Die neue Mobilität findet nur in angesagten Metropolen statt – das glauben jedenfalls viele. Ob es um eine innovative Technologie, ein Sharing-Angebot oder coole Fahrzeug-Konzepte geht: Berlin, München, Hamburg scheinen die bevorzugten Standorte für frische Ideen. Und dann ist da noch das Emsland.

In den dortigen Kleinstädten Lingen und Meppen gibt es seit kurzem etwas, das ansonsten nur Millionenstädte bieten: Ein Sharing-Modell für Elektro-Roller. Die bislang 45 E-Scooter werden erstmals im ländlichen Raum verliehen und sie schlagen dort unerwartet gut ein.

„Sorglos-Paket“ im Angebot

Share2Move heißt das Start-up, das Mirko Lühn in seiner emsländischen Heimat gegründet hat. Im Geschäft mit E-Scootern kennt er sich aus, denn Lühn hatte früher jahrelang bei Emco gearbeitet. Dieser mittelständische Hersteller aus Lingen baut elektrische Scooter, nach eigenen Angaben hat er unter den deutschen Anbietern das umfangreichste Angebot. Lühn kennt die Fahrzeuge in- und auswendig, was seine heutige Arbeit erleichtert.

„Wir bieten ein Sorglos-Paket“, sagt der 34-jährige. Das nutzen bislang die beiden Kommunen, aber auch Unternehmen, die sich E-Roller anschaffen wollen. Sie bleiben dabei in der Käufer-Rolle – den Betrieb, die Wartung und Reparaturen übernimmt Share2Move für sie.

Sharing-Roller als Werbefläche für örtliche Unternehmen

„Wer die E-Mobilität einmal erlebt hat, will weitermachen“, erklärt Lühn den großen Erfolg schon in den ersten Betriebswochen. Seine Mitarbeiter könnten die Akkus für die Roller gar nicht schnell genug austauschen. Anders als in den großen Ballungsräumen dauert jede Fahrt in dieser Region durchschnittlich 45 bis 60 Minuten – schließlich sind größere Distanzen zu überwinden. In Berlin sind 15 Minuten für einen Ausleihvorgang die Regel. „Hier fährt man dafür gerne einmal lautlos an den Kanal oder einen See“, erklärt Lühn die Gewohnheiten der rollernden Emsländer.

Für manches örtliche Unternehmen ist der E-Roller ein willkommenes Mittel, um Fortschrittlichkeit zu demonstrieren. So hat ein örtlicher Einzelhändler Interesse gezeigt, Scooter mit seiner Firmenwerbung zu finanzieren. Auch die Stadtverwaltungen sehen eine Investition in E-Roller als eine Art von Reklame. Schließlich wünschen sich viele Stadtväter und -mütter ein grünes Image für ihre Kommune. Roller-Sharing hat aber nicht lediglich einen grünen Anstrich. Es hilft tatsächlich, die Straßen sauberer zu machen. Luftverschmutzung und Lärm sind schließlich auch in kleineren Kommunen ein großes Thema.

Im ländlichen Nordwesten Deutschlands hat die Idee schon weitere Interessenten gefunden: Osnabrück, Oldenburg oder Münster planen eine Kooperation mit Share2Move. „Die Verwaltungen haben meist weniger finanzielle Bedenken als Angst vor dem Arbeitsaufwand“, sagt Firmengründer Lühn. Diese Sorgen nimmt er den Beamten ab, indem sein Unternehmen sämtliche Schritte nach dem Kauf abwickelt.

Die kapitalintensive Anschaffung von Fahrzeugen spart sich Lühn – anders, als einige andere Sharing-Modelle. Für die Abwicklung des Betriebes nutzt Share2Move dann standardisierte Software-Prozesse. Amortisiert haben soll sich die Anfangsinvestition für die Eigentümer der E-Scooter nach ein bis zwei Jahren.

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