Umweltdesaster oder Panikmache? Die Diskussionen um Kaffeekapseln gibt es bereits, seit sie das erste Mal auf den Markt kamen. Während die Kapseln gerade für Frühaufsteher ein wahrer Segen sind, lösen sie bei umweltbewussten Menschen eher Stirnrunzeln aus. Das kommt vor allem daher, dass das Verpackungsmaterial der Einwegkapseln für unnötigen Müll sorgt – Stiftung Warentest kam bei Berechnungen für das Jahr 2014 auf 5000 Tonnen pro Jahr alleine in Deutschland. Nestlé argumentiert dagegen damit, dass sich gerade die Aluminiumkapseln leicht recyceln ließen. Das gilt allerdings nicht für die Variante aus Kunststoff. Diese wird einfach verbrannt, was für eine hohe Umweltbelastung sorgt.
Doch auch die recycelbare Option aus Aluminium ist nicht optimal, da für den Recyclingprozess Energie benötigt wird. Dazu kommt noch, dass viele Nutzer die Kapseln in den Restmüll werfen und damit unbewusst verhindern, dass diese überhaupt wiederverwertet werden. Eine mögliche Alternative wäre eine Kaffeekapsel zum mehrfachen Gebrauch. Da diese jedoch nach jeder Tasse aufs Neue gereinigt und befüllt werden muss, wäre der Vorteil der schnellen Zubereitung quasi nicht mehr vorhanden.
Kapseln aus Pflanzenresten und Essensabfällen
Unternehmen wie Stascafe, Tropical Mountains oder die Ethical Coffee Company setzen auf Kaffeekapseln aus abbaubaren Materialien. Dabei wählen alle Unternehmen aber jeweils andere Rohstoffe für das Verpackungsmaterial. Die Ethical Coffee Company nutzt beispielsweise Pflanzenfasern, Stascafe dagegen Abfallreste bestehend aus Mais, Kartoffeln und Zucker. Der Zeitraum bis zum völligen Abbau der Kapseln variiert je nach Material. Die Variante aus Abfallresten wird auf einem hauseigenen Komposthaufen laut Hersteller in höchstens 60 bis 90 Tagen abgebaut.
Ganz ohne schlechtes Gewissen kommt man aber trotzdem nicht unbedingt weg. Der Kaffee, den Stascafe verwendet, ist nämlich weder Bio noch Fairtrade, was für manchen bewussten Verbraucher ein Ausschlusskriterium ist.
Zuckerrohr bietet einen Ausweg
Das Bremer Unternehmen Velibre wählt deshalb einen anderen Ansatz. Es bietet Kaffeekapseln an, die aus Zuckerrohr hergestellt werden und deren Inhalt ausschließlich fair gehandelter Kaffee ist. „Wir wollten gleichzeitig kompostierbare Kapseln sowie fairtrade Kaffee anbieten, da unserer Meinung nach beides zusammengehört“, erklärt Walter Hasenclever, Pressesprecher von Velibre. Die Zuckerrohrfasern für die Kaffeekapseln sind ein Abfallprodukt aus der Zuckerproduktion. Sie werden zu einer breiartigen Masse zersetzt und in eine Form gepresst.
„Bei den ersten Produktionen folgten wir dem ‚trial and error‘-Prinzip“, sagt Hasenclever. „Es hat ein paar Jahre gedauert, bis wir etwas Brauchbares hatten. Mittlerweile konnten wir ein Patent für die Kapseln anmelden.“ Lebensmittelreste kamen für die Kapseln von Velibre nicht infrage. Eventuelle Auswirkungen auf den Geschmack sowie die lange Abbaudauer schreckten das Unternehmen ab.
„Insgesamt brauchen die Kapseln nur 14 Tage, bis sie vollständig abgebaut sind“, erklärt Hasenclever. Dazu kommt noch, dass theoretisch jedes Unternehmen auf die Kapselvariante zurückgreifen kann. Da Velibre allerdings die alleinigen Rechte an dieser Version hat, ist das natürlich nicht völlig uneigennützig. Auf die Frage, woher sie die Materialien für ihre Kapseln beziehen, will Walter Hasenclever keine Antwort geben – Betriebsgeheimnis. Dennoch ist es eine gute Alternative zu den Alukapseln von Nestlé. Und das nicht nur aus Umweltgründen, denn die nachhaltigeren Kapseln sind rund 20 Cent günstiger als das Original.