Solarenergie in Deutschland: Das hatte lange den Ruf als umweltfreundliches Verlustgeschäft für überzeugte Ökos. Befeuert wurde dieses Vorurteil durch den damaligen RWE-Chef Jürgen Großmann, der 2012 dieses Zitat prägte: „Photovoltaik in Deutschland macht ökonomisch so viel Sinn wie Ananas züchten in Alaska.“
Dass inzwischen – entgegen der Meinung des Atom- und Kohlemanagers Großmann – aus Photovoltaik in Deutschland ein Geschäftsmodell werden kann, will jetzt EnBW zeigen. Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ will der Energieversorger in Brandenburg den größten deutschen Solarpark bauen – und dabei komplett auf Subventionen verzichten. „Wir sind fest entschlossen, den ersten großen Solarpark bald zu bauen. Und der soll ohne Förderung auskommen“, bestätigte Technikvorstand Hans-Josef Zimmer der Zeitung.
Die Anlage ist in Weesow-Willmersdorf, 30 Kilometer östlich von Berlin, geplant und soll eine Leistung von bis zu 175 Megawatt haben. Das würde reichen um rechnerisch 50.000 Haushalte zu versorgen. Gegenüber konventionellen Kraftwerken würden gleichzeitig CO2-Emissionen von rund 125.000 Tonnen pro Jahr gespart, rechnet das Handelsblatt vor. Das Ausmaß ist gewaltig: Die Module werden auf 164 Hektar verteilt, das entspricht rund 225 Fußballfeldern. „Wir würden damit den aktuell größten Solarpark in Deutschland bauen“, sagte Zimmer. Ende des Jahres soll in Abhängigkeit der Marktentwicklung die Investitionsentscheidung fallen. „Der erste Strom könnte schon 2020 fließen“, sagte Zimmer. Zu den Investitionskosten wollte er sich nicht äußern. In Branchenkreisen werden sie laut Handelsblatt aber auf 120 bis 150 Millionen Euro geschätzt.
Das Projekt wäre eine Zäsur in der Finanzierung der Solarenergie. Bisher garantiert das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Betreibern von Solaranlagen, dass sie ihren Strom ins Netz einspeisen können und zwar zu festen und üppigen Vergütungen. Deutschland stieg so zwar zu Europas Solarland Nummer eins auf. Die Verbraucher mussten aber bereits mehr als 70 Milliarden Euro an EEG-Umlage dafür bezahlen. Da die Preise für Solarmodule drastisch gefallen sind, traut sich die EnBW aber jetzt zu, ohne EEG-Vergütung auszukommen.