„Wir wollen“ aus jedem Strahl, den die Sonne zur Erde schickt, „so viel wie möglich herausholen“, hat sich Lex Hoefsloot vorgenommen. Mit der kostenlosen himmlischen Energie soll das erste Modell von Lightyear bis zu 20.000 Kilometer weit pro Jahr kommen, verspricht der Mitgünder und Chef des gleichnamigen Start-ups aus der niederländischen Stadt Helmond.
Bei der Weltpremiere seiner Oberklasse-Limousine One wurde schnell klar: Die Niederländer brechen mit so mancher Tradition. Zwar gibt es Solarzellen auf dem Fahrzeug auch beim Sion von Sonos Motors, doch verbauen Hoefsloot Leute gleich fünf Quadratmeter auf dem langgestreckten, coupéartigen Dach. Die sollen so stabil sein, dass ein Erwachsener auf ihnen herumlaufen kann und es keine Risse gibt. Der Antrieb befindet sich nicht wie sonst auf den Achsen, sondern in jedem Rad steckt ein Motor. Leichtbau und ein geringer Luftwiderstand sollen den Verbrauch auf sensationelle 8,3 Kilowattstunden pro 100 Kilometer drücken. Das Model S genehmigt sich laut Tesla mit 18,9 kWh / 100 km mehr als doppelt so viel.
Die Auslieferung soll 2021 beginnen
Das Konzept des One ist ein Versuch, die Solarrenner praxistauglich zu machen, mit denen die Gründer von Lightyear dreimal für die Uni im benachbarten Eindhoven die Bridgestone World Solar Challenge gewannen. 2016 entschieden sie sich, ihre Erfahrungen in einem eigenen Unternehmen umzusetzen. Mittlerweile arbeiten mehr als 100 Menschen für die Firma, die rund 20 Millionen Euro an Investments, Fördermitteln und durch Zahlungen für vorbestellte Fahrzeuge eingesammelt hat.
Immerhin fast hundert Personen haben laut Website einen Lightyear bestellt und 119.000 Euro angezahlt, insgesamt kostet die fünfsitzige Limousine 149.000 Euro. Die Hälfte mehr also, als das leistungsstärkste Model S. Auf wieviel Leistung kommen die vier Motoren? Wie groß ist die Batterie? Was ist die Höchstgeschwindigkeit? Dazu verraten die Unterlagen derzeit nichts. Offiziell ist nur bekannt, dass die Reichweite 725 Kilometer nach dem WLTP-Standard betragen und die Photovoltaik-Anlage des Autos an einem sonnigen holländischen Sommertag Energie für 50 bis 70 Kilometer liefern soll.
An einem Schnelllader mit 60 kW Leistung soll der One wiederum in einer Stunde 570 km Reichweite tanken. Das entspricht einer Energiemenge beim Normverbrauch von insgesamt 47,3 kWh – so groß muss die Batterie also mindestens sein. Wahrscheinlicher sind um die 60 kWh.
Die Entwickler setzen bewusst auf einen kleineren Akku, um Gewicht zu sparen. Auch die Radnaben-Motoren sollen leichter und wartungsfreundlicher als ein konventioneller Antrieb sein.
Die ersten 500 Fahrzeuge will Lightyear Anfang 2021 ausliefern, die nächsten 1000 dann ab Mitte 2021. Bis dahin gilt es noch einige Herausforderungen zu bewältigen. So sind die Solarzellen auf dem Dach in zwei Richtungen gewölbt, was die Fertigung anspruchsvoll macht.
Und eines verspricht CEO Hoefsloot angesichts des hohen Preise des One: „Das nächste Modell, das wir entwickeln wollen, wird deutlich günstiger sein.“