Wer umweltbewusst leben möchte und genug Geld auf der hohen Kante hat, sich ein neues Auto zu kaufen, den locken derzeit goldige Aussichten: Die Bundesregierung macht seit Juli dieses Jahres eine so genannte Innovationsprämie von bis zu 9.000 Euro beim Kauf von Elektroautos und von bis zu 6.750 Euro beim Kauf von Autos mit einem wiederaufladbaren Hybrid-Antrieb locker. Dieser Umweltbonus scheint zu funktionieren: Das Interesse an Fahrzeugen mit Elektroantrieb wächst und schlägt sich in steigenden Zulassungszahlen nieder. Im Juli erreichten die Neuzulassungen von Elektro-Pkw laut Kraftfahrt-Bundesamt durch einen Zuwachs um 288 Prozent auf 35.955 Fahrzeuge einen neuen Rekordwert. Erstmals wurde mit 11,4 Prozent die Marke von 10 Prozent beim Marktanteil durchbrochen. Seit Jahresbeginn sind 129.936 neue Elektroautos (+128 Prozent) in Deutschland neu zugelassen worden. Der Marktanteil der Stromer an allen Pkw-Neuzulassungen bis Juli stieg auf 8,5 Prozent.

Mit der Flut der Förderanträge scheint man allerdings beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn, das über die Bewilligung der Förderprämien entscheidet, überfordert zu sein. Die Auszahlungen der Prämien ziehen sich monatelang hin. Und eine auffällig hohe Zahl von Förderanträgen wird von den Beamten abgelehnt. Die Bewilligungsquote lag bei den 234.805 bis Ende Juli gestellten Anträgen bei 73 Prozent, teilte die Bundesregierung jetzt auf Anfrage der FDP im Bundestag mit. Das Bundesland mit der niedrigsten Quote war demnach das Saarland mit 70 Prozent. Am höchsten lag sie in Berlin und Nordrhein-Westfalen mit 76 Prozent. Die Gründe dafür wurden in der Antwort nicht aufgezählt.

Zuschüsse bringen viele ins Grübeln

Auch an anderer Stelle muss sich noch etwas verbessern. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung A. T. Kearney auf. Das Unternehmen hatte dazu unmittelbar nach Bekanntgabe der neuen Innovationsprämie 7.300 Personen zu ihren Plänen für den Kauf oder das Leasing eines neuen Autos befragt. 500 äußerten hier die Absicht, sich bis Ende 2021 ein neues Auto anzuschaffen und erklärten auch ihre Entscheidung. Demnach planen etwa sieben Prozent die Anschaffung eines Autos mit Elektro-Antrieb. 14 Prozent wollen in ein Hybrid-Fahrzeug investieren. Für mehr als die Hälfte der Befragten lieferte das Förderprogramm der Bundesregierung dafür den Impuls.

Allerdings zeigten sich laut A. T. Kearney bei der Befragung deutliche Unterschiede zwischen den Preisklassen. Kostet das neue E-Fahrzeug bis zu 40.000 Euro und gehört damit zur Kompaktklasse, greift die maximale Förderung – sie ist für mehr als die Hälfte, nämlich 57 Prozent, der entscheidende Kaufgrund. In der Preisklasse bis 65.000 Euro ist die Prämie allerdings nur für 25 Prozent der Befragten wichtig. Und kostet das Elektroauto mehr als 65.000 Euro, nimmt die Bedeutung der Kaufanreize erstaunlicherweise wieder deutlich zu (50 Prozent) – bei dem Neupreis endet die Förderung der Bundesregierung.

Marcus M. Weber von A.T. Kearney sieht das „kritisch, weil der Erfolg der deutschen Autobauer stark auch von diesem Segment abhängig ist.“

Attraktive Modelle fehlen

Noch schlimmer aber findet der Unternehmensberater einen anderen Aspekt: Aus der Umfrage gehe hervor, dass sich nur sechs Prozent der Befragten für ein rein batteriebetriebenes E-Auto entscheiden, weil sie das Fahrzeug für attraktiv halten. „Erfolgreiche Modelle müssen die Kunden emotional begeistern, dass diese auch bereit sind, für anspruchsvolle technische Lösungen einen entsprechenden Preis zu bezahlen. Nur dann ist die Profitabilität aus dem Abverkauf von E-Fahrzeugen ohne Kaufprämien langfristig gesichert“, sagt Weber.

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1 Kommentar

  1. Egon Meier

    Überfordert Bürokraten?
    Vielleicht sind auch die Antragsteller etwas überfordert der gegen sich nicht ausreichend Mühe?

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