Toyota hat eine sehr eigene Firmenkultur. Man muss nur darauf schauen, wie die deutsche Dependance mit VW auf dem Höhepunkt des Dieselskandals umgegangen ist: mit ausgewählter Höflichkeit. Und der Mutterkonzern versteckt nun eine milliardenschwere Elektrooffensive am Rande einer Pressemitteilung, die der Konzern am Montag verbreiten ließ. Stattdessen heißt es blumig: Man habe schon immer daran gearbeitet, nicht nur bessere Autos, sondern auch eine immer bessere Gesellschaft zu schaffen, und eine Mobilität anzubieten, „die dem Kunden ein Lächeln schenkt“.
Dabei steckt hinter der Strategie der Japaner ein knallhartes Geschäft. Der jahrelange Weltmarktführer hat Nachholbedarf bei Zukunftstechnologien. Mit dem Hybrid hat Toyota zwar schon viele halbelektrische Modelle in der Flotte, doch andere elektrifizierte Antriebe der Japaner – wie der Plug-in-Hybrid oder die Brennstoffzelle – sind bestenfalls ein Angebot für die Nische. Reine Elektroautos hat Toyota bislang gar nicht im Angebot. Das soll sich jetzt ändern.
Zehn neue reine Elektromodelle sind in den kommenden Jahren geplant. Schon 2030 will der Konzern weltweit 5,5 Millionen elektrifizierte Autos verkaufen, davon sollen eine Million rein elektrisch oder mit einer Brennstoffzelle unterwegs sein. Die elektrifizierten Antriebe würden damit ungefähr die Hälfte der Toyota-Verkäufe ausmachen. VW plant für 2025 nach eigenen Angaben mit zwei bis drei Millionen Elektroautos pro Jahr.
„Als Volumenhersteller müssen wir unser Angebot an Elektroautos ausbauen“, erklärte Toyota-Vize Shigeki Terashi in Tokio. Starten wollen die Japaner ihre E-Offensive in China, danach will man in weitere Märkte wie Japan, Indien, aber auch die USA und Europa expandieren.
Hoffnung auf die Feststoffzelle
Damit vollzieht Toyota endgültig eine strategische Wende. Erst 2014 zog der Konzern einer rein elektrischen Variante des RAV4 und dem Mini eQ den Stecker. Denn die Führung war wegen der hohen Kosten und der geringen Reichweite von Akkus skeptisch, ob reine Stromer für mehr als den Nahverkehr taugten. Für den Massenmarkt setzten die Planer vor allem auf Hybridantriebe, bei denen Toyota als Pionier der Weltmarktführer ist. Seit dem Start des ersten Toyota Prius vor 20 Jahren verkaufte Toyota elf Millionen Hybridautos.
Doch Vorstöße der Rivalen und Fortschritte in der Batterietechnik veranlassten Toyota-Chef Akio Toyoda, nun auch elektrisch durchzustarten. Voriges Jahr gründete er bereits eine kleine Planungsabteilung, die er mit einigen anderen Top-Managern anführte. Insgesamt hat der Konzern für seine Entwicklungsabteilung 13 Milliarden Dollar eingeplant, mit denen die elektrische Forschung vorangetrieben werden soll – vor allem an Feststoffbatterien, bei denen Toyota Vorreiter sein und eine neue Generation von schnellladenden, leistungsstarken Elektroautos einläuten will. Das könne man zwar nicht alleine, sagt Terashi. Aber die Konkurrenz schaut trotzdem sehr genau hin.
Eine ausführlichere Version dieses Artikels finden Sie im Handelsblatt.