Elektroautos, Fahrräder, breite Straßen, grüne Parks und vielleicht noch ein paar Singvögel in der frischen Luft: Haben Sie an Frankfurt gedacht? Nicht? Die Autoren des „Sustainable Cities Mobility Index 2017“ schon. Keine Stadt ist in puncto ökologischer Stadtverkehr so weit vorne wie Frankfurt – weltweit.
Das britische Wirtschaftsforschungsinstitut Centre for Economics & Business Research (Cebr) hat für das niederländische Beratungsunternehmen Arcadis 100 Städte verglichen, darunter auch vier deutsche. Neben den drei größten Städten München, Hamburg und Berlin eben auch die fünftgrößte, Frankfurt.
In drei Kategorien untersuchten die Autoren soziale, ökonomische und ökologische Kriterien. Und im grünen „Planet Index“ stehen Frankfurt, München und Berlin ganz vorne. Die Pendlermetropole am Main begeistert sie mit ihren ambitionierten Plänen, den motorisierten Verkehr zurückzudrängen. Dazu gehören steigende Frequenzen im Bahnverkehr, größere Haltestellen, Limitierung der Parkplätze und eine E-Mobilitäts-Strategie.
WLan im Nahverkehr bleibt Wunschtraum
Es mag den Bewohnern von Frankfurt, Hamburg und Berlin nicht immer so vorkommen, aber geringe Abgaswerte, viele Grünflächen und wenige Staus sorgen international für erste Plätze. Insgesamt stehen mit Hong Kong, Paris und Zürich allerdings Städte vorne, die auch im sozialen und ökonomischen Bereich punkten konnten: Ein ÖPNV rund um die Uhr, mit WLan und dichtem Stationsnetz ist selbst in Deutschlands Metropolen noch ein Wunschtraum. Dicke Minuspunkte gibt es vor allem im „Profit Index“: Busse und Bahnen seien in Frankfurt und Co. zu langsam und zu teuer. Hier liegt Hamburg noch auf Platz 33, alle anderen Städte sind weit abgeschlagen.
„Die Mobilität befindet sich weltweit in einem massiven Veränderungsprozess“, erklärt Arcadis-Verkehrsexperte Ralf Schiller die Ergebnisse. Ein komplexes System aus der Vergangenheit könne heute Ballast sein. Wichtig sei der Vergleich mit anderen Städten. Gerade den deutschen könne „der Blick Richtung Alpen hilfreich sein“ – Zürich und sein dicht besiedeltes Umland seien hervorragend erschlossen. Der leistungsfähige öffentliche Nahverkehr mit dichtem Takt und kurzen Zeiten könne sich mit dem Autoverkehr messen, sagt Schiller.
Ein gewisser Mut helfe, schreiben die Autoren des Reports. Die Städte, die sich am weitesten vorwagen, würden davon auch häufig am stärksten profitieren – ein Aufruf, visionär zu denken. Minuspunkte gab es vor allem für Städte, die überhaupt keine Alternative zum Auto anbieten – wie viele Großstädte in den USA.
Positiv-Beispiel Wien: Die Stadt habe mit ihrem Mobilitätskonzept „Step 2025“ ein ganzes Paket aufeinander abgestimmter Maßnahmen beschlossen. Schiller gefalle die „Rückeroberung“ des Stadtraums, etwa durch Fahrverbote zu Unterrichtsbeginn oder temporäre Fußgängerzonen. Maßnahmen, die nicht bei allen potenziellen Wählern gut ankommen dürften.
Es handelt sich übrigens um eine Vergleichsstudie, das heißt 100 Punkte hätte eine Stadt nur erreichen können, wenn sie in jedem Kriterium vorne stünde – aber selbst Musterstadt Hong Kong hat keine 70 Punkte erreicht.
Jede Stadt habe ihre Eigenheiten, heißt es deshalb auch im Bericht. Und das brauche individuelle Lösungen. In Amsterdam das Fahrrad, in London die Bahn und in München vielleicht bald der Elektroroller.
Den kompletten Bericht können Sie auf der Seite von Arcadis als pdf herunterladen.