An der Leipziger Börse sind die Strompreise inzwischen wieder auf dem Niveau wie vor dem Ausbruch der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise. Die Kilowattstunde wird dort aktuell mit 31 Cent gehandelt. Gegenüber dem Höchststand Ende September vergangenen Jahres (69,3 Ct/kWh) ist das ein deutlicher Rückgang. An den meisten Ladesäulen für Elektroautos ist die Preissenkung allerdings noch nicht angekommen. Im Gegenteil: Dort wird munter an der Preisschraube gedreht – mit dem Ergebnis, dass das Laden eines Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen immer teurer wird.

Jüngstes Beispiel ist der zum Volkswagen-Konzern zählende, aber markenoffene Ladedienst Elli. Der Mobility Service-Provider gab jetzt bekannt, dass zum 1. Juni in 28 europäischen Märkten neue Ladetarife gelten. Danach wird die so genannte Blockiergebühr – die verhindert soll, dass Elektroautos länger an einer mit Wechselstrom betriebenen Ladesäule stehen als dort Strom fließt – künftig erst nach vier Stunden erhoben. Und die Mindestlaufzeiten für die Ladetarife mit Vertragsbindung wird von zwölf auf einen Monat verkürzt. Dafür wurden die Strompreise um acht bis 15 Cent pro Kilowattstunde angehoben.

Künftig bis zu 89 Cent am DC-Schnelllader

Im neuen Basistarif „Elli Free“ (vormals „Drive Free“) ohne monatliche Grundgebühr kostet die Kilowattstunde Wechselstrom (AC) künftig 69 statt 60 Cent. Der Preis für die Kilowattstunde Gleichstrom (DC) steigt von 81 auf 89 Cent. Stabil bleibt sie im Basistarif (bislang) nur an den Ionity – hier sind weiterhin „nur“ 79 Cent zu zahlen.

Im nun „Base“ statt „Drive City“ genannten Basistarif sinkt zwar die monatliche Grundgebühr von 7,99 auf 4,99, dafür steigen die Kosten pro Kilowattstunde – von 50 auf 60 Cent bei Wechelstrom, von 64 auf 79 Cent bei Gleichstrom. Am günstigsten ist der Strom im nun „Premium“ genannten Vielfahrer-Tarif: Bei Zahlung einer monatlichen Gebühr von 14,99 Euro reduziert sich der Strompreis auf 54 (AC) bzw. 73 (DC) Cent. Im Netzwerk ausgewählter Partner (Selected PartnerNetwork) wie etwa Ionity (und anderen nicht näher bezeichneten Ladepunktbetreibern) sind für die Kilowattstunde Gleichstrom in der Tarifgruppe nur 50 Cent zu zahlen. Aber auch das sind immerhin noch 15 Cent mehr als vorher.

„Unumgängliche Folge der Kostensteigerungen“

„Die Maßnahmen sollen helfendie Preisanpassungen für Neukunden abzufedern, die als Folge der Kostensteigerungen unumgänglich geworden sind“, begündet Volkswagen das neue Tarifmodell samt Preisanpassungen, die natürlich auch für die (an Elli angehängten) Ladedienste von Audi, Cupra, Skoda und VW gelten.

Ludwig Hohenlohe, der Gründer und CEO des auf Ladeinfrastruktur-Themen spezialisierten Beratungsunternehmen „TheonData“ vermutet allerdings andere Gründe: Elli musste die Verträge mit den Ladepunktbetreibern neu verhandeln, die dann ihre Kostensteigerungen aus den Hochzeiten der Energiekrise jetzt mit Verzögerung an die VW-Tochter weitergaben. Und das zu einem Zeitpunkt, da die Strompreise wieder sinken. Berücksichtigt werden müsse allerdings auch, dass die Ladepunktbetreiber im Unterschied etwa zu Stahlwerken nicht zu den Großabnehmern auf dem Strommarkt zählten und von den Energieversorgern eher wie Abnehmer von Haushaltsstrom behandelt würden.

Keine Anreiz zum E-Auto-Kauf

Trotzdem seien die Preiserhöhungen der jüngsten Zeit – bei „Elli“, aber auch bei den Münchner Stadtwerken – kritisch zu sehen: „Mit solchen Strompreisen holt man keinen hinter dem Ofen hervor und motiviert ihn zum Kauf eines Elektroautos.“

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2 Kommentare

  1. Hartmut Peters

    Es herrscht eine totale Raffgier bei den Elektro Konzernen. Wie soll sich der kleine Mann den Unterhalt vom E Auto noch leisten bei den immer höher werdenden Preisen. Schlimm sind auch Ladekarten Anbieter, die z.Beispiel den EnBW Strom noch mal um 37 Cent höher abrechnen = 88 Cent, als die ADAC Karte mit 51 Cent. Da wird mit anderer Leute ,die die Anlagen ja gebaut haben, unerbittlich noch mal abgesahnt. Für neue E Auto Besitzer kann ich die Ladefuchs App empfehlen. Da sind die Ladeanbieter und die verschiedenen Karten übersichtlich angeordnet und zeigen in der Regel den günstigsten Stromanbieter an.

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  2. Duesendaniel

    seit 8 Jahren fahre ich jetzt elektrisch. ich bin von der Technik so sehr überzeugt, dass ich schon fast missionarisch unterwegs war, aber bei diesen unverschämten Preissteigerungen kann ich aber niemandem mehr raten, ein E-Auto zu kaufen, wenn er/sie nicht zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann.
    Die Politik muss sich dringend um mehr und fairen Wettbewerb kümmern, damit dieser wichtige Markt nicht vollends aus dem Ruder läuft. Vorbilder könnten hier die Mobiltelefonie und der Hausstrom sein.

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