Die hohen und weiter steigenden Strompreise an den Ladesäulen für Elektroautos sorgen derzeit in Deutschland für einigen Unmut. Anlass ist unter anderem die angekündigte Preiserhöhung durch den E-Mobility-Provider Maingau Energie, der über seine Lade-App und -Karte („Einfach.Strom.Laden“) über Roaming-Verträge mit anderen Ladepunktbetreibern einen Zugang zu über 600.000 Ladepunkten in Deutschland und Europa eröffnet. Ab 10. Juli wollen die Hessen die Ladestrompreise in Deutschland erneut um fast zehn Prozent anheben. Von derzeit 54 auf 59 Cent/kWh am mit Wechselstrom (AC) betriebenen und häufig über Nacht genutzten „Schnarchlader“ und von 64 auf 69 Cent am mit Gleichstrom (DC) betriebenen Schnelllader. An den DC-Ladepunkten von Allego, Aral Pulse, EnBW, E.On, EWE Go und Mer werden für die Kilowattstunde künftig sogar 79 Cent/kWh fällig. Begründet wird die „Aktualisierung des E-Mobilitätsangebots“ pauschal mit „aktuellen Marktbedingungen.“
Dabei ist Maingau eher ein Nachzügler: Bundesweit sind die Ladestrompreise entgegen der Entwicklung an der Strombörse seit dem vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Nach dem „Charging Radar“ von TheonData und Cirrantic kostete die Kilowattstunde Wechselstrom zum Jahreswechsel im Schnitt 66 Cent, Gleichstrom durchschnittlich 73 Cent – punktuell sogar bis zu 1,11 Euro/kWh. Bei den günstigsten Anbieter betrugen die Strompreise beim Adhoc-Laden ohne Vertragsbindung 44 bzw. 48 Cent – es geht also durchaus auch günstiger.
Bei unseren Nachbarn im Süden ist die Situation offenbar nicht anders, wie der Gastkommentar unseres österreichischen Kollegen Reinhard Bimashofer belegt. Bimashofer – Journalist, Nachhaltigkeits- und E-Mobilitätsexperte – lebt am Millstättersee in einem Plus-Energie-Holzhaus, mit einer 15,6 kWp-Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach und einem 24 kWh fassenden Heimspeicher darunter. Seit acht Jahren fährt er Elektroauto.
2,26 Euro/kWh in Tirol
Würde ich an einem Lehrbuch arbeiten, wie man am besten eine neue Antriebsmethode für Autos verhindern kann, die zum Teil unanständig hohen Ladepreise für E-Autos kämen als Paradebeispiel vor. Mein Freund Josef, der an der Tauernautobahn bei Rennweg in Kärnten eine Ladestation mit Imbiss und Duschmöglichkeit sowie WC betreibt, tankte mit seiner Mercedes MeCharge-Ladekarte (12,99 Euro Monatsgebühr) unlängst in Tirol für horrende 2,26 Euro pro kWh. Zur Einordnung: Für die Bereitstellung der Spitzenlast in der Nacht zahlt Josef im Monat gut 1.000 Euro an seinen Netzbetreiber. Also etwa 50 Autoladungen. Für den ins Netz eingespeisten Sonnenstrom von seinem Hausdach bekommt er zur Zeit hingegen nur drei Cent pro kWh.
Gut möglich, dass er also eine seiner Occasions-Kilowattstunden in Tirol in seinen Mercedes geladen hat und ihm dafür das 75-fache seines Abgabepreises abgenommen wurde. Solche Aufschläge haben nicht einmal kolumbianische Drogenkartelle. Die gibt es nur bei den Raubrittern der Mobilitätswende, die so wohl eher das Mobilitätsende anstreben.
Anlagen häufig mit EU-Mitteln kofinanziert
Bundeswettbewerbsbehörden sind da längst aufgerufen einzuschreiten. Der Gesetzgeber müsste gegen den Wucher vorgehen. Vor allem an Anlagen, die Aufkleber häufig als „mit EU-Mitteln kofinanziert“ ausweisen und die somit durch Steuergelder aus Österreich und Deutschland zumindest bezuschusst worden sind.
Immer mehr Elektroautos auf der Straße, dazu ein sich in den nächsten Jahren verdoppelnder Stromabsatz: Es herrschen goldene Zeiten für die Energiewirtschaft, die das Auflauern und Abzocken an ihren Ladestellen zum neuen Geschäftsmodell erkoren haben. In Österreich kommt ein Gesetz, das die Beweislast für die Preisgestaltung in Zukunft den Energielieferanten auferlegt.
Österreichs Klima-Ministerin Eleonore Gewessler (Grüne) hat längst erkannt, dass die Konsumenten beschützt werden müssen. Vor den Raubrittern der Neuzeit. In Österreich gibt es viele Landesenergieversorger und einen Verbund – allesamt mehrheitlich im Eigentum der Steuerzahler – die beim E-Auto-Ladevorgang abzocken wollen als gäbe es kein Morgen.
Flexible Ladestromtarife in China
Um mir einen Begriff zu machen, wieso die Elektromobilität in China so schön hochfährt, und unsere EU alles daran setzt, damit wir nur ja nicht Gefallen an günstigen E-Autos aus China kommen, habe ich Christian Fuchssteiner, unseren Delegierten der österreichischen Wirtschaftskammer in Shanghai, um die aktuellen Ladepreise dort gebeten. Und siehe da: In Shanghai schwanken die Ladekosten von umgerechnet 13 Cent auf 26 für die kWh an Schnellladestationen, wobei die teuerste Zeit zwischen 12 bis 14 Uhr liegt. Also genau dann, wenn in unseren Netzen der Sonnenstrom für Überschüsse und mitunter für negative Preise an der Börse sorgt. In Chongqing kostet der Ladestrom von acht bis 21 Uhr 25 Cent und sonst 12 Cent/kWh. Im südostchinesischen Guangzhou kostet die Kilowattstunde von Mitternacht bis 8 Uhr neun Cent, von 10 bis 19 Uhr günstige 13 Cent. Also nur ein Zehntel bis ein Fünftel der Preise, die uns zugemutet werden.
Energiepreise werden uns stets mit der Lage auf dem Weltmarkt erklärt. Unabhängig von der eigenen Versorgungslage wird bei jeder Erhöhung irgendein Ereignis in der fernen Welt als Begründung bemüht. Meine Frau musste mich unlängst – im Traum – mit Gewalt daran hindern, dass ich mich nach China auf den Weg machte, um unser E-Auto voll zu laden. Scherz beiseite. Aber kann es wirklich sein, dass unsere Ladestations-Betreiber – häufig die Monopolisten des jeweiligen Stromnetzes – uns die Elektromobilität über die Preisgestaltung austreiben wollen?
Maximal das Fünffache des Börsenstrompreises
Wie kann ein Staat CO2-neutral werden wollen, wenn der Dieselsprit der Ölscheichs noch auf Jahre günstiger ist als die Ladestrompreise? Löbliche Ausnahme ist in meinen Augen das Ionity-Konsortium, wo ich 5,99 Euro im Monat zahle und für die (seltenen) Fälle, wo ich unterwegs schnell laden muss, 49 Cent für die Kilowattstunde.
Mercedes „MeCharge“ hat auf meine Anfrage nicht reagiert. Vielleicht würde dem Vorstandsvorsitzenden ja ein Licht aufgehen, wieso es dermaßen hakt beim Absatz der erstklassigen Elektroautos von Mercedes, wenn er die Ladestrompreise mal aus seiner eigenen Schatulle bezahlen würde. Ich selber steuere übrigens einen Mercedes EQB 4Matic – und bin ganz begeistert.
Mein Vorschlag: Die Ladepreise beim Schnellladen dürfen höchsten das Fünffache zum stündlich ermittelten Börsenpreis betragen. Der beträgt etwa samstags zwischen 11 und 16 Uhr maximal 0,5 Cent pro kWh. Nichts einzuwenden wäre gegen eine zusätzliche Servicegebühr von vielleicht 20 Cent/kWh.
Wir benötigen ein neues Bewusstsein und neue Zugehensweisen. Die Raubritter waren im Mittelalter gefürchtet. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie uns auch noch im dritten Jahrtausend auflauern würden. Den Anfängen können wir uns nicht mehr erwehren. Aber wir müssen die Entwicklung zusammen mit Bundeswettbewerbsbehörden, Gesetzgebern und Autofahrerorganisationen und dem Umweltschutz – alle in einem Elektroauto – umkehren.
Eigentlich ist es ganz einfach. Die Tesla App herunterladen. Anmelden fertig. Bestes Netz und im Gegensatz zum Rest ein Schnäppchen. Gild für ganz Europa.
Ich habe vor längerem schon mal über die hohen Ladenpreise kommentiert, anstatt die Preise nach unten zu korrigieren werden die Preise permanent erhöht. Die Ladesäulen bekommen ja aus der THG Quote auch noch pro KWh einen Zuschuss. Wenn dann noch lese , dass die Ladesäulen im Aufbau vom Staat und EU Steuergelder dazu bekommen dann bekomm ich einen dicken Hals .
Deshalb vordere ich vor allem, direkt mit den Betreibern über Kreditlesegrät abzurechnen. Da brauch ich keinen Roomingpartner. ( zahle bei Edeka auch nicht mit einer Rewe Karte.