Das Geschäft mit der Entsorgung ist Schwerstarbeit. Mülltonnen herumwuchten, Schrottteile einsammeln, Abfälle sortieren. Hier ist Muskelkraft gefragt, Bits und Bytes haben dabei scheinbar nichts verloren. Doch tatsächlich gibt es keinen Grund, dieses bislang so handfeste Geschäft nicht zu digitalisieren, findet der Berliner Mittelständler Alba. Die Entsorgungsfirma setzt deshalb Drohnen ein und arbeitet an der Digitalisierung der Entsorgungssysteme. Ihre Müllautos werden mit Sensorik ausgerüstet, erste Kehrmaschinen sind sogar schon autonom unterwegs.
Ausgetüftelt werden solche Lösungen in einem internen Innovation Lab. Dessen Internet-of-Things-Manager Frank Botta hat eine Vision: „Wir arbeiten an der digitalen Transformation der Entsorgungsbranche.“ Dieser bislang noch sehr analoge Wirtschaftszweig wittert neue Geschäftsmodelle – auf der Basis von Daten.
Noch geht es bei den meisten Smart-City-Lösungen am Markt nicht um die Entsorgung in den Städten. Digitale Hilfen werden hauptsächlich eingesetzt, um Energie möglichst effizient bereitzustellen, Verkehrsströme zu lenken oder Fabrikabläufe zu regeln. Doch was vom Alltag an Abfall übrigbleibt, muss auch wieder aus der Stadt hinausgeschafft werden. Und dabei haben Nachhaltigkeit und Effizienz ebenso ihren Platz wie bei der Versorgung. Über die von Alba betriebenen Schrottplätze fliegen deshalb Drohnen und fotografieren Metallberge. „Wir fertigen daraus ein 3D-Modell“, erklärt Botta. So lässt sich über Dichte und Volumen des Schrottes dessen Gewicht berechnen. Bislang wurde die Menge an Schrott lediglich geschätzt, nun ist eine Inventur automatisiert und damit präzise möglich.
Sensoren im Müllauto
Auch die vielen Müllautos des Berliner Unternehmens erhalten zusätzliche Aufgaben. Sie werden immer stärker zu fahrenden Sensorik-Trägern. Kameras an der Windschutzscheibe liefern ein genaues, täglich aktualisiertes Abbild der Straßen. Das ist nicht nur beim Registrieren von Schlaglöchern nützlich. „Mit diesen Daten können wir auch 3D-Karten von ganzen Städten erstellen“, sagt Botta. Dabei läuft dieses neue Geschäft eigentlich nebenbei: Die Müllautos sind ja ohnehin ständig unterwegs, bloß sammeln sie heute außer dem Abfall eben auch Daten ein. Das können auch Werte über die Luftqualität oder das Verkehrsaufkommen sein. Hauptsache, das Material ist immer aktuell.
Anwendung könnten diese Daten beispielsweise in einer App für Jogger finden, die Informationen über die beste Luft in der Stadt liefert. Oder Autofahrer profitieren von Routenvorschlägen in Echtzeit, mit denen sich Staus umfahren lassen. Schon heute nutzen die Müllautos solche Infos auf ihrem täglichen Weg. Auch smarte Mülltonnen sind im Test. Sie erkennen per Sensor ihre Füllhöhe und melden diese an die Entsorger. Das soll unnötige Fahrten ersparen, etwa wenn eine Tonne erst halbvoll ist.
Weltweit sucht Alba inzwischen nach Start-ups, mit deren Ideen sich Daten und Ideen für solche neuen Geschäfte nutzen lassen. Dazu gehören auch die autonomen Kehrmaschinen. Sie wurden gemeinsam mit dem deutschen Start-up Enway entwickelt und sind mit einem Hochleistungsrechner aufgerüstet. Und weil sie während ihrer Arbeit maschinell dazulernen, werden sie mit der Zeit immer besser.