Es knallt nicht mehr, es „ploppt“ nur noch: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat einen neuen Überschalljet in Auftrag gegeben – der fast ohne Überschallknall fliegt. Ziel des Projekts ist es, Daten zu sammeln, um den Überschallflug auch über Land zu ermöglichen. Bisher ist das nicht ohne weiteres erlaubt – aus Lärmschutzgründen.
Beim Fliegen mit Überschall ist die Fluggeschwindigkeit größer als die Schallgeschwindigkeit in der Umgebung des Flugzeuges. Es entstehen Stoßwellen, die sich vom Flugzeug entfernen, aufeinander trafen und so den berühmten Überschallknall verursachen. Das Donnern ist auch am Boden noch laut zu hören, weshalb Überschallflüge normalerweise nicht über Land gestattet sind – sondern nur weit weg von empfindlichen Ohren.
Der neue Flieger mit dem Namen „X-Plane“ soll Abhilfe schaffen. Dank eines neuen Designs soll dessen Überschallknall deutlich leiser sein und am Boden – wenn überhaupt – nicht lauter als das Zuschlagen einer Autotür wahrzunehmen sein. Ein Prototyp des neuen „X-Plane“ soll bis Ende 2021 fertiggestellt werden.
Tests über verschiedenen Regionen in den USA
Mit Entwurf, Bau und Test des Jets wurde der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin beauftragt. Der Rüstungskonzern erhält 247,5 Millionen Dollar (etwa 200 Millionen Euro) für das Projekt. Der Flieger soll in etwa 16 Kilometern Höhe mit rund 1500 Kilometern pro Stunde fliegen. Sobald der Prototyp fertig ist, will die Nasa selbst weitere Tests durchführen und ab Mitte 2022 dann bei Flügen über ausgewählten Regionen der USA weitere Daten sammeln. „Es ist super aufregend, in diesem Umfang X-Planes zu designen und zu fliegen“, sagte der Nasa-Experte Jaiwon Shin. Neben der Nasa und Lockheed Martin arbeiten derzeit auch andere Unternehmen an Überschalljets.
Mit dem Projekt rückt eine Rückkehr des Überschallflugs rund 15 Jahre nach dem Aus der legendären Concorde näher. Auf den Strecken von Paris und London nach New York war der elegante schneeweiße Überschalljet mit den Deltaflügeln und der spitzen Nase einst das Nonplusultra. Das Flugzeug ermöglichte es Jetsettern und Topmanagern ein Vierteljahrhundert lang, binnen dreieinhalb Stunden von Europa nach New York zu fliegen. Im Juli 2000 sorgte in Paris ein Blechstreifen auf der Fahrbahn beim Start der Concorde dann für eine Katastrophe, bei der neben den Insassen auch vier Menschen am Boden starben. Die Luftfahrtkrise nach dem 11. September 2001 ließ die Kosten für den Betrieb der Maschinen weiter steigen, so dass die Concorde im Oktober 2003 zum letzten Mal in London landete.