Adelaide ist weltoffen, hat einen wunderschönen Strand und die Citybikes können kostenlos ausgeliehen werden. In der Küstenstadt des Bundesstaates South Australia scheint (fast) immer die Sonne und meist weht auch eine kräftige Brise. Ein idealer Ort für erneuerbare Energien, die nach langen Jahren des Zögerns nun auch von der Regierung gefördert werden. Adelaide will bis 2025 als erste Stadt der Welt CO2-frei werden.
Windenergie und Photovoltaik-Anlagen spielen in der australischen Region daher eine zentrale Rolle. Anfang des Jahres wurde das letzte Kohlekraftwerk des Bundesstaates abgerissen. Auch das von Elon Musk weltweit größte Batteriesystem zur Speicherung von erneuerbarer Energie mit einer Kapazität von 129 Megawattstunden steht in Adelaide.
Die perfekte Region für den deutschen Speicherspezialisten „Sonnen“ aus Wildpoldsried. Denn die Regierung von Südaustralien fördert die Anschaffung eines Heimspeichers mit bis zu 6000 australischen Dollar. Insgesamt 100 Millionen Dollar stellen die Politiker dafür zur Verfügung. Vorausgesetzt, die Speicher sind vernetzt. Genau der passende Markt für die Allgäuer, die weltweit Marktführer für intelligente Stromspeicher und Betreiber der größten Stromsharing-Plattform sind.
Virtuelle Speicher für den Stromhandel
In einer ehemaligen Automobilfabrik in Adelaide errichtet Sonnen eine neue Produktionsstätte, um dort jährlich rund 10.000 Batterien zu produzieren. Australien und der asiatisch-pazifische Raum sind für das Unternehmen aus Wildpoldsried Wachstumsmärkte. „In Südaustralien findet die Umstellung auf erneuerbare Energien gerade im Zeitraffer statt“, erklärt CEO Christoph Ostermann.
Die Speicher werden über eine Software miteinander zu einer virtuellen Großbatterie vernetzt, die insgesamt über eine Leistung von bis zu 150 Megawatt (MW) verfügen soll, um Schwankungen von Wind- und Sonnenenergie im Stromnetz auszugleichen. Mehr als Teslas Akku. Sie sollen auch am Stromhandel teilnehmen und gespeicherten Strom dann abgeben, wenn die Nachfrage und die Preise am höchsten sind. Die Nachfragepeaks werden geglättet und das Netz entlastet.
Im Gegenzug können die Speicher Energie aufnehmen, wenn zu viel davon vorhanden ist und so ebenfalls das Netz entlasten. Der Vorteil für die Haushalte: Mit dem Speicher können sie zusätzliche Einnahmen erzielen.
In Deutschland sind die Sonnen-Speicher schon lange vernetzt. Jetzt haben sie sogar die Präqualifikation für Primärregelleistung von Übertragungsnetzbetreiber Tennet erhalten und sind so die derzeit größte, virtuelle Batterie, die Schwankungen im Stromnetz ausgleichen kann. Die Präqualifikation für den Primärregelleistungsmarkt unterliegt strengen Anforderungen an Technik und Sicherheit und ist so etwas wie der Ritterschlag am Energiemarkt.
Ein Heer aus Einzelakkus
Die Speicher sind damit in der Lage, die Aufgabe von konventionellen Kraftwerken zu übernehmen.Sie können Energie erzeugen, speichern und die Versorgungssicherheit im Stromnetz sicherstellen. „Wir freuen uns sehr, dass wir als junges Unternehmen gerade Energiegeschichte schreiben“, zeigte sich Jean-Baptiste Cornefert, Geschäftsführer der sonnen eServices, sichtlich stolz. Sonnen verfügt in Europa über rund 30.000 Sonnen-Batterien, die zusammen eine Kapazität bis zu 300 MWh erreichen und damit rund 120.000 Haushalte eine Stunde lang mit Strom zu versorgen können.
Die virtuelle Batterie, die Sonnen mit dem Schweizer Technologie-Partner tiko Energy Solutions aufbaute, besteht aus tausenden, einzelnen Stromspeichern. Kommt es zu Schwankungen im Stromnetz, ordnen sich diese Batterien per künstlicher Intelligenz selbständig zu einer virtuellen Großbatterie an. Da jede sonnen-Batterie einen unterschiedlichen Ladezustand hat, werden die einzelnen Batterieleistungen zu einem Block ab einem MW zusammengefasst, die innerhalb von 30 Sekunden sowohl aus dem Netz gezogen als auch wieder eingespeist werden, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen.
Damit könnten sie künftig konventionelle Kraftwerke ersetzen. „Für den deutschen Markt ist dies eine Pionierarbeit, so können Batteriespeicher den doppelten Nutzen von Eigenverbrauch und verschiedenen Dienstleistungen am Energiemarkt erbringen“, so Fréderic Gastaldo, CEO von tiko Energy Solutions. Die Besitzer gehen dabei nicht leer aus. Sie erhalten für die zur Verfügung gestellte Kapazität von Sonnen eine Freistrommenge.