Walter Röhrl, Christian Danner und Joachim Winkelhock, Jean Ragnotti und Guy Frequelin – Generationen von Rennsportlern sammelten in den 1970er- und 1980er-Jahren am Steuer eines Renault 5 nicht nur erste Erfahrungen, sondern auch jede Menge Siegerpokale ein. Oft gegen größere und stärkere Fahrzeuge anderer Marken. Vor allem im Rallyesport war der „kleine Freund“ damals kaum zu schlagen. Vor allem nicht in den pausbäckigen, bis zu 350 PS starken Turbo-Versionen. Unvergessen ist, wie der ehemalige Stuntman Ragnotti 1985 mit seinem heckgetriebenen Renault 5 Turbo Maxi 2 auf der „Tour de Corse“ die Konkurrenz mit ihren Allradlern in Grund und Boden fuhr. Oder wie sich 1981 beim ersten Rennen um den Renault 5 Turbo-Europacup auf dem Hockenheimring Röhrl vom letzten Startplatz durch ein 40 Autos zählendes Starterfeld bis auf Platz 13 durchboxte.
Lebt das wilde Treiben demnächst wieder auf? Mit dem R5 Turbo 3E hat Renault jetzt einen ersten Ausblick auf ein künftiges Serienfahrzeug gegeben, das 46 Jahre nach der Weltpremiere des ersten Renault 5 Turbo bestens dafür geeignet wäre. Natürlich nicht mit einem PS-starken Benziner an Bord – die Zeiten sind bald vorbei. Sondern mit einem zeitgemäßen Elektroantrieb. Und was für einem: Zwei an der Hinterachse verbaute E-Maschinen mit einer Gesamtleistung von über 360 kW oder 500 PS sollen Turbo 3E in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 treiben können. Dagegen sieht selbst der jüngst vorgestellte Alpine A290 in der Topversion GTS (160 kW) noch zahm aus.
Renault knausert noch mit Informationen
Vor allem optisch. Der erste vollelektrische Alpine A290 unterscheidet sich von dem Renault 5 Electric nur durch eine sechs Zentimeter breiteten Spur, einer anderen Fahrwerksabstimmung und ein paar Anbauteilen von dem zivilen Verwandten. Der Renault 5 Turbo 3E fährt hingegen wie schon das Konzeptauto von 2022 das volle Sport-Programm auf. Mit XXL-Kotflügelverbreiterungen, extrabreiten Front- und Heckschürzen sowie riesigen Lufteinlässen sieht er so aus, als käme er direkt von der Rennstrecke.
Mit den technischen Daten knausert Renault noch – ebenso wie mit einer Informationen, in welchen Stückzahlen das Modell gebaut wird und zu welchen Preisen es 2025 in den Handel kommt. Gerne hätten wir auch erfahren, wie groß die Batterie im Fahrzeugboden ist: Der maximal 52 kWh große Akku des Alpine A290 dürfte den Ansprüchen der Kunden ebenso wenig entsprechen wie dessen Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h.
Und so wie der R5 Turbo aussieht, gehört er eigentlich auch nicht auf öffentliche Straßen, sondern auf eine Rennstrecke. Eine Neuauflage des R5 Turbo-Europacups wäre da eine feine Sache – als Ergänzung zur Formel E und zur weiteren Emotionalisierung der Elektromobilität. Mal schauen, was uns Konzernchef Luca de Meo dazu in den nächsten Tagen in der neuen Doku-Serie „Anatomy of a Comeback“ auf Prime Video erzählt: Dort schildert er, wie die Renault Group sich in den vergangenen Jahren neu erfunden hat – und wohin sie steuert.