Exakt 301.915 Autos hat Porsche im abgelaufenen Geschäftsjahr verkauft und damit einen Umsatz von 33,1 Milliarden Euro erzielt. Die meistverkauften Modelle mit jeweils über 80.000 Einheiten waren die SUVs Macan und Cayenne. Doch schon auf Platz 3 der Verkaufsstatistik stand der vollelektrische Porsche Taycan, für den sich 2021 41.296 Kunden entschieden – mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Selbst die Sportwagen-Ikone 911 konnte da nicht mithalten: Vom Carrera wurden weltweit nur 38.496 Einheiten abgesetzt.
Elektro-Strategie kommt schneller voran als geplant
Die Antriebswende ist bei Porsche in vollem Gang – und sie wird in den kommenden Jahren weiter beschleunigt werden, wie Firmenchef Oliver Blume in der Bilanz-Pressekonferenz ankündigte.
„Im vergangenen Jahr waren bereits knapp 40 Prozent aller in Europa ausgelieferten Porsche-Neufahrzeuge elektrifiziert – also Plug-in-Hybride oder vollelektrische Modelle. In 2025 soll bereits die Hälfte aller neu verkauften Porsche elektrifiziert sein – und 2030 soll der Anteil aller Neufahrzeuge mit einem vollelektrischen Antrieb bei mehr als 80 Prozent liegen“, kündigte Blume an. „Unsere Elektro-Strategie kommt schneller voran als geplant. Von allen Fahrzeugen, die wir 2021 weltweit ausgeliefert haben, war fast jedes vierte elektrifiziert. In Europa waren es sogar knapp 40 Prozent. Damit liefern wir bereits mehr rein elektrische als Hybrid-Fahrzeuge aus.“
Porsche Boxster und Cayman nur noch elektrisch
Dazu wird in den kommenden Jahren das Angebot an Vollstromern weiter wachsen, wie EDISON bereits vor längerem berichtet hatte. In den Startlöchern steht bereits die nächste Generation des Macan, den es ab kommendem Jahr auch in einer vollelektrischen Version geben wird. Und Boxster und Macan werden „Mitte des Jahrzehnts“ unter Strom gesetzt. Testfahrzeuge sind bereits unterwegs. Blume: „Den 718 wollen wir ausschließlich vollelektrisch anbieten. Unser Anspruch ist klar: Der 718 soll der beste rein elektrische Sportwagen im Segment sein.“ Die Batteriezellen dafür wird Northvolt aus Schweden liefern.
Den neuen Macan wird es hingegen wie den Panamera und Cayenne noch eine Weile mit Ottomotoren geben – die Schnell-Ladeinfrastruktur ist noch nicht in allen Winkel der Welt so gut wie in Deutschland und den USA. Deshalb wird der 911 auch erst mal nur mit einem Hochleistungs-Hybridantrieb geben. Das erleichtert auch Finanzchef Lutz Meschke, das Renditeziel von über 18 Prozent zu erreichen: Beim Taycan wird derzeit wegen der hohen Produktionskosten nur eine einstellige Umsatzrendite erreicht. Meschke: „Zwei, drei Jahre brauchen wir noch, um mit dem Elektroauto auf die gleichen Margen zu kommen wie bei unseren Verbrennern.“ Preiserhöhungen etwa wegen der gestiegenen Energie- und Beschaffungskosten aber schloss Meschke vorerst aus: „Preiserhöhungen dürfen nur das letzte Mittel sein. Erst einmal kehren wir auf dem eigenen Hof“ – sprich: verbessert man die Ertragslage durch Sparmaßnahmen im Unternehmen.
Erste Porsche-Ladestationen noch 2023 in Europa
Um das zu verändern, wird Porsche in den kommenden Jahren nicht nur in neue Fahrzeuge, sondern zusammen mit Partnern auch in eigene Premium-Ladestationen und zusätzlich in eine eigene Lade-Infrastruktur entlang der wichtigsten europäischen Fernstraßen investieren, an der mit bis zu 350 Kilowatt Strom bezogen werden kann – auf Ionity allein mag sich der Sportwagenhersteller wohl nicht verlassen. Jede Station wird zwischen sechs und 12 Ladepunkte mit einer Ladeleistung von 350 kW und mehr haben. Während das Auto Strom zieht, kann der Fahrer in einem Lounge-Bereich einen Kaffee schlürfen. Die erste Station soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Vorbild ist hier der Audi Charging Hub in Nürnberg. Im ersten Schritt sollen Stationen in Europa entstehen, später auch in China und Nordamerika.
Weitere Investitionen fließen in den Aufbau einer eigenen Batteriefertigung. Das Werk der neuen Cellforce Group in Reutlingen mit einer Produktionskapazität von jährliche 100 Megawattstunden soll schon in zwei Jahren in Betrieb gehen. Gefertigt werden soll hier eine neue Generation von Hochleistungs-Lithium-Ionen-Pouch-Zellen mit Siliziumanoden und hoher Energiedichte für automobile Spezialanwendungen.
Neues Geschäftsfeld: Porsche E-Bikes
Und wie Finanzchef Lutz Meschke verriet, wird sich Porsche künftig nicht auf die vierrädrige und zweispurige Elektromobilität beschränken. Geplant ist, mit der Produktion von E-Bikes ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Meschke: „Wir planen, eine zukunftsweisende Generation von
Porsche E-Bikes zu entwickeln. Zuletzt haben wir 20 Prozent an Fazua übernommen – mit der Option, unsere Anteile auf 100 Prozent aufzustocken. Dieser innovative Hersteller von E-Bike-Antriebssystemen passt perfekt zu Porsche. Ich bin überzeugt, wir werden noch viel Freude haben auf dem Zukunftsmarkt E-Bike, der stark wächst und großes Potenzial bietet.
Wäre viel sinnvoller in Batterietechnologie zu investieren, dann da stellt sich jetzt raus, wer noch konkurrenzfähig auf dem Markt ist.