Das chinesische Unternehmen Byton zeigt seine Limousine K-Byte erstmals in den USA auf dem Golfplatz von Pebble Beach. Unweit der malerischen Stadt Carmel by the Sea treffen sich seit 1950 kaufkräftige Autolieber in Kalifornien. Beim Concours d´Elegance werden Verbrenner aus hundert Jahren Automobilgeschichte vorgeführt, ausgezeichnet und versteigert.
Das Putting Green vor dem Clubhaus nennt sich an jenem Wochenende Concept Car Lawn. Doch der elektrische K-Byte wirkt hier zwischen dem Pickup VW Atlas Tanoak und dem Rolls-Royce Cullinan etwas fehl am Platz. Seine markanten Lidar-Sensoren auf dem Dach lassen ihn sehr futuristisch wirken. Dabei soll das Fahrzeug bereits 2021 mit Level 4-Autonomie in China auf den Markt kommen.
Byton M kommt 2019
Schon dieses Jahr kommt der Marktstart für das SUV mit der Modellbezeichnung M-Byte. Das erste Elektroauto des Unternehmens liegt mit seinen Kameras, Ultraschall- und Radarsensoren bei der Autonomie zwischen Level zwei und drei.
Die Testfahrt im Byton M-Byte im Video:
Doch davon ist das Showcar in Pebble Beach noch weit entfernt. Der Fahrersitz bleibt einem Byton-Mitarbeiter vorbehalten. Bei der Testrunde geht es weniger um Beschleunigung und Fahrdynamik als um das ungewöhnliche Fahrzeugkonzept. „Wir bauen keine Autos, sondern Smart Devices“, sagt Daniel Kirchert, Präsident und Mitgründer von Byton, kurz vor der Probefahrt. Im Inneren fällt der Blick sofort auf den großen Monitor. Der reicht über die komplette Breite des Armaturenbretts. Gesteuert werden die Inhalte über Handgesten, bis zur Serienreife kommen noch Sprachbefehle hinzu.
Doch mit seinen 125 mal 25 Zentimetern lässt der große Monitor ausreichend Sicht auf die Straße. Zusätzlich hat der Fahrer ein Tablet im Lenkrad für die Fahrzeugeinstellungen. Auch die Passagiere im Fonds haben zwei Monitore im Blick und so Zugriff auf die digitale Welt. Byton setzt auf die kommenden 5G-Netze und legt die Übertragungstechnik auf Datenraten von bis zu zehn Gigabyte pro Sekunde aus. Die Autos sind rollende Wohn- oder Arbeitszimmer. Die Insassen können Musik und Filme streamen, an Dokumenten arbeiten oder Videotelefonate führen.
Drehbare Sitze im Byton M-Byte
Der große Monitor ist in drei Bereiche unterteilt. Links sieht der Fahrer seine Fahrdaten sowie die Rückspiegel. Klassische Spiegel hat der SUV natürlich nicht, es sind Kamerabilder. In der Mitte erscheinen Navigationsziele, Kontaktadressen oder das Fenster für Videotelefonate. Rechts stehen Musikalben oder Filme zur Auswahl. An den äußeren Enden sieht man die Profilbilder von Fahrer und Beifahrer. Das Auto gibt seine Türen per Gesichtserkennung frei. Auf Wunsch überwacht der M-Byte die Vitaldaten der Insassen und zeigt die Herzfrequenz an. Im Showcar ist das alles noch eine Videoanimation.
Wie für Elektroautos typisch, rollt der M-Byte leise über die Straßen des weitläufigen Geländes. Das große Glasdach sorgt für ein Gefühl von Weite und Raum. Die beiden vorderen Sitze lassen sich 12 Grad nach innen drehen, damit man sich besser mit den Personen im Fonds unterhalten kann. Damit die Beine dabei nicht gegen eine Mittelkonsole stoßen, haben die Ingenieure die Heizung und Klimaanlage unter die Fronthaube verlegt.
Was das Showcar im Detail bietet:
Für die zweite Runde nehme ich hinten Platz und auch dort bietet der 4,85 Meter lange SUV ausreichend Beinfreiheit. Zwar spielen die Fahreigenschaften bei der Proberunde keine Rolle, doch einige Daten verrät Byton bereits. Die Basisversion schafft bis zu 400 Kilometer bei einer Batteriekapazität von 71 kWh und einem 200 kW (272 PS) starken Motor. Die erweiterte Version hat 95 kWh Kapazität und schafft bis zu 520 Kilometer. Der Motor leistet 350 kW (476 PS).
Ein Auto für die Generation „Smartphone“
Das 2016 gegründet Unternehmen arbeitet am Auto für die Generation „Smartphone“. Inzwischen sind 1.100 Mitarbeiter aus 15 Ländern auf drei Kontinenten für Byton tätig. „Unsere Wurzeln sind in China“, sagt Carsten Breitfeld, CEO und Mitgründer. In Nanjing befindet sich die Zentrale und hier entsteht derzeit die Fabrik. Wenn die 2021 vollständig hochgefahren ist, laufen bis zu 300.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band. Doch der ehemalige BMW-Manager Breitfeld hat sein Büro neunzig Fahrminuten von Pebble Beach entfernt im Silicon Valley. In Santa Clara werden Software und Cloud-Lösung entwickelt. Hier entsteht die so genannte Intelligent Car Experience (ICE). Andere Hersteller nennen das User Interface und User Experience. Eben das, was auf den Monitoren und dem Tablet im Lenkrad passiert.
Ein wesentlicher Baustein ist die Cloud-Anbindung. Byton plant einen weltweiten Carsharing-Dienst mit dem SUV, der Limousine und den für 2021 geplanten Siebensitzer anzubieten. Wer ein Auto in Shanghai am Flughafen abstellt, soll beim Einsteigen in Frankfurt das identische Umfeld vorfinden. Gesichtserkennung, Sitzeinstellungen, Spiegel, Musik, Filme, Kontakte und Navi-Ziele werden über die Cloud abgeglichen. In Pebble Beach kam das Konzept gut an. Viele Oldtimer-Fans interessierten sich am Byton-Stand als auch auf dem Concept Car-Rasen für die Elektroautos. Laut Unternehmensangaben liegen für den M-Byte bereits 10.000 Vorbestellungen, vor allem aus China, vor.