Die Schnellladung eines elektrischen Autos hat, wie der Name schon vermuten lässt, einen großen Vorteil: Weniger Zeit an der Station, mehr Zeit, um sich tatsächlich fortzubewegen. Doch die Technik bringt auch eine Hürde mit sich: Schnellladen heizt die Batterie auf. Zwar kühlt sie normalerweise beim Fahren langsam wieder ab, wie Nissan feststellen musste aber nicht immer schnell genug.
Bei der neusten Version des elektrischen Nissan Leaf nämlich läuft die Batterie schnell zu heiß: Seit Ende März beschwerten sich einige Fahrer des E-Autos unter dem Stichwort „Rapidgate“, dass bei mehrmaligem Aufladen in kurzer Zeit das Schnellladen zur Geduldsprobe wird. Sie berichteten, dass dabei die Ladegeschwindigkeit teilweise auf bis zu 25 Kilowatt oder sogar noch weniger absinke.
Der Twitter-User Björn Nyland hat das selbst überprüft und den Leaf auf eine 1000-Kilometer lange Fahrt innerhalb eines Tages mitgenommen, um das Phänomen zu untersuchen. Sein Ergebnis: Nach 300 bis 400 gefahrenen Kilometern und entsprechend häufigem Stromtanken hat sich die Ladegeschwindigkeit halbiert – auf weniger als 25 Kilowatt. Seine komplette Fahrt konnte man auf Twitter live verfolgen.
Ladebremse ist kein Fehler sondern gewollt
Die nachlassende Ladegeschwindigkeit ist allerdings kein Fehler – sondern von Nissan so vorgesehen. Der Leaf besitzt keine Kühlung per Flüssigkeit, sondern nutzt dafür nur Luft. Doch beim Schnellladen in kurzen Abständen reicht bei dem Wagen die Zeit so nicht, um die Batterie bis zum nächsten Lade-Stopp wieder genügend abzukühlen. Deshalb ist ein Mechanismus eingebaut, der die Ladegeschwindigkeit automatisch absenkt, wenn der Akku zu heiß läuft, und so die Temperatur auf einem akzeptablen Niveau hält.
Nissan hielt sich länger zu den Berichten bedeckt, gab dann aber doch ein einzelnes Statement ab. „Der Nissen Leaf 2018 hat einen Lade-Sicherheitsmechanismus eingebaut, um die Batterie bei wiederholtem Schnellladen in kurzen Abständen zu schützen“, äußerte sich der Hersteller gegenüber Transport Evolved. „Dieser Sicherheitsmechanismus erhöht zwar die Ladedauer nach mehreren Ladevorgängen, ist aber wichtig, um die Lebensdauer der Batterie aufrechtzuerhalten.“
Für kurze tägliche Fahrten in der Stadt sollte die Ladedrosselung keine Auswirkungen haben, schließlich ist dann nur selteneres Laden nötig. Wer aber längere Strecken wie etwa Urlaubsfahrten plant und am Tag mehrmals Schnelladen will, für den ist Rapidgate ein echtes Ärgernis, das eine deutlich längere Reisedauer zur Folge hat.
Was das für die weitere Entwicklung und neue Leaf-Modelle bedeutet ist noch unklar. Möglicherweise wird Nissan gezwungen sein, doch auf eine Flüssigkeitskühlung umzusteigen. Einige Kunden sind jedenfalls so erbost über das Problem, dass sie drohen, ihre Leaf-Bestellung wieder zurückzuziehen.