Busse sind die schwarzen Schafe im öffentlichen Nahverkehr: Die Fahrt ist meist unbequem, je nach Verkehr verbringt man gelegentlich mehr Zeit im Stillstand als rollend und dann muss man von der Haltestelle auch noch nach Hause laufen. In Duisburg soll zumindest das sich ändern. Dort sind seit einigen Tagen die ersten Busse-on-Demand der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) auf der Straße und bringen Passagiere direkt vor ihre Haustür.
Den „myBUS“ kann man sich per App dorthin bestellen, wo man abgeholt werden möchte. Dann gibt man doch den Zielort ein und wartet ab. Einen festen Fahrplan gibt es nicht. Auf dem Handy zeigt eine Karte, wo sich der nächste Minibus befindet und wann er einen abholt. Möchten noch andere Leute eine ähnliche Route mit dem myBUS fahren, werden diese auch noch unterwegs eingesammelt und alle schließlich an ihren individuellen Zielorten abgesetzt. Gezahlt wird per App. Damit man nicht zu lange Warten muss startet das Projekt gleich mit fünf Bussen.
Das System mit App und Bussen hat das Berliner Technologieunternehmen door2door entwickelt. „Mit unserem Ansatz ermöglichen wir Kommunen und Verkehrsunternehmen den Betrieb ihrer eigenen Mobilitätsplattform“, sagt Tom Kirschbaum, einer der Gründer und Geschäftsführer von door2door. „Unser Anliegen ist es, dass diese die Chancen der Digitalisierung nutzen und wir gemeinsam den ÖPNV zielgenau stärken. In den regulierten Märkten Europas sind Partnerschaften mit öffentlichen Unternehmen wie der DVG wegweisend.“ Sprich: Solange andere Ridesharing-Angebote wie beispielsweise Uber sich in Deutschland noch nicht frei ausbreiten dürfen können die Verkehrsbetriebe die Lücke füllen.
Keine Konkurrenz zur Bahn
„myBUS macht deutlich, welche Potenziale die öffentliche Mobilität in Duisburg bereits heute bereithält“, sagt Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. Duisburg ist weltweit die erste Stadt, die eine nachfrageorientierte Ridesharing-Plattform in ihr ÖPNV-Netz integriert. Eine Konkurrenz beispielsweise für die Straßenbahn soll es aber nicht werden, sondern das Angebot erweitern. „Der ÖPNV der Zukunft gestaltet sich flexibel, individuell und bringt die Bürger mit einem Klick einfach von Tür zu Tür“, sagt Maxim Nohroudi, Kirschbaums Mitgründer von door2door.
Andere ÖPNV-Angebote sollen zwar nicht unter dem myBUS leiden, Taxiunternehmen aber könnten Probleme bekommen. Denn der Preis für eine Fahrt im myBUS ist an den Tarif des Verkehrsbundes Rhein-Ruhr geknüpft. Eine einfache Fahrt in der Stadt kostet damit gut drei Euro, deutlich weniger also als die meisten Taxifahrten.
Bisher fahren die Busse allerdings nur im Innenstadtbereich und zu eingeschränkten Zeiten. Freitags und samstags kann man den Dienst zwischen 19 Uhr und vier Uhr nutzen, sonntags zwischen zehn und 19 Uhr. Gerade nachts am Wochenende, wenn die Bahnen nur noch unregelmäßig fahren, treten sie also in direkte Konkurrenz mit den Taxiunternehmen.
Zwei Jahre Testphase
Bis 2019 ist myBUS in Duisburg erst mal in einer Testphase. Danach könnte das Projekt ausgebaut werden. Schon jetzt hat door2door Pläne, neben Duisburg noch in anderen Städten in ganz Europa und auch im ländlichen Raum ihre Plattform anzubieten.
Langfristig wollen door2door und die DVG mit dem myBUS dafür sorgen, dass weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind und dadurch auch die Emissionen zu senken. Momentan reiche der öffentliche Nahverkehr noch nicht aus, die meisten Menschen zur Abkehr vom privaten Auto zu bewegen. In Duisburg soll der myBUS da Überzeugungsarbeit leisten.