Seit 2014 werden jährlich mehr als 300 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr hergestellt, etwa ein Viertel davon für Verpackungen. Der Großteil dieser Verpackungen kommt nach dem Gebrauch auf Deponien, doch ein Drittel wird in der Umwelt entsorgt – beispielsweise in den Meeren. Dort landen pro Jahr schätzungsweise zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastik. Das ist besonders problematisch, da sich dieser Müll im Meer sehr lange hält – etwa 450 Jahre. Außerdem zerfällt er durch Salzwasser und Sonneneinwirkung langsam zu Mikroplastik, das wiederum problematisch für die Lebewesen in den Ozeanen ist.
Ein Teil des Unrats wird durch Wellen zurück an die Strände geschwemmt, doch das meiste bleibt im Meer. Ein Großteil sinkt hinab auf den Boden, aber viele Kunststoffpartikel schwimmen angetrieben von Wind und Meeresströmungen hunderte Kilometer durchs Gewässer. Selbst in verlassene Gegenden wie die Arktis dringt es so vor. Das Mikroplastik sammelt sich besonders in einigen Meeresströmungswirbeln an, sodass es in bestimmten Gegenden zu einer großen Verdichtung von Plastikmüll kommt. Forscher bezeichnen dieses Phänomen als „Great Pacific Garbage Patch“ – den „großen Pazifikmüllfleck“.
Schwere Konsequenzen für die Meeresbewohner
Für Meerestiere werden diese Müllansammlungen schnell zum Verhängnis, da sie die Plastikteile mit Nahrung verwechseln. Die Müllteile verstopfen den Magen-Darm-Trakt der Tiere, sodass sie keine Nahrung mehr aufnehmen können. Die Folge: Tod durch Unterernährung. Ein aktuelles Beispiel ist der in Thailand in einem Kanal angeschwemmte Wal. Nach seinem Tod wurden etwa acht Kilogramm Plastik in seinem Magen gefunden.
Die Auswirkungen der Kunststoffabfälle auf das Ökosystem haben zur Folge, dass die EU-Kommission neue Richtlinien für die Plastikproduktion vorgeschlagen hat. So will sie künftig Besteck sowie Geschirr aus Plastik und Luftballon-, Rühr- und Wattestäbchen verbieten und Recyclingquoten für Plastikflaschen einführen. Zudem sollen finanzielle Anreize die Hersteller von Plastikflaschen zu einem Umschwung auf umweltfreundliche Produkte bewegen. Bis 2025 sollen dadurch mindestens 90 Prozent aller Getränkeflaschen aus Plastik recycelt werden und bis 2030 sogar 100 Prozent. Die Regelungen müssen allerdings erst vom EU-Parlament sowie den Mitgliedsstaaten bewilligt werden – was noch bis 2019 dauert.
Aktiv gegen Plastikmüll
In der Zwischenzeit ergreifen einige Projekte die Initiative, um aktiv gegen das Problem vorzugehen. Beispielsweise das Unternehmen „The Ocean Cleanup“ mit Sitz in den Niederlanden, das den anschwemmenden Müll an der Nordseeküste mithilfe von kilometerlangen Speeren auffangen will. Diese Vorrichtungen werden von einer in etwa 600 Meter tiefen Ankervorrichtung im Meer gehalten. Der gefangene Plastikmüll wird dann regelmäßig von Booten aufgesammelt und darauf direkt recycelt.
Ein anderes ambitioniertes Projekt ist „Pacific Garbage Screening“. Es ist im Zuge der Masterarbeit einer Architekturstudentin entstanden und versucht sich aktuell via Crowdfunding zu finanzieren. Dabei soll eine kammförmige Plattform anschwimmende Plastikteile im Meer auffangen. „Die Plattform beruhigt durch ihre Bauweise die Strömungen der Meere bis zu etwa 50 Metern Tiefe – Plastikpartikel sind leichter als Wasser und können so innerhalb der Plattform bis an die Oberfläche aufsteigen und dort abgeschöpft werden“, erläutert Marcella Hansch, die Initiatorin des Projekts.
Idee sollte erst gar nicht umgesetzt werden
Die Idee für Pacific Garbage Screening kam der Architektin während eines Tauchurlaubs, bei dem sie mehr Plastik als Fische gesehen hat. Aufgrund der Bauweise der Plattform können Fische und andere Meeresbewohner einfach durch sie hindurch schwimmen. Zudem soll sie ausreichend Platz für Forschungsanlagen bieten, was gerade für Meeresbiologen sowie Ozeanologen interessant sein könnte.
Anfangs hatte Hansch gar nicht den Plan, das Projekt überhaupt umzusetzen: „Das Konzept an sich war ja erstmal ’nur‘ meine Abschlussarbeit in Architektur und gar nicht dafür gedacht, realisiert zu werden“, sagt sie. „Aber dann wurde das Thema in den Medien immer größer und Familie, Freunde sowie Kollegen haben mich animiert, das weiter zu verfolgen.“
Zurzeit hakt es aber noch an der Finanzierung. „Aktuell finanzieren wir uns über kleine private Spenden, davon können wir aber keine Vollzeitstellen generieren oder gar einen Prototyp bauen“, erklärt Hansch. Im Moment helfen etwa 40 ehrenamtliche Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen wie Biologie oder Maschinenbau bei dem Projekt mit. Die im Juni 2018 gestartete Crowdfunding-Kampagne soll nun die Realisierung ermöglichen. Bisher hat das Projekt immerhin schon über 230.000 Euro eingesammelt. Da es sich bisher nur um ein Konzept handelt, bleibt allerdings abzuwarten, ob das Projekt letztendlich das hält, was es verspricht. Falls ja, wäre das ein großer Schritt für die Meeresreinigung.