Delhi ist enorm verschmutzt. Das gilt besonders für die Luft. Die indische Megastadt führt immer wieder die Liste der am stärksten verschmutzten Städte der Erde an – und die Bewohner erfanden sogar eine Bezeichnung für die finsterste Jahreszeit: die Smogsaison. Immer dann, wenn das Stroh auf den Feldern verbrennt und kein Regen fällt, wird es in den Bronchien eng.
Architekten, die im Kampf gegen die Luftverschmutzung besonders pfiffig denken, wollen jetzt hundert Meter hohe, schadstoffabsorbierende Türme für die indische Hauptstadt Delhi bauen. Das neue Projekt der Türme kam bei der Verleihung des „Experimental Future Projects of the Year“ beim World Architecture Festival bis in die letzte Runde. Das Architekturbüro Znera will die Türme perfekt in die Skyline von Delhi einbetten. Angedacht ist ein Netzwerk, das die verdreckte Luft sammelt, säubert – und dann wieder in die Umgebung abgibt.
Kohlenstoffpartikel fangen und wiederverwerten
Ein ähnliches Konzept gibt es bereits in den Niederlanden und Polen, wenn auch nur sieben Meter hoch. In Rotterdam und Krakau wurden die Smog Free Towers der Roosegaarde Studios installiert. Die Filtrationsmechanismen am Boden jeder Struktur würden Schadstoffe auf dem Niveau einfangen, auf dem die Menschen atmen, und riesige Ventilatoren an der Spitze pumpen die gereinigte Luft ab. Laut Hersteller ließen sich damit täglich bis zu 3,2 Millionen Kubikmeter saubere Luft produzieren. Weitere Ideen für die Verbesserung der Luft waren Regenkanonen und Wassersprühhubschrauber. Doch die können wegen des Smogs nicht abheben.
Das Konzept sieht so aus: Die Zuflüsse an der Basis eines Turms saugen Luft an und diese durchläuft fünf Stufen der Filtration. Darunter finden sich Aktivkohle, negative Ionengeneratoren und elektrostatisch aufgeladenes Plasma, um damit die Minipartikel einzufangen. Die Luft wird nach oben gedrückt, wo sie durch einen Fotokatalysatorfilter strömt, um Bakterien und Viren zu töten, bevor sie wieder in die Atmosphäre rauscht. Solar-Wasserstoffzellen, die in einem Netz von Brücken zwischen den Einheiten angeordnet sind, treiben die Türme an.
Und für die gefilterten Schadstoffe gäbe es sogar noch eine Verwendung: Die Kohlenstoffpartikel ließen sich in der Beton-, Düngemittel-, oder Tintenherstellung nutzen. Nun müssen die Türme nur noch gebaut werden, damit sich die Bronchien der Bürger von Delhi wieder weiten.