Künftig sollen wir Wasserstoff in unsere Autos tanken und mit ihm unsere Häuser heizen. Knapp ein Fünftel des weltweiten Energiebedarfs soll das Gas 2050 decken und damit helfen, die Erwärmung der Erdatmosphäre auf zwei Grad zu begrenzen – fordert der Hydrogen Council, ein Zusammenschluss internationaler Industriekonzerne. Damit würde Wasserstoff im Energiemix eine vergleichbare Rolle spielen wie heute Erdgas, erklärte Benoît Potier, Chef des französischen Gashersteller Air Liquide, nun am Rande der Weltklimakonferenz COP23 in Bonn.
Er stellte als Vorsitzender der Initiative ein Konzept vor, wie dieser Übergang in die Wasserstoff-Wirtschaft gelingen kann. Die nötigen Technologien dazu seien heute bereits weitgehend vorhanden, versicherte Potier. Wasserstoff sei nun einmal das ideale Medium, „um Erneuerbare Energien wie Solar- und Windstrom zu speichern und zu transportieren“, erläuterte Takeshi Uchiyamada, Chairman von Toyota und der Vater des Hybridautos Prius. Er teilt sich derzeit mit Potier den Vorsitz des Hydrogen Council. Damit Wasserstoff tatsächlich das Klima schont, darf er allerdings nicht aus Erdöl oder Erdgas erzeugt werden – sondern mithilfe von Erneuerbaren Energien aus Wasser.
Großes Potenzial, große Kosten
Das ökonomische wie ökologische Potenzial von Wasserstoff ist enorm: Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müsste der gesamte weltweite Ausstoß an Kohlendioxid bis 2050 um 60 Prozent reduziert werden. Rund ein Fünftel dieser Vorgabe ließe sich durch den großflächigen Einsatz von Wasserstoff erreichen.
Zudem würden weltweit rund 30 Millionen Jobs und 2,5 Billionen US-Dollar zusätzlicher Wirtschaftsleistung durch die Erzeugung des Gases und durch Ausgaben für die nötige Ausrüstung entstehen, so die von der Beratung McKinsey für den Hydrogen Council verfasste Analyse.
Natürlich hat ein derart tiefgreifender Umbau der Wirtschaft seinen Preis: Rund 20 bis 25 Milliarden Dollar an Investitionen pro Jahr seien laut Council bis 2030 erforderlich. „Zum Vergleich: Heute investieren wir allein 650 Milliarden Dollar pro Jahr in die Nutzung von Erdöl und Erdgas“, sagte Potier.
Auch die Politik soll ihren Beitrag leisten
Die Investitionen sind auch deshalb so hoch, weil viele Wasserstoff-Technologien noch teuer sind. Das gilt insbesondere für die Brennstoffzelle, die aus dem Gas Strom erzeugt. So kosten Fahrzeuge mit dieser Technik wie der Toyota Mirai in Deutschland 78.600 Euro oder der Hyundai ix35 Fuel Cell 65.450 Euro. „Sobald wir die Modelle in größeren Stückzahlen produzieren, wird ihr Preis aber deutlich sinken“, versichert Woong-Chul Yang, Entwicklungsvorstand von Hyundai im Gespräch mit EDISON.
Er übernimmt 2018 den Vorsitz des Hydrogen Council. In seiner Analyse geht der Council davon aus, dass 2050 mehr als 400 Millionen Brennstoffzellen-Autos weltweit auf den Straßen unterwegs sind, 15 bis 20 Millionen Lkw und rund fünf Millionen Busse. Diese Prognose ist deutlich optimistischer als etwa die Annahmen der Internationalen Energie-Agentur, die mit 150 Millionen Wasserstoff-Fahrzeugen bis 2050 rechnet – die Behörde gilt allerdings auch neuen Technologien gegenüber als kritisch.
Von der Politik wünscht sich das Gremium stabile Rahmenbedingungen und eine Gesetzgebung, die den Wechsel in der Energieversorgung hin zu Wasserstoff langfristig fördert, sowie großangelegte Entwicklungsprojekte, um die Technologie auch in der Stahlindustrie oder in Gebäuden einsetzen zu können. Die beteiligten Konzerne seien aber auch bereit, sich massiv zu engagieren und zu investierten, versichert Potier.
Der Hydrogen Council ist ein Zusammenschluss von Unternehmen aus der ganzen Welt, welche die Nutzung von Wasserstofftechnologien fördern wollen. Gegründet im Januar 2017 am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, zählt die Interessensgruppe im Kern 18 Mitglieder darunter Autohersteller wie Audi, BMW, Daimler, Hyundai oder Toyota, Gashersteller wie Air Liquide und Linde, Mineralölkonzerne wie Shell, Statoil oder Total. Ein Kreis weiterer Unternehmen unterstützt das Gremium.
Hinweis: Hyundai und Toyota sind Partner von Edison. Dieser Text ist nicht im Rahmen dieser Kooperation, sondern redaktionell unabhängig entstanden.