Mit der neuen Markenidentität „Explore More“ plant Skoda jetzt mit viel Geld und großem Optimismus die Offensive bei den Elektroautos. Aktuell haben die ehrgeizigen Tschechen da nur den Mittelklasse-SUV Enyaq iV im Angebot. Der macht zwar optisch und technisch schwer was her, verlangt aber mit Lieferfristen von bis zu über einem Jahr nach extrem viel Geduld, weil seine Produktion durch den Mangel an Halbleitern und ähnlichem eingebremst wurde.

Doch nun soll es bei der VW-Konzerntochter mit mehr Speed stark stromaufwärts gehen: Auf einem groß angelegten internationalen Event am tschechischen Stammsitz Mlada Boleslav gab es nun überraschende News zu diversen neuen batterieelektrischen Modellen und zur Perspektive des zukünftigen Markenauftritts. „Mit sechs neuen batterieelektrischen Modellen in allen Segmenten bis 2026 bewegt sich Skoda noch schneller in Richtung einer nachhaltigen, elektrischen individuellen Mobilität“, verkündet Skoda-Chef Klaus Zellmer. Und dafür werde mit der Summe von 5,6 Milliarden Euro bis 2027 auch viel Geld investiert.

Elektrischer Karoq
Als erstes komplett neues Modell kommt 2024 ein kompakter Elektro-SUV namens Elroq auf den Markt.

Im Prinzip krempeln sie die Marke komplett um. „Bei uns wird es weiterhin viel Auto fürs Geld geben“, verspricht Marketingvorstand Martin Jahn. „Aber eben auf einem höheren Niveau!“ Skoda solle eine spannendere und viel coolere Marke werden. Das bekannte, klassische Logo mit dem gefiederten Pfeil ist out, stattdessen folgt jetzt ein smarter Schriftzug mit geschickt eingebautem tschechischen Haček-Zeichen, den die internationalen Märkte offenbar mehr lieben. Neue Erkennungsfarbe ist ein elegantes, dunkles Grün, dazu gesellt sich eine neue Super-App für alle News der Marke, mit der die Entstehung des bestellten Autos verfolgt werden kann. Es gibt sogar, völlig krass, eine neue Sound-Identität für sämtliche Touchpoints und sonstige Erkennungszeichen. In Form einer hübschen musikalischen Kurzfassung von Bedrich Smetanes berühmten „Moldau“-Motiv.

Auf Karoq folgt ein elektrischer Elroq

So, und gleich sechs neue Modelle? Okay, da müssen wir natürlich die für 2025 geplante Auffrischung der gerade erwähnten Stromer Enyaq iV und Enyaq iV Coupe abziehen. Beide Modelle des SUV-Mittelklässlers werden komplett auf Skodas völlig neue Designlinie (dazu gleich mehr) getrimmt und bekommen noch feinere Materialien, die aktuellste Update-fähige Software des Volkswagen-Konzerns, eine bessere Batterie-Vorkonditionierung und etliche neue Ausstattungsdetails.

Stadt-Stromer für unter 25.000 Euro
Das 4,19 Meter lange City-SUV wird bei der spanischen Schwester Seat in Barcelona gebaut und kriegt einen LFP-Akku.

Erstes komplett neues Modell ist aber bereits 2024 ein kompaktes Elektro-SUV. Ein garantiert erfolgversprechendes Volumenmodell im Format des aktuellen Skoda Karoq, das nun nach etlichen Diskussionen tatsächlich Elroq heißen soll. Erster mit der neuen Designsprache. Der Name nett zusammengesetzt aus den beiden Kürzeln von „elektrisch“ und „Karoq“. Rund 4,50 Meter lang mit extrem viel Platz im Innenraum, verschiedenen Batteriegrößen und einer elektrischen Reichweite von über 400 Kilometern. Zellmer ist optimistisch: „Dieses Modell wird viele anerkannt gute Produkteigenschaften aus dem größeren Enyaq übernehmen.“

City-SUV startet 2025

Nur ein Jahr später, voraussichtlich Mitte 2025, folgt ein kleineres City-SUV, das definitiv weniger als 25.000 Euro kosten soll und bei Seat/Cupra im spanischen Martorell gebaut werden soll. Trotz einer Länge von nur 4,19 Metern soll der gut 1,80 Meter breite Hochsitzer, quasi der elektrische Skoda Kamiq, unerhört geräumig sein. Mit einem Ladevolumen von rund 460 Litern, das sich bei umgelegten Rücksitzlehnen auf bis zu 1400 Liter erweitern lässt. Offeriert eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern, sein Einstiegsakku nutzt bereits Lithium-Eisenphosphat-Technologie. Die Lithium-Ionen-Topversion soll eine Kapazität von etwa 56 kWh haben. DC-Ladespeed? Voraussichtlich 135 kW.

Skoda neue Speerspitze
Die Skoda-Studie Vision 7S gibt einen Aiusblick auf einen vollelektrischen Siebensitzer von 4,90 Metern Länge. Computergrafik: Larson Design
Skoda neue Speerspitze
Die Skoda-Studie Vision 7S gibt einen Aiusblick auf einen vollelektrischen Siebensitzer von 4,90 Metern Länge. Computergrafik: Larson Design

Frühestens Ende 2025 erscheint dann ein SUV-Riese mit der Länge von 4,90 Metern, der die bereits gezeigte Studie „7S“ realisiert. Ein Stromer, der noch oberhalb des aktuellen Kodiaq rangiert. Ein völlig neues siebensitziges Topmodell der Marke mit über 600 Kilometern elektrischer Reichweite, das den elektrischen MEB-Baukasten des Konzerns voll ausreizt. Eckige Radausschnitte, bulliger Unterfahrschutz, markanter Grill. Auch mit einem hippen Mattlack zu haben. Grün natürlich. Drinnen mit drei praktischen Drehreglern auf der Mittelkonsole, die per Touch umschaltbar sind, und einem großen, beweglichen Zentral-Touchscreen. Seine 89-kWh-Batterie soll sich mit bis zu 200 kW laden lassen, was dann bis zum Level von 80 Prozent nicht einmal 30 Minuten dauern soll.

Elektrisches Octavia Combi kommt 2026

Eine schöne Überraschung soll es dann noch Mitte 2026 geben, nämlich einen extrem geräumigen Combi (den Skoda wie immer vorn mit C schreibt). Hat mit einer Länge von 4,60 Metern fast exakt das Format des gegenwärtigen Bestsellers Octavia Combi und dürfte, nach allem was man so hört, eine elektrische Reichweite von bis zu 700 Kilometern bieten. Also gleichermaßen für Familientouren und für die professionelle Business-Langstrecke interessant. Mindestens 500 Liter Standard-Ladevolumen, angetriebene Hinterachse (Allradantrieb folgt), intelligente Routenplanung, Leistungen von 150 (204 PS) bis 210 kW (286 PS), Batterien bis zu maximal 85 kWh, 200-kW-Ladespeed und wohl bis zu 180 km/h schnell. Genau, da haben wir den elektrischen Octavia Combi. Zellmer: „Ein tolles Auto, das unsere große Combi-Heritage fortführen wird.“

Elektrisches Octavia Combi 
Mit bis zu 700 Kilometern Reichweite, einem großen Kofferraum und 200 kW Ladespeed soll der 4,60 Meter lange Stromer Familien und Geschäftsreisende ansprechen. An den Start geht der Stromer wohl im Sommer 2026. Bilder: Skoda
Elektrischer Octavia Combi
Mit bis zu 700 Kilometern Reichweite, einem großen Kofferraum und 200 kW Ladespeed soll der 4,60 Meter lange Stromer Familien und Geschäftsreisende ansprechen. An den Start geht der Stromer wohl im Sommer 2026. Bilder: Skoda

Außerdem basteln sie bei Skoda unter großer Geheimhaltung, deshalb war davon jetzt in Mlada Boleslav noch nichts offizielles zu hören, auch an einem für alle Kunden erschwinglichen kleinen Modell, das im Format des bisherigen Citigo preislich klar unterhalb des 20.000-Euro-Levels, also auf dem Preisniveau eines aktuellen (Verbrenner-)Fabia liegen soll. Zellmer kürzlich gegenüber EDISON: „Wir wollen ein betont günstiges batterieelektrisches Einsteiger-Fahrzeug anbieten.“ Und Skoda habe im Konzern den Auftrag, hier passende Vorschläge zu machen. Schließlich sollen auch die Konzernmarken VW und Seat/Cupra hier parallel mit Schwestermodellen für die notwendigen Skaleneffekte sorgen. Details sind noch nicht zu erfahren, aber die Reichweite des Minis soll klar oberhalb von 300 Kilometern liegen.

Absatzzahlen weisen nach unten

Wird alles auch höchste Zeit, denn Skodas Verkaufszahlen der letzten Jahren marschieren ungewohnt abwärts. Während die Marke noch 2020 knapp über eine Million Autos absetzte, waren es 2021 nur 878.200 und 2022 gerade 731.300 Einheiten. Besonders schlecht lief es in China. Und der russische Markt, auf dem Skoda noch 2020 rund 94.600 Autos verkaufte, brach für die Marke 2022 völlig zusammen, weil sich Skoda hier nach dem russischen Angriff auf die Ukraine komplett zurückzog. Was dann auch das neue, ziemlich interessante Skoda-Engagement in Indien (2022 bereits 51.900 verkaufte Autos) und eine stärkere Präsenz in Südostasien (Markteintritt in Vietnam) noch nicht ausgleichen konnten.

Insofern dürfen wir gespannt sein, wie die neue Markenindentität, die neuen Elektromodelle und speziell die neue, auffällig robuste Designsprache bei der avisierten Klientel einschlagen. Skoda spekuliert da schließlich auf völlig neue, von Premiummodellen verwöhnte Käufergruppen, die bisher mit der tschechischen Automarke noch etwas fremdelten. „Modern Solid“ heißt dieser komplette neue, relativ minimalistisch Stil, der unter dem Chefdesigner Oliver Stefani kreiert wurde. Der soll uns ein Gefühl von Sicherheit und Stärke vermitteln — und im Interieur besonders benutzerfreundlich sein. Mit einer interessanten Balance zwischen digitalen und klassischen Bedienelementen.

Klimaneutrale Produktion bis 2030

Außerdem will Skoda künftig mehr Focus auf nachhaltige Materialien und erneuerbare Energien in der automobilen Produktion legen. Zum Beispiel durch den erhöhten Einsatz recycelter Kunststoffe in den neuen Fahrzeugen, zum Beispiel für die Stoßstangen. Auch Chrom ist bald weg vom Fenster, stattdessen kommen hier smart eingefärbte, täuschend ähnliche Kunststoffe zum Einsatz. Dazu demnächst die ausschließliche Verwendung von Strom aus erneuerbaren Quellen in den tschechischen Werken. Bis zum Ende des Jahrzehnts, so die selbst auferlegte Verpflichtung, will Skoda seine drei einheimischen Produktionsstätten mit Netto-Null-Emissionen betreiben.

Wobei abschließend aber noch zu erwähnen ist, dass Skoda auch seine reinen Verbrenner- und Plug-in-Hybridmodelle mit Updates und kompletten Erneuerungen aufwerten und weiterentwickeln will. Auf die wir jetzt nicht detailliert eingehen.

„Verbrennungsmotoren bleiben während der Transformationsphase zur Elektromobilität ein wichtiger Eckpfeiler der Elektromobilität“, heißt es dazu jedenfalls eindeutig aus Mlada Boleslav. Klar, dass passt aktuell noch zu diversen wichtigen internationalen Märkten der tschechischen Marke, in denen stromernde Autos bislang absolute Raritäten sind. Aber darüber könnte natürlich auch diskutiert werden.

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