Doug Lo baut auf seiner Farm in Kalifornien eigentlich Mandelbäume an. Doch seit einiger Zeit sät er zwischen den Baumreihen Klee aus. Der baut per Fotosynthese den CO2-Gehalt der Luft ab: Eine Art Kohlenstoff-saugende Fabrik soll seine Farm so werden. Lo ist einer von rund 50 Farmern, die vom Staat Kalifornien bis zu 50.000 Dollar Förderung erhalten, um Treibhausgase aus der Luft zu filtern.
Versuche, die Fotosynthese als Mittel gegen den Treibhauseffekt zu nutzen, gibt es seit vielen Jahren. Doch wie wirksam ist das wirklich? Helmut Haberl, Leiter des Instituts für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur in Wien, begegnet der Thematik mit Skepsis. Ihm fehlt die Nachhaltigkeit und der dauerhaft nachweisbare Effekt.
Zwar binden Pflanzen Kohlenstoff während sie wachsen. Dies entfernt CO2 aus der Atmosphäre und bekämpft daher in der Theorie auch den Klimawandel. „Allerdings werden viele Pflanzen nach ihrer Wachstumsphase vom Menschen geerntet und verwendet“, sagt Haberl. „Dabei wird das CO2 wieder freigesetzt. Andere Pflanzen sterben nach der Wachstumsphase ab. Auch hier wird das CO2 freigesetzt und ein vorteilhafter Klimaeffekt und dauerhafter Entzug von CO2 aus der Atmosphäre ist nicht gegeben.“
Weniger düngen und weniger ernten
Einen solchen würde es nur geben, wenn in einem Ökosystem der Bestand an Kohlenstoff in der Biomasse der Pflanzen und im Boden langfristig und dauerhaft gesteigert werden kann. „Das ist im Wesentlichen dann der Fall, wenn Flächen mit geringer Vegetationsdecke, also wenig Kohlenstoff in Pflanzen und Böden, dauerhaft in Wälder mit höherem Kohlenstoffgehalt in Pflanzen und Böden umgewandelt werden“, so Haberl. „Es ist auch möglich, die Menge an Kohlenstoff in bestehenden Wäldern zu steigern. Dies erfordert in der Regel, dass die Nutzungsintensität gesenkt wird.“
Eine andere Option sieht der Wissenschaftler aus Wien in der Verringerung der Nutzungsintensität im Grasland. Soll heißen: Weniger Düngung und weniger Ernte. In diesem Fall steigern Grasländer den Kohlenstoffgehalt des Bodens, weil extensiv genutzte Flächen einen höheren Anteil des Kohlenstoffs in unterirdische Pflanzenteile investieren als intensiv genutzte. Diese Effekte seien aber stark standortspezifisch und daher auch unsicher. Wesentlich bei allen Bemühungen rund um das Thema ist laut Haberl, dass der Kohlenstoff dauerhaft gespeichert wird. Das sei nur bei dauerhaft geringer Nutzungsintensität möglich.
Wo kommen die Agrarprodukte in Zukunft her?
Der Wiener Ökologe verweist auch darauf, dass Aktionen wie die Kleepflanzungen nur einen Einmaleffekt haben: Man kann den Kohlenstoffgehalt erhöhen und auch hoch halten. Mit der Zeit tritt aber eine Sättigung ein – der Kohlenstoffbestand kann also nicht beliebig erhöht werden. Der Zeitraum bis zur Sättigung kann allerdings lang sein: Wenn in Mitteleuropa eine derzeit als Ackerland genutzte Fläche aufgeforstet wird, dauert es etwa 500 Jahre, bis der Wald ins Gleichgewicht kommt.
Die Frage sei in so einem Szenario allerdings, woher die Produkte in Zukunft kommen, die auf diesem Ackerland heute produziert werden, bemerkt Professor Haberl. „Wenn wir sie nicht mehr brauchen, etwa weil wir weniger tierische Produkte essen, haben wir wirklich etwas gespart.“ Wenn die Produkte importiert werden, habe der Mensch dagegen nichts gewonnen, weil die Landnutzung in der Regel dann an anderen Orten Kohlenstoffverluste bewirkt.