Knapp ein Drittel der kolumbianischen Bevölkerung gilt als arm. Zwar hat sich die Zahl der Menschen, die unter der nationalen Armutsgrenze leben in den vergangenen Jahren fast halbiert, doch noch immer fehlt vielen Geld und Wohnraum.

Conceptos Plásticos arbeitet seit 2011 daran, die Situation der Bevölkerung zu ändern. Das Start-up aus der Hauptstadt Bogotá hat Bauelemente aus recyceltem Kunststoff entwickelt, mit denen innerhalb weniger Tage Häuser, Klassenzimmer oder Notunterkünfte gebaut werden können.

Steck-Prinzip wie bei Lego

Das Bauprinzip funktioniert wie beim beliebten Kinderspielzeug Lego: Die Steine lassen sich einfach ineinanderstecken. Das braucht nur etwas Geschick, die künftigen Hausbewohner können den Aufbau daher ohne viel Know-how selbst übernehmen. Der Bauprozess bringt so die Menschen vor Ort zusammen. Für die Gründer Óscar Andrés Méndez und Isabel Cristina Gaméz war das ein wichtiger Aspekt. „Wir bauen die Zukunft von Menschheit und Natur“, lautet ihre Vision.

Nur fünf Tage soll der Bau eines Einfamilienhauses dauern, wenn vier Personen beteiligt sind. Ein Haus kostet umgerechnet weniger als 4700 Euro. Das sei günstiger als die üblichen Bausysteme, die in Kolumbien verwendet werden. Über 500 Tonnen recycelte Kunststoffe hat das Unternehmen mittlerweile auf einer Fläche von knapp 4000 Quadratmetern verbaut und dabei erste Erfahrungen gesammelt.

Das Material für die Bausteine beschafft sich das Start-up selbst. Dafür arbeitet es mit Entsorgungsunternehmen und Gemeinden zusammen, um den lokalen Abfall aus Plastik, Elektroschrott und alten Autoreifen zu recyceln. Die verschiedenen Materialien wie Gummi, Polypropylen, Polyester und Aluminium werden eingeschmolzen und in Form gegossen. Dann wird noch ein Stoff hinzugefügt, der die Bausteine feuerfest macht. Durch die lokale Produktion seien Energie- und Wasserkosten sowie die CO2-Emissionen niedrig, so die Gründer.

Außerdem muss das Baumaterial erdbebensicher sein, denn das Erdbebenrisiko in Kolumbien ist hoch: Das Land liegt im Nordwesten Südamerikas, wo gleich drei Erdplatten aufeinandertreffen. Dank der Kunststoffstruktur halten die Bausteine Erdstößen stand.

Sozial statt Kapital

Méndez hat in Conceptos Plásticos das vereint, was er an der Pontificia Universidad Javeriana und an der University of Pennsylvania gelernt hat: Architektur und soziales Unternehmertum. Angesicht des Müllproblems in Bogotá mit rund 600 Tonnen Plastikabfall täglich und der Wohnungsnot seiner Landsleute kam er auf die Idee zu dem nachhaltigen, sozialen Konzept. 2016 erhielt das Start-up dafür im Rahmen des „The Chivas Venture“, einem nationalen Wettbewerb für Sozialunternehmen, eine Förderung von 300.000 US-Dollar.

Wie der Bau abläuft, zeigt dieses Video:

Sonst erhält Conceptos Plásticos finanzielle Unterstützung durch Staat, Stiftungen und verschiedene NGOs. So entstand bereits Wohnraum für viele kolumbianische Familien und Geflüchtete. Langfristig planen die Gründer die Expansion innerhalb Lateinamerikas und besonders in die Länder, die ein bis zu 40 Prozent höheres Wohnraumdefizit aufweisen als Kunststoffabfälle.

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2 Kommentare

  1. Udo Koepsell

    Ich kann das video nicht sehen. Stattdessen sehe ich eine Anzeige. Bitte schicken sie mir ein Link auf das video

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    • Franz W. Rother

      Video ist neu eingefügt. Sorry

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