In Deutschland kennt die Entwicklung des Strompreises derzeit nur eine Entwicklung: Es wird immer teurer. Aktuell kostet die Kilowattstunde im Schnitt rund 36 Cent, bei Neuverträgen werden je nach Bundesland bis zu 50 Cent aufgerufen. Und soll aus der Steckdose (nominell und gefühlt) ausschließlich Ökostrom fließen, kommen noch einmal zwei Cent dazu. Vom Strompreis an den Ladestationen für Elektroautos ganz zu schweigen: Hier werden inzwischen pro Kilowattstunde bis zu einem Euro aufgerufen.

Ganz anders die Situation in Norwegen. Dort wird der Strom zu 90 Prozent mit Wasserkraft erzeugt. Und die über 1700 Wasserkraftwerke im Land arbeiten so effektiv und günstig, dass der Strom von den Energieversorgern zum Teil verschenkt wird. Auch das erklärt die hohe Popularität von Elektroautos in Norwegen: Im Februar 2022 betrug der Marktanteil der Stromer in dem Land bereits über 82 Prozent.

Strom umsonst und das ganz legal? Ausgerechnet im als teuer verschrienen Norwegen? Im Sommer können Einwohner und Gewerbe in Nordnorwegen zeitweilig mit einer Null auf ihrer Stromrechnung rechnen. Die Abnehmer in den drei Provinzen Nordland, Troms und Finnmark haben hier sowieso den Vorteil, dass dort der Strom von der Umsatzsteuer in Höhe von 25 Prozent befreit ist. Dort werden nach Angaben des staatlichen Netzbetreibers Statnett im Jahr rund 28 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugt – aber nur rund 20 TWh verbraucht.

E-Auto-Ladestation in Norwegen
Ladestation Bild: Statkraft

Derzeit kostet eine Kilowattstunde Strom in Tromsø 1,55 Cent – in der Hauptstadt Oslo beträgt der Strompreis dagegen 19,22 Cent. Ein gewinnbringender Verkauf des Stroms in großem Umfang nach Südnorwegen – oder gar nach Deutschland – ist aber wegen unzureichender Übertragungskapazitäten nicht möglich.

Strompreis könnte auf zwei Cent/kWh sinken

Und diesem Jahr wird aufgrund der vollen Wasserreservoirs mit einem Überangebot von Strom gerechnet – mit sehr erfreulichen Folgen für die Stromkunden. Spätestens im Mai, wenn die Schneeschmelze im Gebirge Fahrt aufnimmt. Nach ersten Berechnungen des in Nordnorwegen führenden Stromerzeugers Salten Kraftsamband (SKS) könnte der Strompreis dann auf 0,02 bis 0,03 Euro pro kWh sinken, im Extremfall sich sogar ins Negative verkehren: Stromkunden müssten dann dafür bezahlt werden, dass sie die Energie abnehmen.

Das wird natürlich nicht passten. Statt dessen werden die Stromerzeuger einen Teil des aufgestauten Wassers an den Turbinen vorbei in die Flüsse leiten.

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2 Kommentare

  1. Hans-Arno Simon

    Guten Tag,

    sind Sie sicher, dass dort 28 Terawatt Strom erzeugt werden? Ich hätte die Einheit Terawattstunden erwartet…

    Grüße aus Erfurt

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    • Franz W. Rother

      Danke für den Hinweis. Sie haben natürlich recht. Der Fehler wird sofort korrigiert.

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