Die Deutsche Post DHL ist der erste Großabnehmer für den vollelektrischen Ducato, den Fiat Professional am Earth Day offiziell vorgestellt hat. Der Kastenwagen mit einer Ladekapazität von bis zu 17 Kubikmetern und fast zwei Tonnen wird von einem 90 kW (122 PS) starken Elektromotor mit einem maximalen Drehmoment von 280 Newtonmetern angetrieben. Das international agierende Logistikunternehmen mit Sitz in Bonn wird von dem E-Ducato zunächst 100 Exemplare mit einem Lithium-Ionen-Akku ordern, der 79 Kilowattstunden (kWh) Strom speichern kann. Damit sind Touren von bis zu 370 Kilometern im Stadtverkehr und von bis zu 280 Kilometern nach der Verbrauchsnorm WLTP möglich.

E-Ducato startet bei 65.926 Euro

Bestellbar ist der E-Ducato ab sofort auch mit einem 47 kWh großen Akku, mit dem Reichweiten von 235 Kilometer im Stadtverkehr und von 170 Kilometern im WLTP-Schnitt möglich sind. Die Preise für die Variante beginnen in Deutschland 55.400 Euro (ohne Mehrwertsteuer). Davon geht dann noch der Umweltbonus in Höhe von 7.500 Euro ab. Der Aufpreis für die große Batterie beträgt 19.754 Euro. Hinzu kommen 1.785 Euro für den dann verpflichtenden 11 kW-Onboard-Charger – serienmäßig wird der E-Ducato nur mit 7 kW an einer Wechselstrom-Wallbox geladen. Optional kann der Fiat-Stromer auch mit einem CCS-Schnellladeanschluss mit 50 kW Leistung ausgestattet werden. Der Aufpreis dafür beträgt 2975 Euro.

Fiat E-Ducato mit verschiedenen Aufbauten
Mit Koffer, als Kastenwagen oder Kleinbus
Der vollelektrische Fiat Ducato ist mit allerlei Aufbauten erhältlich – nur nicht als Camper: Der 300 Kilogramm schwere Akku lässt den 3,5 Tonner an die Grenze seiner Gewichts- wie auch der Führerscheinklasse kommen. Foto: Fiat Professional

Die Deutsche Post DHL kooperiert bereits seit 2016 mit dem inzwischen zur Stellantis-Gruppe gehörenden Nutzfahrzeugableger von Fiat. Konventionell angetriebene Transporter liefern bereits in großer Stückzahl für die Post Pakete aus. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie aber will der Konzern die Verbrenner nach und nach ausrangieren: Bis 2030 sollen 60 Prozent der weltweiten Lieferfahrzeuge für die letzte Meile elektrisch angetrieben werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hatten nur 18 Prozent der Lieferwagen einen Elektromotor an Bord – das Gros lieferte das Post-Tochterunternehmen Streetscooter.

Über 200 Kilometer mit einer Akkuladung

Nun kommt mit dem E-Ducato von Fiat noch ein anderer Hersteller dazu. „Mit der Aufnahme von E-Ducatos in unsere Flotte machen wir den nächsten Schritt“, erklärte Alberto Nobis, der CEO von DHL Express Europe, bei der Bekanntgabe der Kooperation mit Fiat Professional. Mit dem E-Ducato bekomme man vor allem einen Transporter, der mehr als 200 Kilometer mit einer einzigen Batterieladung zurücklegen könne – dem Streetscooter Work und Work L, den die Post derzeit im Einsatz hat, geht aufgrund eines nur 20 kWh großen Akkus spätestens nach 80 Kilometern die Puste aus. Im Alltagseinsatz geschah dies häufig sogar früher und auch außerplanmäßig: Der Elektrotransporter gilt als störanfällig.

Der E-Ducato, verspricht Fiat, wird wesentlich zuverlässiger arbeiten. Der in mittelitalienischen Sevel (Provinz Chieti) produzierte und in Turin elektrifizierte Lieferwagen verfügt über einen so genannten Recovery Mode. Dieser sorgt dafür, dass beim Ausfall eines Batteriemoduls die übrigen Zellen die Energieversorgung aufrecht erhalten und für die Fortsetzung der Fahrt sorgen.

Prototyp des Streetscooter Gigabox
Platz für bis zu 12 Kubikmeter Ladung oder 240 Pakete. Foto: Rudolf Wichert für DHL

Mit der Entscheidung für den E-Ducato ist der Streetscooter übrigens bei der Deutschen Post DHL noch keineswegs aus dem Rennen. Im Gegenteil: Die Flotte der Post von aktuell rund 15.000 Lieferwagen der Modelle Work, Work L und Work XL soll in diesem und im kommenden Jahr auf 21.500 Fahrzeuge erhöht werden. Dafür hat das Unternehmen eine neue Variante namens Gigabox aufgelegt, die 240 Pakete oder 12 Kubikmeter Ladung aufnehmen kann. Die 300 Beschäftigten in den beiden Streetscooter-Werken in Aachen und Düren erhalten auf diese Weise eine weitere Gnadenfrist: Die Deutsche Post DHL hat bereits im vergangenen Jahr entschieden, sich von dem Tochterunternehmen zu trennen. Seitdem wird ein Käufer gesucht. Allerdings bislang ohne Erfolg.

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