In seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen interessierte sich Oliver Krischer intensiv für die Entwicklung der Elektromobilität in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen. Seit Juli 2022 ist Krischer nun Minister für Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen in der schwarz-grünen Landesregierung – und hat nun Gelegenheit, die Rahmenbedingungen für Elektroautos zu verbessern. Zu tun gibt es einiges: Nach einer Untersuchung der Internet-Plattform Savoo ist NRW im Bundesvergleich das Land mit den höchsten Zulassungszahlen – aber der mit Abstand schlechtesten Ladeinfrastruktur und den zum Teil höchsten Ladestrompreisen.

Nach der Studie ist die Millionenstadt Köln aktuell das schlechteste Pflaster für Elektroautos in Deutschland. In der selbsternannten „Modellstadt für Elektromobilität“ stehen derzeit für etwa 18.000 Steckerautos (Plug-in Hybride und Batterieautos) derzeit nur 204 öffentliche Ladestationen bereit – 173 Säulen werden von einem Tochterunternehmen der örtlichen Stadtwerke betrieben. Und mit Münster und Bochum finden sich in dem Ranking von Savoo noch zwei weitere Städte aus NRW mit einer schlechten Ladeinfrastruktur.

Und teuer ist es obendrein, beklagt die Savoo-Studie. In Köln zahlen Fahrer von Elektroautos an den öffentlichen Ladestationen für die Kilowattstunde Wechselstrom – die Ladesäulen sind überwiegend AC-„Schnarchlader“ für das Laden über Nacht – 45 Cent. Bei einem Elektroauto mit einem 50 kWh-Akku wie der Renault Zoe kämen so pro Akkuladung 22 Euro zusammen.

„In NRW muss eindeutig mehr getan werden“

„Da drei der fünf schlechtesten Städte (für Elektromobilisten) in Nordrhein-Westfalen liegen“, konstatieren die Verfasser der Studie, „muss eindeutig mehr getan werden, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.“

Deutlich besser sieht es da im Vergleich in Hamburg aus – der laut Savoo derzeit „besten deutschen Stadt um ein Elektroauto zu besitzen“. Die Kilowattstunde Strom kostet hier aktuell nur 39 Cent. Und insgesamt 678 Ladesäulen im Stadtgebiet sorgen dafür, dass hier keine Reichweitenängste oder Ladenöte aufkommen.

Für Gesamtdeutschland kam Savoo auf eine Zahl von 28.553 Ladestationen und einen Durchschnittspreis von nur 14 Cent. Wie die Zahlen zustande kamen, wird allerdings nicht erläutert. Die Bundesnetzagentur zählt 57.231 Normalladepunkte und 11.044 Schnellladepunkte, der „Charging Radar“ von CIRRANTiC und TheonData für EDISON führt (Stand Ende September 2022) 85.316 Ladepunkte. Die meisten Ladesäulen verfügen über mindestens zwei, inklusive CHAdeMo-Anschlüssen manchmal auch drei Ladepunkte. Und nach den aktuellen Zahlen des „Charging Radar“ kostet die Kilowattstunde an einem AC-Lader in Deutschland derzeit durchschnittlich 60 Cent, an einem DC-Schnelllader 67 Cent – bei Spitzenpreisen von 94 Cent (AC) und 1,02 Euro (DC). So gesehen ist Köln eigentlich doch kein so teures Pflaster für Elektroautos.

Und noch in diesem Jahr soll begonnen werden, die Ladeinfrastruktur kräftig auszubauen. Die Planung sehen den Aufbau von 400 neuen Ladepunkten allein im kommenden Jahr vor.

Verkehrsminister Krischer muss möglicherweise doch nicht eingreifen.

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