sicher, geborgen. Dazu kommen diese voluminösen Luftreifen, mit denen man sehr komfortabel vorankommt.
Erkläre uns noch einmal die Idee eines Tretrollers, der irgendwo zwischen Skateboard und Fahrrad angesiedelt ist. Was soll das?
Ich persönlich bin ein Riesenfan von Tretrollern. Man fühlt sich sofort wieder jung, ungefähr drei Jahre alt. So geht es mir immer: Sobald ich da drauf stehe, habe ich so einen kindlichen Spielgeist. Ein Bedürfnis, einfach nach vorne zu treten, mit relativ wenig Technik – was den großen Vorteil hat, dass ja auch wenig kaputtgehen kann. Defekte wie ein Kettenriss treten beim Roller nicht auf, weil ja gar keine Kette vorhanden ist. Einen Platten kann man eventuell noch haben; das passiert aber eigentümlicherweise auch selten auf dem Roller, weil man ja ein bisschen langsamer unterwegs ist als mit dem Fahrrad. Ich fahre ungefähr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h – damit komme ich wunderbar von A nach B. Es gibt ja diesen berühmten Begriff: „the last mile“. Man kann übrigens auch „die letzte Meile“ sagen. Dafür ist der Roller natürlich wie geschaffen. Er ist darüber hinaus ein Gerät, bei dem ich nicht begriffen habe, warum man es überhaupt elektrifizieren soll. Geht mir nicht in den Kopf – brauchen wir nicht.
Was war dein größtes und tollstes Roller-Erlebnis als Dreijähriger?
Das müsste in der Ottostraße in Oldenburg gewesen sein. Einer Wohnsiedlung, die Zickzackhausen hieß und heißt. Wie ich das erste Mal bis zum Ende der Sackgasse zu Anja Spilles, meinem Kindergartenschwarm, gefahren bin.
Und was ist Dein tollstes Roller-Erlebnis als ein wenig älterer Dreijähriger?
Ganz gewiss die Alpenüberquerung mit meiner Frau. Sie auf dem Mountainbike, ich auf dem Roller. Der Klassiker: Via Claudia in fünf Tagen nach Riva del Garda. Das ist natürlich eine großartige Sache. Als ich anfing mit dem Rollern, habe ich gedacht: Ist ja ganz schön, eben für die letzte Meile, aber für Alpenüberquerungen nimmt man doch besser das Fahrrad. Ich habe mich selbst eines Besseren belehrt.
Du trägst gerade einen schönen Strohhut – ist das dann auch Deine bevorzugte Kopfbedeckung für die Alpenüberquerung?
„Natürlich trage ich bei Alpenüberquerungen einen Helm, wie sich’s gehört. Ich trage auch auf allen Strecken, wo ich mit einer höheren Geschwindigkeit rechnen kann, selbstverständlich einen Helm. Auf dem Roller gönne ich mir den Luxus, auf flachen Stadtstrecken bisweilen auch einen Strohhut zu tragen, und sei es auch nur, weil ich mir einbilde, ich könnte diesen als Notrad einsetzen – er hat ja 16 Zoll. Wenn doch mal etwas kaputtgeht, dann trete ich einmal auf meinen Strohhut, und dann wird der als Ersatzrad montiert.
Was steht als nächstes großes Abenteuer an?
Gute Frage – ich bin gerade mit meinen Abenteuern durch. Ich habe als Letztes einen Holzschuh-Marathon absolviert, von dem ich jetzt noch zehre – also von dem Triumphgefühl. Man schafft es eben tatsächlich, 42,2 Kilometer in die Füße zu zwingen. Jetzt stehe ich da und bin auf der Suche nach neuen Zielen. Vielleicht eine Rollerfahrt, gute Idee!