Gabriel und Gonzalo Úrculo sind Brüder und Vordenker einer neuen Generation von Landwirten. Im spanischen Bétera nahe Valencia betreiben sie erfolgreich eine Orangenplantage, die seit Generationen in Familienbesitz ist. Dabei stand der Betrieb vor dem Aus, als die Brüder ihn übernehmen wollten: Grund war und ist der starke Preisdruck in der Lebensmittelbranche. Immer billiger soll die teils mit Chemikalien vollgepumpte Ware sein, die die Supermärkte einfordern. Qualität ist häufig Nebensache.

Um dem Ruin zu entgehen, haben die beiden spanischen Orangenbauer Gabriel und Gonzalo Úrculo das Konzept der klassischen Landwirtschaft mit starren Lieferketten durchbrochen: Sie vergeben über das Internet nun Patenschaften für Orangenbäume – und liefern die Ernte direkt, ohne Zwischenetappe an die Besitzer und damit an die Verbraucher. Das „CrowdFarming“ ist geboren.

Konsument können Orangenbäume kaufen

„Uns war bewusst, dass zwischen den Landwirten und den Menschen, die unsere Orangen konsumieren, eine große Kluft herrscht.“ Weil die Bäume auf der vom Großvater geerbten Plantage alt waren und nicht mehr gut tragen, stellte sich für die Orangenbaum-Revolutionäre die Frage: „Wie viele neue Bäume sollen wir anpflanzen?“. Über diese Frage entscheiden seither diejenigen, die die Ernte konsumieren.

Und das funktioniert so: Der Konsument kauft online für 80 Euro seinen Baum. Da die Zitruspflanze erst im zweiten Jahr 80 Kilogramm Früchte liefert, stammen die Orangen im ersten Jahr noch von einem anderen, älteren Baum. Die Früchte werden dann – per Post – an die Besitzer verschickt.

Von den spanischen Gründern heißt es: „Durch die hohe Qualität der Früchte und die enorme Weiterempfehlungsrate in sozialen Netzwerken, ist der Traum, Europa mit frischen Früchten zu versorgen, Realität geworden.“ Klingt nach Marketingsprech, aber die Zahlen sprechen für die Brüder Úrculo: Mehrere Tausend Verbraucher haben schon Produkte per Crowdfarming bestellt, die Spanier liefern mittlerweile in 16 europäische Länder.

Einen weiteren, positiven Nebeneffekt hat ihre Aktion. Ganz nebenbei wurde auch etwas gegen die grassierende Verschwendung von Lebensmitteln getan. In Europa landen gut 30 Prozent der produzierten Nahrungsmittel in der Tonne. Dies entfällt hier, da der Verkauf der Ware gesichert ist.

Olivenbaum am Mittelmeer

„Immer mehr Landwirte kontaktieren uns, um das System auch auf ihren Plantagen anzuwenden.“ Die Konsumenten sind angetan – und reisen schon mal persönlich zur Plantage nach Spanien. „Es bereitet uns Freude, wenn Baumbesitzer vorbeikommen, um die Menschen kennenzulernen, die sich um ihn kümmern. Auch das Mitfiebern und das sehnliche Erwarten des Erntebeginns sind toll – und die Dankbarkeit für den Genuss frischer Früchte unbezahlbar.“

Nun denken sie in Spanien munter weiter. Via „crowdfarming.com“ können Käufer auch bei anderen Anbietern den eigenen Olivenbaum am Mittelmeer, einen Mandelbäumchen in Granada oder den Kakaobaum auf den Philippinen anpflanzen lassen.

Die Landwirte senden ihre Ernte dann – wie bei den Orangen – direkt zu den Konsumenten nach Hause. Damit hat die frische Idee der Úrculos schon heute das Konzept der Supermarktketten auf den Kopf gestellt.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert