Über zwei Millionen Elektroautos haben im Juli an einer öffentlichen Ladestation in Deutschland Strom gezapft – so viele wie noch nie zuvor und doppelt so viele wie noch im Jahr davor. Dies zeigt die Auswertung der Zahlen für den „Charging Radar“ durch die Spezialisten von Cirrantic und TheonDATA.

Die Flotte der Stromer wächst und damit auch die Auslastung der Ladestationen. Zum Vergleich: Im Jahr davor wurden hierzulande nur rund 1,18 Millionen kostenpflichtige Lade-„Sessions“ an öffentlichen Stromtankstellen gezählt – im Schnitt 26 pro Monat. Das Gros der Ladevorgänge entfiel – wenig erstaunlich – auf Schnellladestationen mit Ladeleistungen jenseits von 50 kW.

Kräftige Schieflage 
Ende Juli teilten sich in Deutschland rein rechnerisch 17 Elektroautos (Plug-in Hybride inklusive) eine Ladesäule. Ideal wäre eine Relation von zehn Stromern pro Ladepunkt.
Kräftige Schieflage
Ende Juli teilten sich in Deutschland rein rechnerisch 17 Elektroautos (Plug-in Hybride inklusive) eine Ladesäule. Ideal wäre eine Relation von zehn Stromern pro Ladepunkt.

Die Betreiber der Ladepunkte dürfte die Entwicklung freuen, erhöht sich mit der Zahl der Ladevorgänge doch die Rentabilität der Anlagen. Dabei stabilisierten sich an den öffentlichen Ladestationen die Strompreise zur Jahreshälfte. Aber das ist wohl eher die Ruhe vor dem Sturm. Zwar lässt sich noch keines der Unternehmen in die Karten schauen. Doch in den kommenden Wochen dürfte es aufgrund der dramatischen Entwicklung an der Strompreisbörse auch an den Ladestationen für Elektroautos einen weiteren kräftigen Preisschub geben.

Noch Ruhe an der Preisfront

Ende Juni kostete die Kilowattstunde Wechselstrom (AC) an den Ladestationen nach den Erhebungen für den Charging Radar zwischen 35 und 62 Cent, im Schnitt 48 Cent. An den Schnellladesäule lag der Preis für die Kilowattstunde Gleichstrom zwischen 43 und 78 Cent, im Schnitt 57 Cent. Preisdämpfend wirkten hier wie da Discounter wie Aldi, die inzwischen an ihren Ladesäule ebenfalls die Hand aufhalten. Bei Aldi kostet die Kilowattstunde Wechselstrom seit Ende Juni 29 Cent, Gleichstrom 39 Cent. Bei Lidl, Kaufland und Ikea ist das Stromtanken aktuell noch kostenlos. Aber auch hier wird bereits an Preismodellen gearbeitet.

Schluss mit kostenlos 
Beim Discounter Aldi kostet die Kilowattstunde Gleichstrom 39 Cent, Wechselstrom 29 Cent. Auch Lidl und Kaufland wollen bald an den Ladestationen die Hand aufhalten - Strom ist zu wertvoll geworden, um ihn noch verschenken zu können. Foto: Aldi
Schluss mit kostenlos
Beim Discounter Aldi kostet die Kilowattstunde Gleichstrom 39 Cent, Wechselstrom 29 Cent. Auch Lidl und Kaufland wollen bald an den Ladestationen die Hand aufhalten – Strom ist zu wertvoll geworden, um ihn noch verschenken zu können. Foto: Aldi

Beim Ausbau des öffentlichen Ladenetzes tat sich in diesem Sommer hingegen vergleichsweise wenig. Das Netz wuchs lediglich um zwei Prozent auf insgesamt rund 80.000 Lade-Outlets – neu hinzu kamen im Monatsvergleich lediglich 1480 Ladepunkte. Die Bundesnetzagentur nennt lediglich 63.570 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland, davon 9918 DC-Ladepunkte.

Die Differenz erklärt sich dadurch, dass der Charging Radar die Outlets zählt, nicht die Ladepunkte. Zudem hinkt die Statistik der Bundesnetzagentur prozessbedingt dem Charging Radar hinterher, der die Daten digital einpflegt. Beispielsweise finden sich im Ladesäulenregister der Netzagentur derzeit rund 150 Standorte von Aral Pulse, wohingegen der Charging Radar schon 220 Standorte von Aral Pulse in Deutschland kennt.

Nach den Zahlen kann inzwischen an insgesamt 65.662 Ladeoutlets im Bundesgebiet Wechselstrom gezapft werden, Gleichstrom gibt es nur an 14.406 Ladepunkten. Immerhin investieren die Energieversorger inzwischen deutlich stärker in Schnelllader mit Ladeleistungen von über 50 Kilowatt: Nur eine Handvoll 50 kW-Lader wurden im Juli in Betrieb genommen. Hier reagiert die Branche auf die stetig steigenden Ladeleistungen der Elektroautos.

Ausbau des Ladenetzes lahmt

Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin eine erhebliche Schieflage: Die Zahl der Elektroautos auf den Straßen wächst schneller als das öffentliche Ladenetz. Bei rund 1,4 Millionen Elektroautos, die inzwischen in Deutschland zugelassen sind (Batterieautos und Plug-in Hybride) teilen sich rein rechnerisch derzeit 17 E-Autos einen öffentlichen Ladeplatz. Ideal wäre nach Ansicht des Verbandes der Autoindustrie (VDA) jedoch eine Relation von 10 Fahrzeugen pro Ladesäule. Längere Staus vor den Ladesäulen wurden in diesem Sommer trotzdem nur vereinzelt gemeldet – auch weil das Gros der Elektroautos weiterhin daheim oder am Arbeitsplatz Strom aufnimmt.

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