Der ehemalige dänische Wirtschaftsminister Brian Mikkelsen ist kein Fan übertriebener Bescheidenheit. „Der Ort wird zu einer Art europäischem Silicon Valley“, sagt er – und meint das neue Technologiezentrum Holmene, das auf künstlichen Inseln vor der dänischen Hauptstadt Kopenhagen entsteht. Bis zu 380 Firmen aus den Bereichen Pharma, Biotech und und der übrigen Life Science-Branche sollen dort bis 2040 einziehen – und bis zu 12.000 neue Arbeitsplätze mitbringen. Zum Vergleich: Im Münchner BMW-Hauptwerk schaffen knapp 9.000 Menschen. Holmene – übersetzt kleine Inseln – soll das bisher größte Industriegebiet Dänemarks mit dem Namen Avedøre Holme erweitern.
Als Grund für die Erweiterung des Industriegebiets nennt das verantwortliche Planungsbüro die steigende Nachfrage nach Standorten für wissensintensive Industrien. „Die Inseln werden mit 26 Millionen Kubikmetern überschüssiger Erde aus dem Bau der U-Bahn der Region und anderen Projekten aufgeschüttet.“ Das Material soll hauptsächlich aus dem Umland Kopenhagens kommen.
Im Notfall könnten die Baufirmen aber auch auf Aushub von Projekten im restlichen Dänemark zurückgreifen – oder Erde aus Schweden importieren. „Etwa 2,3 Millionen Quadratmeter dienen einem Industriegebiet und das restliche Land wird zu Naturlandschaften für Sport und Erholung ausgebaut.“ Damit sei es das „größte und ambitionierteste Landgewinnungsprojekt Skandinaviens.“ Wohl 2025 ziehen erste Büroangestellte aufs Wasser, gebaut wird ab 2022. 15 Jahre nach dem Erstbezug soll alles fertig sein.
Große Ambitionen – großes Risiko?
Die Ambitionen für das Projekt sind groß – und oft ist es gut, mutig zu denken. Doch gibt es auch ähnliche Projekte, die als warnendes Beispiel dienen. Da war etwa The World in Dubai. Hier sollten Hunderte Inseln sämtliche Länder der Erde abbilden. Im September 2003 gestartet, ist das Projekt heute teilweise nur noch zu erahnen. Verfallen, überschwemmt und von der Geschichte überholt.
Ob das auch in Kopenhagen droht? Immerhin startet Dubai jetzt an Stelle von The World mit The Heart of Europe einen neuen Versuch – ein fünf Milliarden US-Dollar teures Anliegen, das sechs der 300 ehemaligen The World-Eilande nutzen will. Die werden gerade auf ein Abbild Europas getrimmt – und sollen bald jährlich 16.000 sonnenhungrigen Touristen eine Bleibe bieten. Bleibt abzuwarten, ob sich der Wagemut auszahlt, es diesmal klappt und sich Holmene und The Heart of Europe gegen die steigenden Meeresspiegel behaupten.