Lebensmittel kommen immer häufiger per Post nach Hause, gerne auch solche aus biologischer Produktion. Die Kunden haben einen hohen Qualitätsanspruch, ihre Ernährung soll nachhaltig und ökologisch korrekt sein. Wie genau ihre Einkäufe ins Haus kommen, interessiert hingegen selten. Und so sind die meisten Pakete mit Styropor gepolstert, damit der Inhalt frisch und unbeschädigt bleibt. Doch Styropor ist ein ökologisch sehr bedenkliches Material, das aus Erdöl hergestellt wird. Es verbraucht Unmengen an Energie und muss aufwändig entsorgt werden. Eine kleine süddeutsche Firma hat deshalb eine Alternative gefunden: Sie fertigt Verpackungen aus Stroh.
Vor fünf Jahren haben Patricia Eschenlohr und ihr Mann Thomas Maier-Eschenlohr das Unternehmen Landpack gegründet. Es sitzt in Alling, einer kleinen Gemeinde westlich von München. Der Ort ist umgeben von Feldern, auf denen unter anderem Gerste angebaut wird. Deren Halme sind der Rohstoff für Landpack. Erstaunlicherweise war bislang noch niemand auf diese scheinbar so einfache Idee gekommen. Deshalb mussten die Landpack-Macher ihre Produktionsanlagen erst einmal selbst entwickeln.
98 Prozent weniger Energieverbrauch
„Wir haben zwei Jahre gebraucht, bis die erste Linie vollautomatisch lief“, erzählt Eschenlohr. Die 35-jährige Betriebswirtin hatte bis dahin als Unternehmensberaterin gearbeitet. Ihr Mann ist Ingenieur, er scharte eine Gruppe Spezialisten um sich, um die Anlagen zu planen und zu testen.
Jeden Tag liefern Bauern aus der Umgebung ihre Strohballen in die Produktionshallen. Maschinen pressen dann das Material in Form. „Unsere Verpackung benötigt in der gesamten Herstellung vom Acker bis zur Auslieferung lediglich zwei Prozent der Energiemenge, die für ein gleich großes Styropor-Paket nötig ist“, sagt Eschenlohr.
Dass Stroh der perfekte Dämmstoff ist, hat selbst die Landpack-Tüftler zunächst überrascht. Die Wände der Halme bestehen aus einzelnen kleinen Kammern, die mit Luft gefüllt sind. Sie liefern den Isoliereffekt. Der existiert allerdings nur, wenn man die Halme nicht zerkleinert, wie das andere Hersteller von Stroh-Produkten machen. Sie vermahlen den Rohstoff und verkleben ihn dann in die gewünschte Form. „Bei dieser Technik ist der Dämmwert sehr gering“, sagt Patricia Eschenlohr. Landpack presst die Halme deshalb in ihrer vollen Länge in die gewünschte Form. Das erfordert viel technisches Wissen.
Auch die Landwirte profitieren
„Bei uns ist nichts außer Stroh im Material. Die Formteile werden mit einer Hülle aus Stärke verkleidet. Aber auch die ist biologisch abbaubar“, sagt die Gründerin. Inzwischen gibt es von Landpack auch Kühlverpackungen aus Hanf. Etwa 300 Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel sind Kunden in Alling. Und es werden täglich mehr. Die Unternehmen nutzen die umweltfreundlichen Verpackungen für den Transport der Waren in ihre Filialen oder zum Endkunden. Nach dem Gebrauch können Strohplatten einfach kompostiert werden.
Der Lebensmittelbereich ist mittlerweile nicht mehr die einzige Branche, die sich für diese naturnahe Verpackung interessiert. Landpack zählt immer mehr Industrieunternehmen zu seinen Kunden. Sie nutzen die fantastischen Eigenschaften von Stroh auch als Stoßschutz, beim Transport von Elektronikteilen zum Beispiel. „Ein Kunde hat dabei acht Zentimeter dicke Styropor-Platten durch 2,5 Zentimeter dünne Stroh-Elemente ersetzt“, erzählt Eschenlohr.
Noch findet Landpack die Lieferanten für den Rohstoff in der Umgebung. Die Bauern arbeiten gerne mit dem Unternehmen zusammen, denn für Stroh haben die meisten keine Verwendung und pflügten es deshalb bislang einfach unter. Landpack eröffnet ihnen eine weitere Einnahmequelle.