Der Termin steht – und an dem wird, wenn es nach Nico Rosberg und Marco Voigt geht, auch nicht mehr gerüttelt. Corona hin oder her: Vom 16. bis 18. Juni steigt im Berliner Kraftwerk das dritte Greentech-Festival, auf der sich Tausende Menschen über innovative grüne Technologien für eine nachhaltige Zukunft austauschen werden – Forscher und Unternehmer, Entrepreneure und Investoren, Klimaaktivisten und Politiker. Live, aber nicht leibhaftig, als Hybridveranstaltung, auf der sich Internet-Präsentationen mit Diskussionsrunden auf der Bühne abwechseln. Motto: So geht Zukunft.
Nico Rosberg hat die Plattform 2019 aus der Taufe gehoben – kurz nachdem der ehemalige Rennfahrer und Formel-1-Weltmeister für sein Engagement als Nachhaltigkeitsunternehmer mit dem Umweltpreis Green Award ausgezeichnet wurde. Um den Umweltpreis herum entwickelte er zusammen mit den beiden Ingenieuren und Politikberatern Marco Voigt und Sven Krüger in nur fünf Monaten das Greentech-Festival als „inspirierenden Raum für Menschen, Ideen, Innovationen, Unternehmen und Organisationen, die die Welt zum Besseren verändern wollen.“ Die erste Ausgabe war ein voller Erfolg: Rund 35.000 Menschen kamen auf dem Flughafen Tempelhof unter dem Motto „Celebrate Change“ zusammen – Corona war damals nur eine mexikanische Biermarke.
„Pandemie ist wie ein Weckruf“
Vergangenes Jahr herrschte bereits Maskenzwang, mutierte das Festival zur Hybridveranstaltung, mit rund 35.000 Menschen vor den Bildschirmen und immerhin noch 3000 Menschen leibhaftig vor Ort. Ursula von der Leyen war damals unter anderem dabei, Robert Redford, Joschka Fischer und auch der Musiker Sting. Ein ausgeklügeltes Hygiene-Konzept sorgte dafür, dass sich niemand mit dem Corona-Virus infizierte.
Auch diesmal soll es, muss es eine Hybrid-Veranstaltung werden. Zusammen mit dem TÜV Nord sei das Hygiene-Konzept weiterentwickelt worden. Das Interesse an dem Format sei auch in diesem Jahr großweltweit sehr groß – auch und vielleicht auch gerade wegen Corona. Voigt ist sicher: „Die Pandemie gibt der Diskussion über den Klimawandel und den Umweltschutz enormen Schub. Das ist wie ein Weckruf: Die Menschen begreifen jetzt, was für eine Bedrohung der Klimawandel ist.“
Als prominente Redner zu den Themen wird auf dem Festival unter anderem der Hochseesegler Boris Herrmann erwartet, der mit seiner Yacht Greta Thunberg zur UN-Klimakonferenz in die USA chauffierte. Auch die Meeres-Ingenieurin Beth Thoren von Patagonia hat bereits zugesagt sowie Melati Wijsen – Mitbegründerin von „Bye Bye Plastic Bags“ und Youthtopia. Mehr wollen Rosberg und Voigt im Gespräch mit EDISON noch nicht rauslassen.
„Wasserstoff essentiell für den Klimaschutz“
Viel lieber redet Rosberg über die Themen, die das Greentech-Festival und ihn in diesem Jahr beschäftigen werden. Klar, die Energiewende steht ganz oben auf der Agenda. Dem umweltbewegten Rennstallbesitzer – Rosberg beteiligt sich mit seinem Team „X-Racing“ an der ExtremeE genannten Rallye für elektrisch angetriebene SUVs, die am 3. April in Saudi-Arabien startet – liegt vor allem die Energiewende am Herzen. Für ihn aus ausgemacht, dass der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft „essentiell ist, um die Klimaziele zu erreichen.“ Denn es gebe kein besseres Medium, um den mithilfe von Wind und Sommer produzierten Strom zu speichern.
„Das Problem ist nur“, so Rosberg, „dass Politiker in Deutschland keine Wahl gewinnen, wenn sie sich für diese Technologie einsetzen“. Denn der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft werde Milliarden verschlingen, sich über 10 bis 15 Jahre hinziehen – und „auch nur gelingen, wenn die gesamte Wirtschaft darauf umgestellt wird.“ Darüber dürfte es beim GreenTech-Festival im geplanten Themenblock „Energy for good“ sicher lebhafte Debatten geben.
Ebenso wie über „Carbon Capture and Storage“-Technologien, also um Verfahren zur Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund. Rosberg findet es im Gespräch mit EDISON „erschreckend, wie weit wir da von einer Lösung weg sind.“ Und natürlich werde es auch um die Elektromobilität gehen – wobei Rosberg hier sehr optimistisch ist: „Das wird jetzt ganz schnell gehen. Im nächsten Jahr werden für Elektroautos die gleichen Preise aufgerufen wie für Verbrenner. Das wird einen riesigen Schub geben: Alle werden dann nur noch Elektroautos haben wollen.“ Als Investor bei dem Lade-Dienstleister Chargepoint freue er sich natürlich über die Entwicklung. Im Programmteil „Moving the right way“ wird natürlich diese Thematik auf dem Greetech-Festival vertieft.
„Klimaschutz beginnt auf dem Teller“
Wie auch der Themenbereich „Food, Lifestyle and Living“. Rosberg zeigt auch daran (neuerdings) großes Interesse – als Festival-Veranstaltung wie als Investor: Kürzlich hat er sich an dem Startup Beneto Foods beteiligt, das eine proteinreiche Paste aus Insektenmehl herstellt. „Klimaschutz beginnt auf dem Teller. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der weltweiten Treibhausgase durch die Massentierhaltung entsteht, wird deutlich, dass wir neue Ansätze brauchen, die auch bevölkerungsstarken Schwellen- und Entwicklungsländern zu Gute kommen. Insekten können hierfür eine Lösung sein, denn sie bieten eine Proteinversorgung ohne umweltschädliche Nebenwirkungen wie in der konventionellen Fleischproduktion.“
Die Besucher des Greentech-Festivals dürfen sich schon mal freuen: In ihrem „Goodie Bag“ werden sie wahrscheinlich auch Nudeln vorfinden, die mit Grillenmehl angereichert wurden. Rosberg: Das schmeckt superlecker, mit Akzenten von Nussigkeit und Bacon.“
Na dann: Mahlzeit. Tickets für das Festival können ab sofort geordert werden.