Das Kürzel BYD steht für „Build Your Dreams“. Doch die Strategen des Unternehmens sind alles andere als Traumtänzer. Während andere chinesische Marken wie Landwind sich vorschnell in die Höhle des deutschen Premiumlöwen wagten und krachend scheiterten, warteten die BYD-Manager ab. Wohlwissend, dass es nur eine Chance gibt, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Deswegen will BYD mit sechs Autos in Europa gleich einen Auftritt hinlegen, der Eindruck hinterlässt.

Mit der sportlichen Limousine Han, dem kompakten SUV Atto, dem Familien-SUV Tang und dem ID.3-Konkurrenten Dolphin ersten vier sind schon auf dem alten Kontinent angekommen. Alles reine Batterieautos, versteht sich. Und bald folgt noch das Brüderpaar Seal – bestehend aus einer „Seehund“-Limousine, die gegen das Tesla Model 3 und den Nio ET5 antritt, sowie dem „Seehund“-Crossover Seal U (für „Utility“), der dem VW ID.4 und dem Tesla Model Y in die Parade fahren soll.

Viel Auto fürs Geld
Der "Utility"-Seal von BYD legt großen Wert auf einen hohen Nutzwert. Auf Design-Experimente hat der Autobauer verzichtet.
Viel Auto fürs Geld
Der „Utility“-Seal von BYD legt großen Wert auf einen hohen Nutzwert. Auf Design-Experimente hat der Autobauer verzichtet.

Die Besucher der IAA Mobility in München (4. bis 10. September) können demnächst einen ersten Blick auf den Stelzen-Stromer werfen, der Ende des Jahres in Deutschland auf den Markt kommt. Auch wenn sich BYD über den Preis noch ausschweigt, soll der Seal U laut BYD ein Familienauto für den preisbewussten Kunden im D-Segment sein. Nimmt man den Atto 3 und die Limousine Seal als Maßstab, gehen wir von einem Kaufpreis um die 45.000 Euro aus. Schließlich will BYD keine Billigmarke sein. Dafür bekommt man dann allerdings auch eine Menge Auto.

Viel Platz für Mensch und Gepäck

Das beginnt schon beim Platz. Mit einer Länge von 4,78 Metern bietet das SUV genug Platz für den Familienausflug. Der Seal U ist mit seinem großen Panoramaglasdach ohnehin mehr Lounge als ein reinrassiger Agilitätsmeister. Im Innenraum kann man sich auch richtig wohlfühlen. Dazu passt auch der große Kofferraum mit einem Basisvolumen von 570 Liter. Legt man die Lehnen der Rücksitzbank um, werden stattliche 1.449 Liter daraus. Ein praktischer Frunk unter der vorderen Haube fehlt bei der chinesischen Version allerdings. In der Design-Ausstattungslinie freut man sich Leder im Innenraum und eine gute Verarbeitung. Mit dem Kristallautomatikhebel weht ein bisschen BMW-Swarovski durch den Innenraum.

Lounge-Feeling 
Blick in die Kommandozentrale des BYD Seal U. Das Zentraldisplay lässt sich schwenken, ein Head-up-Display gibt es zusätzlich. Ledersitze und ein Wahlhebel in Kritalloptik sorgen für ein fast schon luxuröses Ambiente. Fotos: BYD
Lounge-Feeling
Blick in die Kommandozentrale des BYD Seal U. Das Zentraldisplay lässt sich schwenken, ein Head-up-Display gibt es zusätzlich. Ledersitze und ein Wahlhebel in Kritalloptik sorgen für ein fast schon luxuröses Ambiente. Fotos: BYD

Der schwenkbare 15,6 Zoll-Monitor dient als Kommandozentrale für das Infotainment und wird durch ein Head-up-Display ergänzt. Also alles andere als eine Billigheimer-Ausstattung. Das zeigt sich auch an anderen Details. So helfen beispielsweise zwei induktive Ladeschalen beim Stromtanken der Smartphones. Die wertig aussehenden Hebel und Drehknöpfe, mit denen die Fahrmodi und die Klimaanlage eingestellt werden, sind praktisch und verleihen dem Seal-U-Innenraum mit der Klavierlack-Oberfläche zudem einen edlen Touch.

87 kWh-Akku für 500 Kilometer Reichweite

Der E-Crossover steht wie sein BYD-Limousinen-Bruder auf der E-Plattform 3.0. Das bedeutet, dass der Seal U einen dreiphasigen 11-kW-Onboardlader ausgestattet ist. In China wird er in zwei Varianten angeboten, was auch Auswirkungen auf die Batteriegröße hat. Die Comfort-Variante ist mit Akkus ausgestattet, die eine Kapazität von 71,8 Kilowattstunden haben. Die von uns gefahrene Design-Version ist mit einem Akku der Dimension 87 kWh unterwegs. Damit soll der Comfort-Seal U bis zu 500 Kilometer weit kommen. Geladen wird der kleine Akku mit 115 kW, der große mit 140 kW. Damit sollen die Energiespeicher in 28 beziehungsweise 29 Minuten von 30 auf 80 Prozent gefüllt werden können.

Ohne Markenwerbung 
Prangte auf den ersten Modellen von BYD noch der "Build Your Dreams"-Schriftzug groß auf dem Heck, kommt dieses nun beim Seal U ganz clean daher. Das dürfte für manches Rätselraten sorgen: Ist das etwa ein neues Modell von BMW?
Ohne Markenwerbung
Prangte auf den ersten Modellen von BYD noch der „Build Your Dreams“-Schriftzug groß auf dem Heck, kommt dieses nun beim Seal U ganz clean daher. Das dürfte für manches Rätselraten sorgen: Ist das etwa ein neues Modell von BMW?

Die serienmäßige Wärmepumpe hilft bei der Reichweite und die Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) beim Picknick im Grünen, da die Akkus als Energiespeicher zum Beispiel für den Elektrogrill verwendet werden können. Bei den Batterien setzen die BYD-Techniker auf die hauseigene Blade-Batterie, die Vorteile beim Packaging bringt und zudem die Karosserie stabilisiert.

Komfortable Familienkutsche

Das hilft auch bei der Abstimmung des E-Crossovers, der als komfortable Familienkutsche ausgelegt ist. Also schluckt das Fahrwerk auch grobe Unebenheiten souverän, wippt aber bei langen Wellen etwa nach. Mit einer Spitzenleistung von 160 kW (218 PS) ist der Fronttriebler auch für europäische Straßen ausreichend motorisiert. In 9,6 Sekunden erreicht der Design Seal U aus dem Stand die 100 km/h Marke. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt 175 km/h.

Geht man flott in die Kurve, wankt sich die Karosserie merklich. Dazu kommt eine ausgeprägte Untersteuer-Neigung, die aber bei diesem Auto nicht negativ auffällt. Außerdem unterbindet das harsch eingreifende ESP das Rutschen über die Vorderräder, ehe der Fahrer Schweißperlen auf der Stirn hat. Wenn man es entspannt angehen lässt, wählt man den Eco-Modus, mit dem der BYD Seal U mit gebremstem Schaum unterwegs ist. Deutlich forcierter geht es im „Sport“-Modus zu. Nicht nur in Europa dürfte das gut ankommen.

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