In dieser Größenordnung ist das bislang einzigartig: Akkus mit einer Kapazität von insgesamt 6,7 MWh sollen hypermoderne emissionsfreie Frachter von einem Industriegebiet bei Tilburg nach Rotterdam und zurück bringen. Neun Stunden braucht der „Port-liner“ für diese Fahrt über die niederländischen Wasserstraßen. Aber auch nach dem Rückweg sollen seine Stromspeicher noch nicht erschöpft sein.
Die Lithium-Ionen-Akkus sind in vier Standardschiffscontainer eingebaut, die je sechs Meter lang sind. Äußerlich sind die Akkus damit von der Fracht nicht zu unterscheiden. Zusammen liefern die Powerpacks Energie für 35 Stunden Fahrt. „Anders als Autos im Stadtverkehr müssen Schiffe nicht dauernd bremsen und beschleunigen“, sagt Ton van Meegen, CEO des Herstellers „Port Liner“.
„Und bei gleichbleibender Geschwindigkeit wird nur wenig Strom verbraucht.“ Hinzu kommt, dass die Frachter mit neu entwickelten Schiffsschrauben ausgestattet sind. „Damit braucht das Schiff 40 Prozent weniger Energie als mit herkömmlichen Propellern.“
Die Akkus können in den Häfen schnell ausgewechselt oder innerhalb von vier Stunden vollständig geladen werden. Vier Stunden: So lange dauert es auch, bis die Fracht entladen ist und neue Container aufgeladen sind. Zusätzliche Wartezeiten gibt es nicht. Grundsätzlich verbrauchen die Elektrofrachter zwar nicht weniger Energie als ein Dieselschiff von vergleichbarer Größe. „Aber der Strom für unsere Schiffe wird ausschließlich von Wind und Sonne erzeugt“, so van Meegen.
Mehr Platz für Container
Mit einer Länge von 110 Metern und einer Breite von 11,45 Metern können die großen Port Liner 280 Container schleppen: rund acht Prozent mehr als vergleichbare Dieselfrachter. Der Platz, den sonst der Maschinenraum in Anspruch nimmt, kann hier nämlich für den Wohnraum der Crew und für Güter genutzt werden. Im Herbst 2018 sollen die ersten beiden E-Frachter vom Stapel laufen.
Insgesamt will Port-Liner in den kommenden beiden Jahren 15 dieser Schiffe für den europäischen Binnenverkehr bauen: Zehn große und fünf mit einer Länge von je 52 Metern. „Alle sind bereits vermietet“, sagt van Meegen stolz. Und der Duisburger Hafen – Europas größter Binnenhafen – habe auch schon Interesse angemeldet. Geplant sei auch, die E-Frachter später einmal autonom fahren zu lassen.
In Entwicklung und Bau der emissionsfreien Schiffe investiert das niederländische Unternehmen insgesamt 100 Millionen Euro. Sieben Millionen davon hat die EU aus einem Fonds zur Förderung von Infrastruktur-Projekten übernommen.
Dass die elektrisch angetriebenen Schiffe irgendwann auch über die Ozeane kreuzen, von Kontinent zu Kontinent, kann sich Ton van Meegen aber nicht vorstellen: „Dazu reicht die Kapazität der Akkus nicht aus. Um Ozeanriesen mit elektrischer Energie anzutreiben, müssten sie Brennstoffzellen haben, die mit Wasserstoff gefüttert werden.“ Auch auf diese Technologie sei die Reederei vorbereitet: „Ob der Strom aus Akkus oder aus Brennstoffzellen stammt, ist ja egal“, so van Meegen. „An dem elektrischen Antrieb müssten wir dazu nichts ändern.“