Vom verschmähten Niemand zum heißbegehrten Superstar: Nein, es geht nicht um einen neuen Disney-Film sondern um etwas scheinbar Langweiligeres: Metalle. Lithium und Kobalt um genau zu sein. In den vergangenen Jahren haben die beiden dank des Trends zur E-Mobilität immer weiter an Prominenz gewonnen, da sie wichtige Bestandteile der Lithium-Ionen-Akkus sind, die in den meisten Elektroautos zum Einsatz kommen. Seit Mitte 2016 hat sich der Preis von Kobalt mehr als verdreifacht, der Preis für Lithium ist in derselben Zeit immerhin fast auf das Doppelte gestiegen.
Jetzt warnt das Freiburger Öko-Institut davor, dass die beiden Rohstoffe zeitweise knapp werden könnten. Für die Autoindustrie könnte das zum Problem werden. Deshalb suchen Autokonzerne nach Wegen aus der Abhängigkeit von den großen Minenbetreibern.
Der Grund für die Knappheit der beiden Metalle ist nicht, dass nicht genug von ihnen auf der Erde vorhanden ist. Viele Vorkommen sind noch ungenutzt und die Abbaukapazität reicht aus, um die Mobilitätswende langfristig mitzutragen. Warum also die vorübergehende Knappheit?
Minenbetreiber haben Marktmacht
Haupttreiber ist die wegen des Wachstums der E-Mobilität unerwartet stark steigende Nachfrage nach Lithium und Kobalt in den vergangenen Jahren. Und diese Entwicklung wird sich noch verstärken. Die Deutsche Rohstoffagentur (Dera) schätzt, dass sich der Lithium-Bedarf bis 2025 verdoppeln wird. Die Autokonzerne fragen derzeit mehr nach, als die Minenbetreiber abbauen können.
Bis sich das wieder ausgleicht, sitzen die Minenbetreiber am längeren Hebel. Sie können sich ihre Kunden aussuchen und die Preise erhöhen. So hatte VW beispielsweise im Oktober vergangenen Jahres eine Ausschreibung gestartet, bei der das Unternehmen einen Kobalt-Zulieferer für fünf Jahre suchte. Wegen der geringen Bieterzahl musste VW die Ausschreibung kurzfristig verlängern.
Noch dazu verschlechtert die politische Situation die Lage: Über die Hälfte der Kobaltvorkommen befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo, wo Menschenrechtsverletzungen beim Abbau weit verbreitet sind. Amnesty International warf unter anderem BMW, Daimler und Volkswagen vor, dass sie von Kinderarbeit beim Abbau der Metalle profitieren würden.
Recycling als Alternative?
Einige Autokonzerne suchen deshalb nach Alternativen. Toyota beispielsweise hat in ein australisches Unternehmen investiert, das Minen in Argentinien betreibt. Durch die eigene Beteiligung am Abbau will das Unternehmen so die Versorgung sicherstellen. Vor allem chinesische Elektroautohersteller machen es Toyota nach und investieren in Minenunternehmen.
Ein anderer Ansatz ist, alte Autobatterien zu recyceln und so die Rohstoffe zurückzugewinnen. Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit diesem Thema. American Manganese hat beispielsweise vor wenigen Monaten ein Recycling-Verfahren vorgestellt, mit dem man rund zehn Prozent des in der E-Autoindustrie benötigten Kobalts bereitstellen könnte. Tesla und Toyota arbeiten mit dem belgischen Unternehmen Umicore, das für sie alte Akkus recycelt und Rohstoffe zurückgewinnt. Und Neometals hat Fabriken in Kanada, wo es an der Kobaltrückgewinnung aus alten Batterien arbeitet.