Emma ist eine Perle. Nachts, wenn alles schläft, putzt Emma im Supermarkt die Böden. Klaglos, ohne Nachtzuschlag, zuverlässig, denn: Emma ist ein Putzroboter.
Das Gerät mit dem schnuckeligen Namen ist ein klobiger, grauer Kasten mit dickem Wassertank. Vorne sind Bürsten angebracht, die über den Boden schrubben und dabei den Dreck aufnehmen.
Solche Geräte werden zu tausenden in Läden auf der ganzen Welt eingesetzt. Bislang muss allerdings ein Mensch dabei sein, der das Gerät lenkt. Eine lästige und zeitraubende Aufgabe, die Emma nun ganz ohne humane Begleitung erledigt. Der Putzroboter ist ein autonomes Fahrzeug, er nutzt dieselben Technologien wie selbstfahrende Autos, die derzeit für den Straßenverkehr entwickelt werden: Hochauflösende Kameras, Sensoren, ein Lidar, um Hindernisse aufzuspüren. Deshalb auch der Name: Enabling Mobile Machine Automation, kurz Emma.
Im kleinen Maßstab gibt es solche Geräte längst für den Haushalt: Staubsauger-Roboter surren durch die Zimmer, im Garten kürzt ein autonomer Rasenmäher das Gras. Diese Geräte verfügen aber über sehr einfache Sensoren: Sie wenden oder stoppen vor einer Wand. Selbständig im Raum zurecht finden sie sich nicht.
Emma kann mehr. Vor dem ersten Einsatz „lernt“ sie auf einer menschlich geführten Tour ihre Route. Sie kann auch komplett von Menschenhand gesteuert werden – aber ist sie einmal programmiert, erledigt der Putz-Robo den Rest von selbst.
Brain Corp hilft dem Einzelhandel
Entwickelt wurde das Gerät von der kalifornischen Firma Brain Corp., die sich mit Software für das autonome Fahren beschäftigt. Mit ihrem 850-Watt-Antrieb ist Emma aber eher motorisiert wie ein kleinerer Scooter. Gut sieben Kilowattstunden Akku treiben sie für bis zu vier Stunden an – am Morgen muss Emma dann wieder laden.
Brain Corp. will im Grunde jedes Fahrzeug „autonomisieren“ können – Emma ist ein Beispiel. Derzeit bewegt sie sich erst durch fünf Walmart-Filialen im US-Bundesstaat Arkansas. Dort steht auch die Zentrale der Supermarkt-Kette. Das Management will nach eigenen Worten vor allem solche Aufgaben an Maschinen abgeben, die man für „wiederholbar, vorhersehbar und per Hand ausführbar“ hält. Die Angestellten sollen sich dadurch auf einträglichere Tätigkeiten wie die Kundenberatung konzentrieren können.
Dem Einzelhandel sitzt schließlich das Online-Geschäft im Nacken. Große Ketten mit tausenden von Niederlassungen müssen dringend ihre Kosten reduzieren, wenn sie gegen die Internet-Konkurrenz bestehen wollen. Oder sie setzen sich vom Bestellen am Bildschirm durch Service ab – etwa einer guten Beratung. So könnte ein Putzroboter tatsächlich Arbeitskraft freisetzen, die in den Dienst am Kunden investiert wird.
„Roboter werden überall sein“
„Wir wissen, dass Roboter künftig überall sein werden. In der Wohnung, im Garten, auf dem Feld“, sagte Eugene Izhikevich, CEO von Brain Corp., im Sommer bei einer Veranstaltung des japanischen Telekommunikationsunternehmens Softbank: „Diese Roboter gibt es heute auch schon auf allen Märkten. Aber wir nehmen sie noch nicht als Roboter wahr, weil Menschen sie bedienen müssen.“ Ein Faktor, der Roboter auch in der Nutzung noch sehr teuer mache.
Izhikevich will den Maschinen ein Hirn bauen, mittels Deep Learning den Robotern eine Art Denken ermöglichen. Bis 2009 hatte er daran als Forscher am Neuroscience Institute in San Diego gearbeitet, Fachbereich Neurobiologie. Jetzt hält er die Zeit der Roboter für gekommen.
„Die Zukunft des Selbstfahrens gibt es schon, schon seit Jahren.“ Und mittlerweile sei die Sicherheit auch höher, als bei Menschen-bedienten Maschinen. Nicht nur im Autoverkehr – auch Emma sei schon extrem sicher, wirbt er für seine Erfindung.
Bewährt sich Emma in der gegenwärtigen Testphase tatsächlich, soll sie bald in wesentlich mehr Walmart-Niederlassungen eingesetzt werden – und wenn es nach Izhikevich geht natürlich auch in anderen Unternehmen. Denn gute Fahrzeuge seien ja bereits entwickelt – „wir liefern nur noch das Hirn.“