Constantin Schwaab ist Wiederholungstäter. Oder treffender: Wiederholungsgründer. Vier Start-ups hat er bereits auf den Weg gebracht, drei davon erfolgreich verkauft. Mit seinem jüngsten Projekt Wirelane will er die Elektromobilität voranbringen. Der 40-jährige Schwaab bezweifelt nicht, dass die Zukunft elektrisch fährt. Mit den bestehenden und selbst vielen der derzeit geplanten Ladesäulen werde das aber nicht möglich sein, sagt er. „Die Infrastruktur 1.0 wird man zum größten Teil bald wieder abbauen müssen“, prophezeit der Unternehmer.
Mit seiner Firma zeigt er auf, was seiner Ansicht nach alles geschehen muss, damit die Stromnetze einmal den Ansturm von Elektrofahrzeugen bewältigen können. Dazu gehört auch, dass die Möglichkeiten zum Laden und der Abrechnung des Stroms günstiger werden. Gleichzeitig sollen die Ladesäulen mehr Funktionen erhalten als heute. Dazu gehört für Schwaab zum Beispiel ein Radarsensor, der registriert, ob eine Säule besetzt ist. „Solche Informationen sind bislang nicht erhältlich, sodass es oft Frustrationen gibt, wenn ein Benziner die Zufahrt versperrt“, beobachtet der Gründer.
„Eine völlig neue Infrastruktur muss geschaffen werden“
Das Problem dürfte größer werden, denn ab 2020 kommen E-Autos in großer Menge auf den Markt. Schwaab sieht dann sogar „eine Flut von Elektroautos“. Hersteller wie Volkswagen wollen schon bald eine ganze Reihe unterschiedlicher Elektromodelle zu bezahlbaren Preisen verkaufen. Aktuell richten sie ihre Fabriken auf Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr aus. Spätestens dann werden sich viele Privatleute und Firmen ausrechnen, dass ein Elektroauto auf seine gesamte Lebensdauer für sie günstiger ist als ein Dieselfahrzeug. Und im Reich der Dienstautos dürfte rasch ein Umdenken einsetzen.
Doch wie sollen all diese Fahrzeuge einmal geladen werden? Abends alle in die heimische Steckdose oder an eine Wallbox einstöpseln stellt große Herausforderungen an das Stromnetz. Gefragt sind deshalb innovative Lösungen, an denen Firmen wie Wirelane intensiv arbeiten. „Es geht dabei um eine völlig neue Infrastruktur, die erst geschaffen werden muss“, sagt Schwaab. Dazu zählt er Dinge wie Software, Back Office, den reibungslosen Ablauf von Prozessen. All das bietet Wirelane. Die Software zeigt den Betreibern von Ladesäulen genau, wann welcher Standort in welcher Stärke genutzt wird. Entsprechend lassen sich Tarife oder Auslastung steuern. Die Kunden wiederum können mit Hilfe einer App den Überblick über ihre Ladevorgänge behalten.
Schluss mit dem Karten-Chaos
Eines der Zukunftsszenarios, an dem Schwaab zufolge bereits konkret gearbeitet wird: Ein großer Möbelmarkt will seinen Kunden auf dem Parkplatz kostenlosen Ladestrom anbieten. Die Außendienstmitarbeiter sollen dort ebenfalls jederzeit laden können, die Büroangestellten jedoch nur zu bestimmten Zeiten, zu denen die Säulen nur wenig frequentiert sind. Alle benutzen Kunden- und Mitarbeiterkarten zur Identifikation und Abrechnung. „Die Organisation dieser Abläufe ist hochkomplex und erfordert die genaue Abstimmung mit den Möglichkeiten der Stromnetze“, sagt Schwaab.
Dazu gehört auch die Abrechnung des Stroms. Bislang führen E-Autobesitzer noch einen Strauß von Berechtigungs- oder Kreditkarten mit sich, um an den verschiedenen Ladepunkten Energie zu bekommen. Oft steckt die Technologie von Wirelane hinter diesen Karten.
Doch das Ziel ist eigentlich, dass E-Autofahrer für sämtliche Ladesäulen im Land nur eine einzige Karte benötigen. Das werde nur mit Tap-Payment funktionieren, glaubt der Wirelane-Gründer. Wie im Supermarkt legen die Kunden ihre Kreditkarte dann nur noch auf und können ohne Pin bezahlen. „So sparen wir uns das teure Terminal an jeder Säule, mit dem bislang abgerechnet wird“, sagt Schwaab.