Der Postmann steigt aus seinem Elektrotransporter, tippt einmal auf sein Tablett und läuft zu den nächsten Briefkästen los. Am Ende seiner kurzen Tour wartet bereits der kleine Transporter – der völlig selbstständig ohne Fahrer herangerollt ist. Der Postbote steigt wieder ein und fährt weiter.

Noch ist der gelbe Streetscooter auf einem abgesperrten Gelände der Münchner Messe unterwegs, während in den Kongressräumen nebenan die Teilnehmer der GPU Technology Conference (GTC) Europe über die Zukunft Künstlicher Intelligenz, autonomen Fahrens und der Robotik diskutieren. Doch ab 2018 will sich der Logistikriese Deutsche Post DHL nach und nach in den Alltagsverkehr vorwagen. Das hat der Konzern heute während der GTC bekannt gegeben. Partner sind der Automobilzulieferer ZF aus Friedrichshafen und der Graphikchiphersteller Nvidia, der zugleich einer der führenden Anbieter von KI-Software ist – und die GTC ausrichtet.

Schluss mit Parkkarambolagen

„Zuerst werden wir in Berlin pilotiertes Parken zusammen mit induktivem Laden testen“, berichtet Fabian Schmitt, der Chief Technology Officer von Streetscooter ist, der Post-Tochter, die die Elektrotransporter baut. Die Idee: Am Ende ihres Arbeitstages müssen die Post- und Paketboten ihr E-Mobil nicht selber einparken, sondern das Fahrzeug erledigt das alleine. Und richtet sich dabei möglichst genau über einer Art Drahtspule im Boden aus, über die dann die Batterie des Transporters schnurlos – im Fachjargon induktiv – geladen wird. Beim Einparken kurz vor Feierabend passierten oft kleine Karambolagen, wenn die Mitarbeiter müde seien, erzählt Schmitt aus dem Alltag der Zusteller. „Diese Unfälle hoffen wir durch das pilotierte Parken verhindern zu können.“

Auch das Rangieren der großen Container, in denen die Pakete und Briefe von einem Verteilzentrum per Lkw zum anderen gelangen, soll künftig mit autonomen Fahrzeugen passieren. Die Lastwagen setzen die großen Blechboxen am Ziel ab, die dann auf Stelzen stehen. Unter sie fahren dann die autonomen Rangierfahrzeuge und bringen sie zu den passenden Rampen, wo sie ent- und wieder beladen werden.

Erst später wagt sich dann die Post mit den autonom fahrenden Streetscooter in den öffentlichen Verkehr. Dort will sie die „Follow-Me“-Funktion erproben. Bei der schickt der Postbote sein Fahrzeug etwa an das Ende einer Straße voraus, in der er seine Briefe verteilt, um dann zur nächsten zu fahren. „Am besten nur mit einer einfachen Geste oder per Smartwatch“, erklärt Streetscooter-Manager Schmitt. Oder der Zusteller packt in der Stadt seine Karre am Rand der Straße mit Paketen voll und schickt sein autonomes E-Mobil los, damit es sich einen Parkplatz sucht. „Wir wollen die Zusteller nicht ersetzen, sondern ihre Arbeit leichter machen“, versichert Schmitt.

Die nötige Technik für die Robo-Transporter liefert ZF. Dazu zählen Kameras, Radar- und Lidarsensoren, die ununterbrochen das Umfeld rund um das Fahrzeug überwachen. Die dabei anfallenden großen Datenmengen wertet eine spezielle Steuerbox mit Hilfe Künstlicher Intelligenz aus und wandelt sie in Befehle an Lenkung, Bremse und Antrieb um. Die nötigen Rechenchips liefert Nvidia. Dessen Chef Jensen Huang rechnet sich im Fahrzeugmarkt für seine Produkte gute Chancen aus: Das Online-Shopping nehme weiter stark zu und damit die nötigen Zustellungen, erklärte er in München, „und die Zahl der Lkw-Fahrer ist nun einmal begrenzt.“

Hinweis: ZF ist Partner von Edison. Dieser Text ist nicht im Rahmen dieser Kooperation, sondern redaktionell unabhängig entstanden.

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