Ich habe in den vergangenen Monaten viele Tausend Kilometer elektrisch zurückgelegt, mit der Bahn, na klar, mit Pedelecs und immer wieder und immer öfter auch mit Elektroautos verschiedener Hersteller. Erst am vergangenen Wochenende hatte ich das große Vergnügen, bei der 15. Ausgabe der eCross Germany, der großen Rallye für Elektromobile und e-Bikes, mit 70 Teams durch NWR zu stromern.

Die Veranstaltung, die am Tag der Elektromobilität in Düsseldorf Station machte, gab mir Gelegenheit, mich unterwegs und auf der Bühne bei unseren „Edison-Talks“ mit Pionieren und Enthusiasten, Politikern, Wissenschaftlern und vielen, vielen Neugierigen auszutauschen – über Elektromobilität im Allgemeinen und über Elektromobile im Besonderen, über die Auswirkungen des Dieselskandals und die drohenden Fahrverbote für Autos mit Verbrennungsmotoren, aber auch über Fragen der Energiegewinnung und die Sorge vieler Menschen, dass der Umstieg auf ein Elektromobil mit Einschränkungen der persönlichen Freiheit verbunden wäre. Da war es dann wieder, das Wörtchen Reichweitenangst. Da war sie wieder, die typisch deutsche Angst vor Veränderungen. Alles, was das etablierte System – sei es politischer Natur oder technischer Art – bedroht, wird misstrauisch beäugt, infrage gestellt oder diskreditiert.

So gerät nun unversehens auch die Elektromobilität ins Kreuzfeuer der Kritik. Auf die wütenden – in vielen Punkten auch überzogenen – Attacken der Umweltschützer auf den Dieselmotor folgt nun eine wohl orchestrierte Gegenreaktion der Petrolheads. Elektroautos, so wird in langen Artikeln argumentiert, seien zu teuer und nicht alltagstauglich, schadeten der Umwelt mehr als jeder Benziner oder Diesel – und überforderten die deutsche Stromversorgung. Fehlte nur noch die Warnung vor einer steigendenden Unfallgefahr auf unseren Straßen, weil Elektroautos so leise sind.

Gut, dass wir Argumente austauschen!

Im Ernst: Einige der Argumente sind nicht völlig von der Hand zu weisen. Es gibt keinen Grund, Elektromobilität in den Himmel zu heben. Dass in afrikanischen Minen heute für die Akkus von E-Mobilen (und anderen elektrischen Geräten) Kobalt und andere Metalle unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut werden, ist nicht hinnehmbar. Das gilt dann aber ebenso für die Verschmutzung der Weltmeere oder des Eismeers durch die Mineralölkonzerne. Auch darf die wachsende Verbreitung der Elektromobilität nicht dazu führen, dass die Laufzeit von Kohlekraftwerken verlängert werden muss oder gar – wie in Großbritannien – Pläne für den Neubau von Atomkraftwerken wieder aus der Schublade geholt werden.

Elektromobile – ob mit zwei, vier oder mehr Rädern – sollten ausschließlich mit Strom aus regenerativen Quellen angetrieben werden. Das ist heute leicht machbar und wird auch in Zukunft darstellbar sein. Denn die Umstellung auf die neue Antriebstechnik wird nicht über Nacht passieren. Und sie wird (vorerst) nicht vollständig möglich sein: Für Gütertransporte, auch im Personenverkehr auf langen Strecken, werden noch viele Jahre auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren angewiesen sein.

Richtig ist auch, dass Elektromobile für viele Normalverdiener noch unerschwinglich sind. Aber das Modellangebot wächst und die Preise sinken: Das Aachener Startup eGo wird im kommenden Jahr ein Auto auf den Markt bringen, das vier Personen Platz bietet und neu nur 16.000 Euro kosten soll. Der kleine Life kommt mit einer Akkuladung zwar nur 100 Kilometer weit, aber das reicht: Für Entfernungen von 300 oder mehr Kilometer gibt es bessere Verkehrsmittel als das Auto.

Kein Verlust an Freiheit

Es geht nicht darum, vom Benziner oder Diesel aufs Elektroauto umzusteigen. Es geht darum, Mobilität insgesamt neu zu denken. In aller Ruhe, ohne jede Hektik oder Hysterie, frei von Ideologien. Wir von Edison wollen diese Entwicklung begleiten, wo immer wir können auch befördern. Wir wollen Orientierung geben, Sie mit Informationen „aufladen“, wir wollen aufklären, debattieren, helfen – und so eine Brücke bauen in die neue Zeit. Nach den Erfahrungen, die ich in den letzten Monaten gesammelt habe, kann ich Ihnen versichern: Es droht mit einem Stromer in der Garage kein Verlust an Freiheit oder Lebensqualität.

Ich pendele inzwischen regelmäßig mit einem e-Golf zwischen meinem Wohnort und meinem Arbeitsplatz in 70 Kilometern Entfernung. Die Fahrzeit ist vielleicht um zehn Minuten länger geworden, weil ich inzwischen nur noch mit einem Schnitt von 110 km/h über die Autobahn gleite statt mit 160 km/h wie in alten Dieselzeiten. Aber dafür komme ich wesentlich entspannter an, auch weil die Motorengeräusche nicht mehr die Hifi-Anlage im Auto übertönen.

Strom gezapft wird – während der Arbeitszeit – inzwischen nur noch alle zwei Tage, weil ich gelernt habe, die im Akku gespeicherte Energie effizienter einzusetzen. Das erhöht die Reichweite, ohne das Fahrvergnügen zu mindern. Also: Es geht. Wir müssen uns nur trauen. Wie sagte unser Namenspatron Thomas Alva Edison: „Die höchsten Türme fangen beim Fundament an.“

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