Zukünftig könnte es das einfachsten Mittel gegen marode Straßen sein, sich nach der Arbeit ein Glas Rotwein auf der Couch zu gönnen. Denn ein Forscher feilt an der Idee, Abfallprodukte der Rotweinproduktion für haltbareren Straßenbelag zu verwenden. Fahren wir also bald auf einem Bett aus Trauben?
„Asphaltbeläge verschlechtern sich im Laufe der Zeit aus vielerlei Gründen. Es ist organischer Werkstoff, der aus Öl gewonnen wird“, sagt Guillermo Thenoux. Der Professor für Ingenieurwesen und Baumanagement an der Päpstlich Katholischen Universität von Chile in Santiago leitete die Forschung. „Die Nutzungsdauer für Asphaltstraßen beträgt in der Regel etwa 15 Jahre.“ Denn mit der Zeit erhöht Asphalt seine Steifigkeit durch einen Oxidationsprozess, wird zerbrechlich und anfällig für Risse. Gut 95 Prozent aller Fahrbahnen bestehen aus Asphalt und sind somit für diesen Prozess abfällig.
Auch alternativer Belag aus Beton ist anfällig, beispielsweise für sogenannte Blow-ups, die uns in ein paar Monaten wieder auf den Autobahnen ereilen könnten. Denn immer dann, wenn es besonders heiß wird, können ältere Betonplatten sich übereinander schieben oder aufbrechen. Mit teilweise tödlichem Ausgang für all jene Auto- oder Motorradfahrer, die gerade über diesen Fahrbahnabschnitt düsen.
Cabernet Sauvignon liefert den besten Straßenbelag
Bisher ging man dagegen mittels Chemikalien an. Jetzt könnte auch Rotwein eine Lösung sein, denn auf der Suche nach einem Weg, Alterungsschäden zu minimieren oder zu verzögern, fanden die Wissenschaftler den Weg zu den Trauben. „Zu den wichtigsten Techniken zur Reduzierung der Asphaltalterung gehört es, die Oxidationsrate zu reduzieren und so die Nutzungsdauer zu verlängern“, sagt Thenoux.
Die Polyphenole in Rotweintrester haben genau diesen Effekt. Sie verlangsamen die Oxidation von Asphalt und verlängern so dessen Nutzungsdauer. Daher die Idee, Traubentrester zu trocknen, zu pulverisieren und dem Werkstoff untermischen. Diese Technik soll die Ermüdung und Rissbildung von Asphaltbelägen um gut 14 Prozent reduziert.
Was die Sache finanziell besonders reizvoll macht: Bei der Weinlese fallen große Abfallmengen an. Die landen bisher im Müll oder rotten mit strengem Duft in den Weinbergen munter vor sich hin. „Wir sahen uns das Material näher an, führten chemische Analysen durch und erkannten, dass die Substanz Antioxidantien und Polyphenole enthielt.“
Die Erfinder nahmen bei ihrer Revision unterschiedliche Rotweinsorten unter die Lupe. Die Reste der Cabernet-Sauvignon-Früchte machten das Rennen für die stärkste Waffe gegen die Altersgebrechen von Asphalt. In ihnen steckt ein etwas höheren Gehalt an Polyphenolen als in den anderen Beeren. Darüber hinaus ist es eben dieser Wein, der in sehr großen Mengen produziert wird.