Paul Leibold ist ein Pionier der Elektromobilität. Der Ingenieur war früh an dem Thema dran – zu früh. Vor 15 Jahren wollte Leibold E-Autos bei BMW ins Rollen bringen, doch damals interessierte sich noch kaum jemand im Unternehmen dafür. Heute hechelt die deutsche Autobranche den Chinesen hinterher. Der 50-jährige Leibold hingegen hat sich selbständig gemacht und ist weiterhin ganz vorne dabei. Er entwirft ein Konzept, mit dem Innenstädte ihren Verkehr in den Griff bekommen sollen.

Sein aktuelles Projekt heißt ACM: Adaptive City Mobility. Zehn Firmen haben sich darin zusammengetan, um die urbane Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Darunter sind bekannte Namen wie Siemens und das Fraunhofer-Institut, aber auch Mittelständler wie der niederbayrische Karosseriebauer Roding. Dort entstanden die Prototypen des ersten Produkts. Es heißt ACM City und ist ein Fahrzeug, wie es ein etablierter Autokonzern nie hervorgebracht hätte.

Visionär Leibold sieht die Autokonzerne mit ihrer Modellpolitik in der Sackgasse. Für ihn haben schwere und große SUV keine Zukunft. Sie verstopfen die Innenstädte und werden seiner Ansicht nach deshalb dort aussterben. „Bald werden in immer mehr Metropolen nur noch E-Autos erlaubt sein. Darauf stellen wir uns schon heute ein“, sagt er.

„Kein Schmuckobjekt“ – aber perfekt für die Innenstadt

Das kleine Gefährt ist extrem flexibel einsetzbar zum Nutzlast- oder Passagiertransport, es kommt ohne jeden Schnickschnack daher und ist auch deshalb superleicht. „Kein Schmuckobjekt“, wie Leibold einräumt. Aber genau das Auto, das seiner Ansicht nach in Zukunft gefragt ist. Ganz wichtig ist ihm die Idee dahinter: „Wir bieten nicht nur ein Fahrzeug. Es geht darum, ein ganzes System zu liefern.“

Dazu gehört, dass die E-Mobile möglichst rund um die Uhr ausgelastet werden. Von ihrer Auslegung her können sie dann alles sein: Taxi, Shuttle, Lastentransporter, Stromspeicher. Dennoch handelt es sich um ein besonders simples Auto. „Wir wollen zeigen, wie einfach und reduziert ein städtisches Fahrzeug sein kann“, sagt Leibold. Kein teures Blechkleid, sondern Kunststoff, Verzicht auf Größe und andere überflüssige Attribute.

Viel Stauraum für den Transport

Dieses Mini-Gefährt wird nicht schneller als 90 Kilometer pro Stunde und kommt auf lediglich 650 Kilogramm Gewicht, deutlich weniger als selbst ein Smart auf die Waage bringt. Und es fährt in der einfachen Zulassungsklasse L. Das macht den Wagen günstig und bedeutet weniger Aufwand bei der Zulassung.

Innen allerdings ist der vermeintliche Zwerg ein Riese. Ohne die beiden Rücksitze kann er eine ganze Europalette aufnehmen. Das prädestiniert ihn für Logistikunternehmen, die zunehmend die Städte verstopfen. Geladen wird per Kabel oder auch blitzschnell durch einen Akkutausch. Der ist besonders für Taxi- und Shuttleanbieter interessant. Sie können den Wagen rund um die Uhr rollen lassen und müssen keine langen Ladepausen einlegen.

Interesse vor allem aus China

Leibold hat schon bei der Konzeption dafür gesorgt, dass ein ACM City auf vielfältige Weise genutzt werden kann. Den kommerziellen Betreibern bietet es damit unterschiedliche weitere Einnahmequellen. Als Sharing-Fahrzeug, über den Stromverkauf aus der Batterie, mit digitaler Werbung außen am Fahrzeug oder per Batterie-Leasing. Alles Ertragsmöglichkeiten, die die Betriebskosten senken. „Elektromobilität muss nicht länger teuer und exklusiv sein“, sagt der Visionär. Als Individualfahrzeug sieht er den ACM City eher nicht. Für die Innenstädte setzt Leibold auf Sharing, weshalb der Kleinwagen vollvernetzt wird.

Es erstaunt nicht, dass die ersten Interessenten für die ACM-Entwicklung aus China kommen. Wieder einmal könnte eine pfiffige Idee aus Deutschland in der Ferne schneller realisiert werden als in Deutschland.

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1 Kommentar

  1. Reich,Bernhard

    sehr geehrte Damen und Herren, . in den 1976 – 1985 Jahre war ich beruflich beshäftigt mit der Reparatur von Gleichstrommororen für Gabelstapler. Da kam dann ein Dipl. Ing. Pöhlmann zu uns in die Firma und wollte, dass wir ihm einen Gleichstrommotor für sein E-Auto machen. in der Grösse eines Tesla S Mein Chef war gleich begeistert. Also Herr Pöhlmann wollte einen langen, dünnen Motor, dieser sollte ca. max. 7000 RpM machen. Also bauten wir zwei Motorenteile zu einem zusammen. Leider hat der bei 4500 RpM angefangen unkontrolliert zu schwingen. Auch sollte der Bleiaccu fest verbaut werden. nachdem das aber nicht gut gegangen ist, bin ich zum Chef gegangen und habe vorgeschlagen, dass er mit Herr Pöhlmann reden solle, dahingehend, dass wir zwei Motoren lieferen, einen auf der Vorderachse, einen auf der Hinterachse, den Accu im Einschubsystem machen. Wier habe ja ach die Qualifikation für die Wartung und Reparatur der Ladegeräte gehabt, also eigentlich alle Vorausstzungen, ein gutes Geschäft zu machen, wurde aber abgelehnt! Meine Rede ist deshalb schon lange, ein solches Wechselsystem zu etablieren. Ich denke aber, dass die Platzgelder für die Ladesäulen ein Hinderungsgrund sind, so ein System zu etrablieren
    mit freundlichen Grüssen
    Bernhard Reich

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