Das Brett vor dem Kopf ist bekanntlich wenig erstrebenswert. Anders sieht es aus, wenn man es sich über den Kopf streift und reinschlüpft. Denn Bekleidung aus Holz ist „in“, wie ein kleines Wuppertaler Start-up zeigt. Für seine Geschäftsidee erhielt „Wijld“ kürzlich in Düsseldorf den Nachhaltigkeitsaward 2017: Es produziert und vertreibt T-Shirts, die aus Holz hergestellt werden. Das Unternehmen arbeitet komplett in Europa und hält sämtliche Emissionen extrem niedrig. Die Wuppertaler setzten sich beim Award gegen zahlreiche Mitbewerber durch.
Die „Woodshirts“ sind nicht wie gewöhnlich aus Baumwolle sondern aus nachhaltig produziertem Holz hergestellt. Sie sind vegan und fair gefertigt. Stoff aus Holz hat laut der Wiljd-Mitgründerin Aline Hauck einen entscheidenden Vorteil gegenüber Baumwolle: Er kommt ohne Pestizide aus und benötigt bis zu 20-Mal weniger Wasser. Nach Angaben der Unternehmensleiterin spart das Woodshirt im Vergleich zu Baumwolle pro Shirt 1000 Liter Wasser, 150 Milliliter giftige Chemie und 600 Gramm CO2.
Ökologisch, fair und regional
„Unser Unternehmen und seine Produkte sind in dreierlei Hinsicht nachhaltig“, erklärt Hauck. „Wir produzieren ökologisch nur aus nachhaltigem Baumbestand und ohne giftige Chemikalien. Wir produzieren fair. Das bedeutet, dass wir Nähbetriebe in Portugal beauftragen und angemessen am Gewinn beteiligen, also kein Lohndumping in der sogenannten Dritten Welt betreiben. Und wir produzieren lokal und regional in Europa. Das heißt: keine emissionstreibenden Transportwege.“
Das Holz für die T-Shirts stammt von Laub- und Nadelbäumen aus zertifizierter nachhaltiger Forstwirtschaft in Deutschland, Österreich und Tschechien. Daraus wird Zellulose gewonnen, die wiederum zu Holzfasern verarbeitet wird. Der Stoff wird dann unter fairen Bedingungen in Portugal produziert. Dort nähen Mitarbeiter kleiner Manufakturen die Kleidungsstücke.
Bewussteres Einkaufen dank individuellem Design
Es gibt Basic-Shirts mit und ohne Drucke und – neu im Angebot – auch Hoodies. Für die individuelle Optik sorgen mehr als 20 junge Künstlerinnen und Künstler. Sie stellen ihre Werke als Druckmotive für die Kleidungsstücke zur Verfügung. Oder aber die Käufer gestalten ihre T-Shirts einfach selbst – ein vermutlich sicherer Weg zum neuen Lieblings-Shirt.
Das besondere Design ist für die Geschäftsführerin von Wijld ein wichtiger Aspekt, der auch zur Nachhaltigkeit beiträgt: „Unser Ziel ist es auch, durch Transparenz und individuelle Designs ein bewussteres Einkaufen zu ermöglichen und faire Kleidung zu produzieren, die wertgeschätzt und nicht einfach als Wegwerfartikel wahrgenommen wird.“
Aus Holz – und trotzdem bequem
Wer Angst hat, ein kratziges und holziges Material tragen zu müssen, der sei beruhigt: An einen Baum erinnert am Endprodukt nichts mehr, weich und anschmiegsam legen sich die Shirts beim Tragen an den Körper. Und die T-Shirts aus Holz haben nicht nur den Tragekomfort von Seide. Sie gleichen auch die Temperaturen aus. Im Sommer kühlen, im Winter wärmen sie. Durch die antibakterielle Wirkung des Grundstoffes bilden sich beim Schwitzen keine Geruchsstoffe, weshalb unangenehmer Schweißgeruch gar nicht erst entsteht.
Und noch ein Plus: Abgesehen davon, dem Klimawandel entgegenzuwirken, tut man durch den Kauf eines T-Shirts der Umwelt einen weiteren Gefallen: Wijld pflanzt für jede Bestellung eines Kleidungsstücks nämlich einen Baum. Eine praktikable Lösung gegen das Waldsterben.