Die Zahl der Tage mit Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius ist in deutlich gestiegen und vielerorten sinken die Grundwasserstände. Der Wassergehalt der Böden ist spürbar gesunken, die Vegetationsperioden sind dafür länger geworden und haben sich obendrein verschoben. In der südlichen Nordsee sinken infolge der steigenden Wassertemperaturen die Kabeljau-Bestände, dafür gehen den Fischern immer häufiger Sardinen und Sardellen ins Netz. Die Extremwetterlagen häufen sich, entsprechend steigen die Ernteausfälle. Neue Tier- und Pflanzenarten machen sich breit, dafür andere rar: Der zweite Monitoring-Bericht der Bundesregierung, der heute von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und der Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, präsentiert wurde, belegt auf rund 270 Seiten mit einer Vielzahl von Fakten: Die Klimawandel ist in Deutschland angekommen und zeigt bereits deutlich Auswirkung. In Natur und Umwelt, auf den Feldern und in den Wäldern, in der Wasser- und Energiewirtschaft – und nicht zuletzt bei den Menschen. Nach Auswertungen von Daten des Statistischen Bundesamtes sind in den Hitzeperioden der 2006 und 2015 schätzungsweise jeweils 6000 Menschen infolge von Kreislaufversagen gestorben. Betroffen waren vor allem Menschen jenseits der 75 Jahren in der Mitte und im Süden Deutschlands.
„Deutschland steckt bereits mittendrin in der Erderhitzung, mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit“, konstatierte UBA-Präsidentin Krautzberger. Und Umweltministerin Schulze warnte vor den Folgen: „Die Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur in Deutschland um 0,3 Grad in nur fünf Jahren ist alarmierend.“ Um die Folgen der Erderwärmung zu stoppen, sei ein vorsorgender Klimaschutz notwendig – und eine konsequente Anpassung des Landes an den Klimawandel, etwa bei Bau- und Infrastrukturprojekten, beim Deichbau und bei der Wasserversorgung. Schulze: „Eine solche nachhaltige Klimaanpassung macht unsere Infrastruktur nicht nur robuster. Sie sichert auch den Standort Deutschland und bringt einen Mehrwert für unsere Lebensqualität.“
Klare Indizien für einen Klimawandel
Dabei sind die Wetterphänomene in 2018 und 2019 – etwa die lange Dürrepriode im Frühsommer des Vorjahres, die große Teile der Fichtenbestände in den deutschen Wäldern hinwegrafften – im Monitoringbericht nur teilweise berücksichtigt: Berichtszeitraum des zweiten Reports dieser Art war vielmehr der Zeitraum zwischen 2014 bis 2017. Eine eingehende Analyse der gegenwärtigen Entwicklungen soll erst im Fortschrittsbericht gegeben werden, der im Herbst kommendes Jahres veröffentlicht werden soll. Zweck des Monitorings sei „weniger eine Darstellung der jeweils aktuellsten Entwicklung, sondern die systematische Beobachtung von Klimawirkungen und Anpassung aufgrund statistisch fundierter Zeitreihen.“ Es gebe eine Vielzahl von Indizien, heißt es in dem Bericht, die für eine ansteigende Hitzebelastung durch die Erderwärmung sprächen.
Zu klären sei aber noch, wie sich die festgestellten Veränderungen in das Gesamtbild einordnen. Das gilt beispielsweise auch für die niedrigen Wasserstände in einigen Flüssen, die in den beiden vergangenen Sommern zu beobachten waren: Aktuell sei „keine klimawandelbedingte Häufung erkennbar“ und auch kein klarer Trend.
Lufttemperatur stieg seit 1881 um 1,5 Grad
Der ist dafür an anderen Stellen deutlich: Bei der Entwicklung der Wassertemperaturen in Nord- und Ostsee. Und bei Entwicklung der mittleren Lufttemperaturen in den zurückliegenden 137 Jahren seit dem Beginn der regelmäßigen Messungen im Jahr 1881. Demnach ist es hierzulande bereits um 1,5 Grad wärmer geworden, allein in den zurückliegenden fünf Jahren um 0,3 Grad. Um einen weiteren Anstieg in der Geschwindigkeit zu verhindern, will die Bundesumweltministerin auf der 2. Dezember beginnenden UN-Klimakonferenz nun dafür kämpfen, dass die EU ihre Klimaschutz-Ziele verschärft.