Im Weltraum ist gewaltig was los. Hoch über unseren Köpfen bauen Tech-Giganten wie Google, Facebook oder SpaceX gerade eine neue Infrastruktur für die globale Kommunikation auf. Sie soll als Ergänzung für die bekannten Mobilfunknetze und Glasfaserkabel dienen, die wir auf der Erde verwenden. Deren Kapazität ist nämlich begrenzt. Über das All funktioniert die kabellose Datenübertragung tausendmal schneller. Die Daten reisen dabei mithilfe von Laser-Licht.

Eine entscheidende Technologie dafür liefert das deutsche Start-up Mynaric. Mit dessen Sendern und Empfängern lassen sich dynamische Kommunikationsnetzwerke in der Luft und im Weltraum errichten. Bodenstationen und Laserterminals stellen Verbindungen zwischen Satelliten, Flugzeugen oder Stratosphären-Ballons her.

Einer der Firmengründer von Mynaric ist Markus Knapek. Er und sein Vorstandskollege Joachim Horwath waren lange Forscher bei der Luft- und Raumfahrtforschung DLR in Oberpfaffenhofen. Der kleine Ort westlich von München ist heute der Firmensitz von Mynaric. Direkt neben einem Geschäftsflughafen entwickeln die etwa 100 Mitarbeiter ihre Zukunftstechnologie.

Keine Funklöcher mehr

„Wir liefern Datenautobahnen“, beschreibt Knapek das Metier. Bislang müssen sich Satelliten, Flugzeuge und auch der Mobilfunk die beschränkten Funkfrequenzen teilen. Drei Milliarden Menschen auf der Welt haben deshalb überhaupt keinen Internet-Zugang und selbst in Deutschland klagen viele Menschen über Funklöcher. „Das wird in fünf bis zehn Jahren vorbei sein“, sagt Knapek voraus.

Bis dahin rechne er damit, dass die Laser-Kommunikation im All die Bodenübertragung ergänzt. „Der Internet-Zugang wird dann so selbstverständlich sein wie die Luft zum Atmen“, sagt er voraus. Einwählen in WLAN-Netze, Sim-Karten für das Handy: Alles solle überflüssig werden, wenn die Weltraum-gestützten Datenautobahnen erst flächendeckend arbeiten. Die Nutzer auf der Erde sollen von der Revolution direkt nichts mitbekommen. Sie spüren aber ihre Folgen: schnellere Übertragung und höhere Sicherheit der Kommunikation.

Die großen Tech-Firmen haben das Potenzial längst erkannt und expandieren daher in den Weltraum. „SpaceX will seine Einnahmen künftig fast ausschließlich mit Satelliten-Internet erreichen“, sagt Knapek. „Die Raketen der Firma sind nur ein Vehikel, um die künstlichen Trabanten ins All zu bringen.“

Internet of Things und smarte Landwirtschaft

Von der Ausweitung der Datenübertragung sollen nicht nur die Handy-Nutzer am Boden profitieren. Vor allem für das Internet of Things ist die Technologie unverzichtbar. Eine weitere Anwendung ist die Landwirtschaft. Mithilfe der Technologie können Ackerflächen in kürzester Zeit vermessen werden. Insektenschwärme oder Trockenheit lassen sich ebenfalls drahtlos aufspüren und melden. „Präzisionslandwirtschaft“ heißt dieses noch junge Gebiet, mit dessen Hilfe Pflanzengifte und Dünger besser verteilt werden könnten. Pro Stunde sollen aus dem All 160.000 Quadratmeter Ackerfläche analysiert werden. Mit den derzeitigen Funk-Kapazitäten ließen sich die dafür nötigen Datenmengen niemals transportieren.

Knapek räumt ein, dass sich nicht nur sein Unternehmen mit dem Thema beschäftigt. „Anders als die großen Raumfahrtagenturen sind wir aber kommerziell ausgerichtet. Wir wollen die Satelliten-Kommunikation als Massenprodukt ermöglichen.“ Kürzlich startete das kleine Unternehmen die Serienproduktion von optischen Bodenstationen. Sie ermöglichen die Laserkommunikation zwischen Luft- und Raumfahrzeugen und dem Boden. Mynaric sagt, man sei der einzige kommerzielle Serienlieferant solcher Stationen. Sie sollen im niedrigen Orbit, also bis zu 1400 Kilometer Höhe, arbeiten und dabei bis zu zehn Gigabit pro Sekunde übertragen.

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