Es kann rasend schnell gehen: Da stapft der Alpinist im Gebirge los, wird vom Nebel überrascht und kommt vom Pfad ab. Oder ein Spaziergänger klettert über Wanderwege im Bayerischen Wald, übersieht einen Ast und bricht sich beim Stolpern ein Bein. Das Problem: In entlegenen Gebieten ist es mit dem Handyempfang meist nicht weit her. Was also tun, wenn das Smartphone keinen Empfangsbalken mehr anzeigt und ein Notruf unmöglich ist?

Ein neues Suchgerät soll den Rettungskräften dabei helfen, verloren gegangene Bürger von der Luft aus aufzuspüren. Entwickelt hat die Box die Firma Centum Research and Technology aus Vigo an der Nordwestküste Spainens. Ein Hubschrauber oder Flugzeug installiert den Apparat mit dem Namen Lifeseeker an Bord und macht sich auf die Suche nach elektromagnetischer Strahlung, die Handys für den Betrieb nutzen. So erspähen Rettungskräften auch Menschen ohne Verbindung zum Mobilfunknetz, solange deren Telefon eingeschaltet ist.

Fünf Kilometer Suchradius

Der Lebenssucher erkennt jedes Mobiltelefon. Eine wichtige Bedingung für die Rettung gibt es allerdings: Das Gerät darf sich nicht im Flugzeugmodus befinden, denn dann sucht es nicht nach Handymasten und sendet auch kein Signal.

Die Rettungskräfte in der Luft haben ein Tablet dabei, das mit dem acht Kilogramm schweren Suchgerät verbunden ist. Im Radius von bis fünf Kilometern ist der schuhkartongroße Kasten in der Lage, alle Mobiltelefone zu lokalisieren, die den Kontakt zu einem Sendemast suchen. Es ermöglicht nicht nur die fixe Ortung und den Kontakt zum abhandengekommen Menschen, sondern auch Einsätze in komplizierten Situationen, in denen beispielsweise Nebel oder Dunkelheit die Sicht einschränken.

In der Schweiz und Andorra bereits im Einsatz

In der Schweiz ist der Lifeseeker bereits im Einsatz. 2018 wurde das System für die Suche in Andorra angepasst. In den Vereinigten Staaten wird es im Flächenstaat Wyoming genutzt. Der Search and Rescue Chief Advisor Cody Lockhart stolperte vor drei Jahren auf einer bulgarischen Messe über das Gerät. Heute sagt er: „Wir denken, es ist die perfekte Suchhilfe für Orte wie bei uns, die nur über eine begrenzte Mobilfunkversorgung verfügen.“ Von der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk in Deutschland heißt es dagegen nur sehr dürr: „Da das THW nicht mit der Technik arbeitet, können wir dazu leider keine weiterführenden Auskünfte geben.“

Im Gegensatz zu Lokalisierungs-Apps für verschollene Abenteurer, die diese erst herunterladen müssen, funktioniert der Lifeseeker ohne Zutun des Vermissten. Stolze 115.000 Euro kostet der digitale Rettungsanker. Darin ist auch die Wartung für fünf Jahre enthalten.

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