2019 wird ein wichtiges Jahr für die Elektromobilität in Deutschland. Nach jahrelangen Ankündigungen und unzähligen Concept Cars sind Daimler, Audi, VW und Co. aus der Tesla-Starre erwacht und bringen endlich ihre (endlich ernst gemeinten) Elektroautos an den Start. Eine Übersicht haben wir hier zusammengestellt. Die Übersicht zeigt aber auch: Es tut sich verdammt viel am anderen Ende der Fahrzeug-Skala: Nicht bei großen, schweren und teuren Elektro-SUV, sondern bei kleinen und pfiffigen Elektroautos für die Stadt, die ohne allzu viel Ballast auskommen.

Eines dieser Konzepte stammt aus München und wird dort von Sono Motors entwickelt: der Sion. Jetzt hat das Team um Gründer Laurin Hahn einen weiteren wichtigen Schritt gemacht, um den Sion 2019 auf den Markt bringen zu können. Als Zulieferer für den Antrieb wurde Continental gewonnen. Der zweitgrößte Autozulieferer der Welt baut die komplette elektrische Antriebseinheit, bestehend aus Motor, Leistungselektronik und Getriebe.

Die Eckdaten des Antriebs (120 kW Spitzenleistung, 290 Nm Drehmoment) sollen „die bisherigen Werte unseres Prototypen in vielerlei Hinsicht übertreffen“, wie CEO und Co-Gründer Jona Christians in einem Newsletter schreibt. „Wir können es kaum erwarten, dieses Fahrgefühl nächstes Jahr in unserem Sion zu erleben“, so der Gründer. Mit der Entscheidung für die Antriebseinheit von Continental steht nun auch fest: der Sion bekommt einen Frontantrieb. Dies habe unter anderem positive Auswirkungen auf die Effizienz und die Rekuperation.

Diese Elektroautos kommen 2019 auf den Markt:

In die positiven Neuigkeiten mischen sich aber auch schlechtere Nachrichten: Die Batterie des Sion wird teurer als gedacht. Viel teurer. „Abgasmanipulationen, Diesel-Fahrverbote und Klimaveränderungen haben den Druck auf Politik und Automobilhersteller enorm erhöht, die Elektromobilität breit auszubauen“, schreibt Christians. „Das führt zu einer steigenden Nachfrage auf dem EV-Markt und auch dazu, dass der Zellpreis bisher nicht so stark gefallen ist, wie ursprünglich erwartet.“

Batterie wird teurer als erhofft

In Zahlen ausgedrückt: 2016 schätzten viele Experten, dass der Batteriepreis bis 2020 auf unter 100 Euro pro Kilowattstunde (kWh) fallen werde. Auf dieser Basis hat Sono Motors die Batterie des Sion auf etwa 4000 Euro geschätzt. Der Sion selbst soll etwa 16.000 Euro kosten, mit der Batterie wären es also rund 20.000 Euro geworden. Wie von Christians beschrieben, hat sich der Markt jedoch anders entwickelt. Aus diesem Grund passt Sono die Erwartung zum Batteriepreis auf satte 9500 Euro an – was dann einem Gesamtpreis von 25.500 Euro für das fertige Auto entspricht. Damit liegt der Sion auf dem Niveau des kompakten VW ID., dessen Basisversion für etwas weniger als 25.000 Euro auf den Markt kommen soll – kein einfaches Umfeld für das Erstlingswerk eines Start-ups.

Neben dem Batteriekauf wird es auch weiterhin die Möglichkeit geben, die Batterie zu mieten. Bei Twitter teilte das Unternehmen mit: „Am prognostizierten Mietpreis wird sich auch nicht viel ändern, der liegt noch immer zwischen 90-140 €.“

Die Batterie beziehen die Münchner vom Zulieferer ElringKlinger. Laut Christians liegt die finale Kapazität bei 35 kWh – die Kilowattstunde kostet (Montage der Batterie nicht herausgerechnet) also über 270 statt der angepeilten 100 Euro. Dafür hat sich Sono für eine aus ihrer Sicht „besonders zukunftsfähige“ Batterietechnologie entschieden, die eine hohe Energiedichte mit einem „deutlich geringeren“ Kobaltgehalt vereint. „Das verringert die Abhängigkeit von einem wichtigen Rohstoff und reduziert mögliche Umweltschäden“, so Jona Christians. „Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung; für die Elektromobilität und damit für uns alle.“

Zudem habe das Unternehmen zur Absicherung der Serie langfristige Lieferverträge abgeschlossen. So soll auch in Zeiten großer Nachfrage immer ausreichende Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Sono Motors ist sicher kein Einzelfall. Auch große Autokonzerne haben sich lange schwer getan, ausreichend Batteriezellen und Rohstoffe für ihre angekündigten Elektroautos aus sauberen Quellen sicherzustellen. Zwar hat VW-Chef Herbert Diess jüngst angekündigt, langfristige Verträge über die Belieferung mit Batterien von 50 Millionen Elektroautos abgeschlossen zu haben. Dennoch könnte sich rächen, dass in Europa nicht in eine eigene Zellfertigung investiert wurde, wie das Beispiel Audi zeigt.

Weil die Ingolstädter angesichts von über 15.000 Reservierungen für den e-tron quattro plötzlich mehr Batterien wollte, soll einem Medienbericht zufolge der koreanische Batteriefertiger LG Chem satten zehn Prozent Aufschlag verlangt haben. Die Batterie des e-tron fasst 95 kWh, also deutlich mehr als der Sion. Da kann man sich vorstellen, welche Summe ein 10-Prozent-Aufschlag ausmacht.

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