Irgendwo im Hinterhof, versteckt in einer Ecke des Parkhauses – wer heute ein Carsharing-Auto nutzen will, muss es erst einmal finden. Denn Parkplätze sind vor allem in den Innenstädten knapp. Anbieter wie Flinkster oder Stadtauto, die ihre Fahrzeuge an festen Stationen bereitstellen, sind daher bisher auf private Flächen angewiesen. Und sind die manchmal schwer zugänglich. Immerhin: Das Problem hat auch die Bundesregierung erkannt.

Deshalb ist vergangene Woche ein neues Gesetz in Kraft getreten, das es Ländern und Kommunen erleichtern soll, öffentliche Parkplätze für die Carsharing-Autos auszuweisen. Sogar kostenlos, ohne Parkgebühr. Die Regierung wolle, so lässt sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zitieren, „diese Form der Mobilität besonders fördern“.

Neues Verkehrsschild nur für Carsharing

Dafür haben seine Beamten sogar ein eigenes Verkehrsschild entworfen, das etwa in der Nähe von Bahnhöfen oder U-Bahnstationen signalisiert: Hier dürfen nur Carsharing-Fahrzeuge parken – eines einzelnen stationsgebundenen Anbieters. Aber auch Car2Go oder DriveNow können profitieren. Bei ihnen dürfen die Kunden die Fahrzeuge – stationsungebunden – irgendwo in einem Stadtgebiet abstellen. Für sie können die Kommunen nun allgemeine Stellplätze ausweisen, die diese Free-Floating-Anbieter gemeinsam nutzen.

Nötig wurden diese Regelungen auch, weil das Carsharing längst aus der Nische herausgefahren ist. In mittlerweile rund 600 Städten und Gemeinden gibt es entsprechende Angebote mit insgesamt 17.200 Fahrzeugen. Rund 1,7 Millionen Kunden nutzen sie, rund drei Viertel von ihnen die stationsungebundene Variante in Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg.

Carsharer freuen sich – Private Initiativen nicht

Wenn das Carsharing durch die neuen kostenlosen Parkplätze stärker im Stadtbild sichtbar werde, könne es für noch mehr Kunden attraktiv werden, hofft Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverband Carsharing. „Die kommunale Selbstverwaltung macht es den Kommunen möglich sofort zu handeln“, appelliert er an die Stadt- und Gemeinderäte, denn das neue Gesetz sorge jetzt für Rechtssicherheit. Weitere Initiativen auf Landesebne müssten sie nicht abwarten.

Auch Sebastian Hofelich, Geschäftsführer von DriveNow, begrüßt das Gesetz: „Mit der Einrichtung von Carsharing-Parkplätzen können die Kommunen dazu beitragen, dass mehr und mehr Privat-Pkw abgeschafft werden.“ Mehrere Studien hätten gezeigt, dass ein Carsharing-Auto heute schon mindestens drei Privat-Pkw ersetze.

Aber es gibt auch Kritiker des Gesetz. So hätte sich Edgar Scholler gewünscht, dass auch Privatleute, die sich ihre Autos mit anderen Privatleuten teilen, von der Parkplatz-Regelung profitieren würden. Sein Einwand kommt nicht von ungefähr: Scholler hat das Start-up Getaway in Berlin gegründet, das das Verleihen von Fahrzeugen unter privaten Nutzern organisiert.

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