Die Corona-Krise hat auch Bird große Probleme bereitet: Wie bei allen Anbietern von Micromobilitätslösungen brachen auch bei dem e-Scooter-Verleiher aus Delaware während der Pandemie die Umsätze massiv ein. Doch die Ruhephase hat das Management intensiv genutzt. Um einen Börsengang vorzubereiten, einen neuen Elektroroller auf den Markt zu bringen – und einen neuen Service zu entwickeln: Wie das Unternehmen heute bekannt gab, wird es noch in diesem Jahr damit beginnen, ein smartes Bikesharing-System weltweit auszurollen. Durch das neue „Transport- und Nahverkehrssystem“ soll die Mobilitätswende in den Städten nach der Corona-Krise beschleunigt – und das Geschäft von Bird mittelfristig auf ein neues Niveau gehoben werden.
„E-Scooter haben die Mikromobilität anzubieten in den Mittelpunkt der umweltfreundlichen Transportbemühungen in den Städten gestellt und bis heute mehr als 150 Millionen emissionsfreie Fahrten ermöglicht“, erklärte Travis VanderZanden bei der Vorstellung des neuen Geschäftsfeldes. Der ehemalige Uber-Geschäftsführer und Lyft-COO hatte Bird im Sommer 2017 in San Francisco aus der Taufe gehoben und mithilfe von Risikokapital groß gemacht: Derzeit sind die elektrischen Tretroller von Bird in 250 Städten weltweit im Einsatz, in Deutschland unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und München.
Mit dem neuen Bird E-Bike will VanderZanden seinen „erreichbaren Zielmarkt“ nun um fünf Milliarden Fahrten im Jahr erweitern – so sich der neue Sharingdienst gegen etablierte Anbieter wie etwa Lime, Jump oder auch gegen regionale Spezialisten von „Shared mobility“ durchsetzen kann.
Das E-Bike von Bird ist kein Fahrrad von der Stange, sondern wurde speziell für das Unternehmen gebaut und für die hohen Belastungen im Leiheinsatz konzipiert. Allein der stabile Rahmen wiegt bereits 34 Kilo. Hinzu kommt ein leistungsstarker Elektromotor in der Hinterradnabe, mit dem sich Steigungen von bis zu 20 Prozent bewältigen lassen können. Für den Transport von Taschen und Paketen verfügt das Fahrrad vor dem Lenker über einen Aufbewahrungskorb. Hinzu kommen eine LED-Lichtanlage sowie ein kleines Terminal, über das das vollvernetzte Leih-Bike freigeschaltet werden kann. Für eine ruhige Fahrt sorgen luftgefüllte Ballonreifen.
Start in ausgewählten Städten Europas
Zu den Leihkonditionen machte das Unternehmen noch keine Angaben. Es erklärte nur seine Bereitschaft, mit den Kommunen eng zusammenzuarbeiten, um bereits bestehende Sharing-Angebote auf der neuen „Smart Bikesharing-Plattform“ von Bird zu integrieren, um eine „umfassende Mobilitätslösung“ anbieten zu können. „Wir wollen vorausschauend handeln, um allen Städten die beste Unterstützung und eine multimodale Integration zu ermöglichen“, betonte VanderZanden.
Wo genau der neue E-Bike-Sharing-Service startet, steht offenbar noch nicht fest. die Rede war von „ausgewählten Städten in Nordamerika, Italien, Spanien, Irland, Frankreich und Deutschland. Viel spricht dafür, dass Berlin unter den Pionierstädten sein wird: Seit der Übernahme von Circ im vergangenen Jahr hat Bird in der deutschen Hauptstadt ein starkes Standbein.