Manch wohlhabender Niederländer mag beim Strandurlaub aufs Meer schauen und über die Zukunft seines Landes grübeln. Denn der Meeresspiegel steigt – und für unser Nachbarland ist das eine Gefahr: 26 Prozent des niederländischen Gebiets liegt unter dem Meeresspiegel. Mit Deichen, Poldern und Wehranlagen schützen sie ihr Land vor dem Wasser. Doch ein steigender Meeresspiegel könnte langfristig zum Problem werden.

Diesen steigenden Meeresspiegel bezeichnen Arnaud Luguet und Nicolas Derouin als eine der Schlüsselaufgaben unserer Generation. Doch sie haben auch einen Lösungsvorschlag: Sie haben ein Start-up namens Arkup gegründet, sich mit dem Architekten Koen Olthuis zusammengetan und ein nachhaltiges schwimmendes Haus entwickelt. Damit soll man auch auf Wasser komfortabel leben können.

Vorgestellt hat das Startup aus Florida sein Projekt Anfang November auf der Fort Lauderdale International Boat Show. Die rund 400 Quadratmeter große Yacht ist 100 Prozent autonom: Auf dem Dach sind 30-Kilowatt-Solarpanels platziert, die genug Energie produzieren sollen, damit man auf dem Schiff komplett losgelöst vom Netz leben kann. Sie treiben auch die beiden elektrischen Triebwerke an, so dass das Schiff mit bis zu sieben Knoten unterwegs ist. Lithiumbatterien speichern bis zu 1000 kWh an überschüssigen Strom.

Wasser bringt der Regen

Regenwasser wird vom Dach gesammelt und in den Bug geleitet. Dort wird es gelagert und soll den ganzen Wasserbedarf abdecken: Nach dem es gefiltert ist kann man es als Trinkwasser nutzen. Und für die Sanitäranlagen soll es auch reichen.

Auch wer auf hohen Wellen schnell Seekrank wird, braucht sich keine Sorgen zu machen: Das Arkup-Boot hat hydraulisch-ausfahrbare Beine. Wenn man also eine ruhige, nicht zu tiefe Stelle gefunden hat, kann man die Beine ausfahren und sich über das Wasser hinausheben. Dann kann man in Ruhe und ohne Wackeln kochen, schlafen oder in der eingebauten „Communications Suite“ Fernsehen schauen oder per WiFi im Internet surfen.

Der Klimawandel bringt jedoch nicht nur steigende Meeresspiegel sondern, wie man in den vergangenen Monaten sehen musste, auch vermehrt Stürme und Hurrikane mit sich. Arkup verspricht, dass das schwimmende Zuhause Winden mit bis zu 250 km/h widerstehen könne – das wäre ein Hurrikan der Kategorie vier. Das Boot soll dann die Beine einziehen und wie eine Boje auf dem Wasser in den Wellen treiben. Gemütlich klingt das erst mal nicht, zumal im Konzept viel Glas eingeplant ist.

Zwei Millionen Euro Kaufpreis

Welche dieser Features man alles haben möchte kann man selbst entscheiden: Solardach, Batteriekapazität, hydraulische Beine und ein Anlegeplatz für ein kleines Boot oder Jet-Ski sind optional, auch die Größe der Wohnfläche und der Freiluft-Terrasse kann man sich selbst aussuchen.

Für den Durchschnittsverdiener wird es allerdings schwer, auf dem Arkup-Boot den überfüllten Innenstädten und dem steigenden Meeresspiegel zu entkommen. Ungefähr zwei Millionen Euro soll ein Schiff kosten, der Preis kann je nach Ausstattung schwanken. Der erste Prototyp ist bereits fertig, im September soll die Serienfertigung beginnen. „Die Yachten sind speziell für die Gewässer in Miami und Florida designt, können aber weltweit an die jeweilige Situation angepasst werden“, sagt Nicolas Derouin. Nach Miami ging es deshalb zum Testen auch nach New York und Tokyo.

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